Kleine Auszeit vom Babyalltag

Irgendwann nach der Geburt kommt bei vielen Müttern der Wunsch nach ein bisschen Zeit nur für sich selbst. Anfangs ist es nur der Wunsch, mal ungestört zu duschen. Später sind es vielleicht mal ein paar kinderfreie Stunden. Oder Zeit nur allein mit dem Partner. Bei dem Thema erinnere ich mich gerne an jene Mutter aus der Stillgruppe, die mir erzählte, was sich ihr Partner etwas Besonderes für sie ausgedacht hatte: eine Ballonfahrt, anfangs noch mit dem Gedanken, dass sie dieses besondere Erlebnis zu zweit teilen.

Schnell war aber klar, dass nur der Vater selbst als Betreuungsperson am Boden für das wenige Wochen alte Baby in Frage kam. Also fuhren sie gemeinsam zur Wiese, auf der der Ballon starten sollte. Die junge Mutter hatte sich tatsächlich kurz auf ein wenig Freiheit und einen tollen Ausblick gefreut. Doch beim Blick in die Wolken war schnell klar, dass dafür die Entfernung zwischen Mutter und Kind noch viel zu groß sein würde. Allein der Gedanke, dass das Baby Stillhunger bekäme, während sie über die Landschaften schweben sollte, sorgten für Schweißausbrüche. Auch wenn sie es natürlich vorher gestillt hätte und der Vater mit abgepumpter Milch versorgt war. Letztlich blieben Mutter und Kind am Boden – und der Vater trat stattdessen die Luftfahrt an.

Es gibt also passende und weniger passende Auszeiten für Mütter. Aber was gerade passt, ist für jede Mutter ganz individuell. Meist muss es aber gar nicht das große Event sein, sondern einfach eine kleine Pause im Babyalltag. Während der Vater zum Beispiel eine Runde mit dem Baby spazieren geht, kann man ganz in Ruhe mal wieder die Badewanne benutzen und das nicht nur als schnelles Sitzbad, was die Hebamme zur Heilung der Dammnaht verordnet hat.

Badewanne statt Ballonfahrt

Für die Entspannung im eigenen Haus ist es meist am sinnvollsten, wenn man das Baby nicht nur nicht sieht, sondern auch nicht hört. In der Wanne liegen und mitzubekommen, wie das Baby gerade dem Papa seinen Unmut ins Ohr brüllt, lässt einfach keine Entspannung zu. Selbst wenn man theoretisch weiß, dass es in den (zweit-)besten Händen ist. Wenn Rausgehen für Vater und Kind keine Option ist, wären noch Kopfhörer für die Mutter eine Möglichkeit. Oder man verlässt selbst das Haus. Alleine einen Kaffee trinken gehen und ein Buch lesen kann sich nach den ersten Babywochen wie ein Wellness-Urlaub anfühlen. Ein Frisörtermin oder auch mal den Rückbildungsgymnastikkurs ohne Baby zu besuchen, kann ebenfalls recht entspannend sein. Selbst ganz in Ruhe mal einkaufen zu gehen oder ohne Baby zu kochen, hat etwas Erholsames. Allerdings sollten Haushaltsaufgaben nicht als wirkliche Auszeit gewertet werden.

Wenn wir in der Stillgruppe das Thema „Selbstfürsorge“ haben, frage ich die Mütter, was sie gerne mal nur für sich machen möchten in der nächsten Zeit. Und das schreib ich dann auf. Zwei Wochen später frage ich beim nächsten Stillgruppentermin nach, was davon umgesetzt wurde. Die Tatsache, dass es schriftlich festgehalten wurde, erzeugt wohl ein bisschen positiven Druck und viele Mütter waren tatsächlich mit der besten Freundin frühstücken oder mal beim Frisör.

Deshalb ist es auch sinnvoll, kleine regelmäßige Auszeiten als festen Termin im Kalender zu notieren. Es ist so wichtig, gerade in der ersten Babyzeit auch mal an sich zu denken, damit man gut durch diese turbulente Lebensphase kommt. Und Badewanne statt Ballonfahrt reicht oft aus, um die Akkus wieder ein bisschen aufzufüllen. Und natürlich dürfen auch die Väter nicht vergessen, sich zwischendurch kleine Auszeiten zu verschaffen. Aber die Erfahrung aus mehr als fünfzehn Jahren Hebammenarbeit zeigt mir immer wieder, dass die meisten Männer das etwas besser hinbekommen. Davon kann man sich als Mutter dann doch gerne mal inspirieren lassen…

Autor.in dieses Beitrags

Beitrag veröffentlicht am

in

,

Von

Schlagwörter:

Buchempfehlungen unserer Redaktion

Kommentare

12 Antworten zu „Kleine Auszeit vom Babyalltag“

  1. M
    Misses T

    Eieiei…..
    Hab mir diese ganzen Kommentare jetzt mal durchgelesen und kann nicht umher, doch noch meinen Senf dazu zu geben. Wer oder was soll Schuld an den Zusammenbrüchen junger Mütter sein? Das AP? Die Ermunterung, sich umfassend und liebevoll um sein Kind zu kümmern- tagsüber und nachts? Auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen einzugehen? Ganz sicher nicht!!!! Viel anstrengender als jede durchzächte Nacht war für mich immer, ständig von Menschen der Generationen über mir belehrt zu werden, suggeriert zu bekommen, dass mein Kind schon längst durchschlafen müsste, haufenweise Brei verspeisen müsste. Dass es nicht normal ist, dass Kinder am liebsten nah an Mama und Papa schlafen und dass Stillen sowieso an allem schuld ist und die Milch doch viel zu dünn ist etc….
    Wenn werdende Eltern von ihren Eltern und Schwiegereltern und auch von Altersgenossen Verständnis entgegengebracht bekämen für ihren eigenen Weg und ein etwas anspruchsvolleres Baby, dass nicht durchschläft, das auch tagüber schlecht schläft, und noch nicht bergeweise Brei verspeist, nicht Produkt des Verwöhnens der Eltern ist, sondern einfach GANZ NORMAL ist, dann würden sich viele Mütter sicherer fühlen, ihren Weg mit Überzeugung gehen und das Kind oder Baby bestimmt auch gern mal für n paar Stunden in andere, liebevolle Hände geben.

    Junge oder werdende Eltern bekommen oft nur erzählt, dass die Babys früher mit 6 Wochen durchgeschlafen haben und den ganzen Tag friedlich im stubenwagen geschlummert haben, nur zum Füttern und wickeln wach wurde und Mami zwischendurch ihren Haushalt auf Fordermann bringen konnte…. Das weckt falsche Erwartungen!!!!

    Es ist schön anstrengend genug, sich mit wenig Schlaf um ein ebenso müdes Baby zu kümmern, aber nahezu unerträglich wird es, wenn dein Umfeld (oder zumindest einige) der Meinung sind, du seist selbst daran schuld!

    Wenn man als Eltern unterstützt wird, seinen eigenen bindungsorienten weg zu gehen, fällt es m.E. auch leichter, seinen Schützling mal abzugeben. Darüber hinaus finde ich es auch völlig ok, wenn Eltern entscheiden, dass es für sie gut oder eben nicht gut ist, wenn das Kind über Nacht woanders bleibt.

    Für euch alle von mir nur das Beste und viele schöne Stunden MIT euren Kindern!
    Soweit meine Meinung!

    1. K
      Katharina

      Der Artikel und dieser Kommentar sind nun schon lange her – aber er spricht mir so sehr aus der Seele!
      Ja, nach einem Jahr mit Kind ist in mir auch der Wunsch da auch mal länger ohne Kind zu sein oder einen Ausflug, couchabend o.ä. mit meinem Mann ganz ungestört zu verbringen. Aber aus genannten Gründen kann ich einfach nicht mein Kind in „fremde“ Hände geben, da ich sogar noch nicht mal meiner Mutter oder Schwiegermutter ihn anvertrauen würde ohne das ich dabei bin. Das finde ich sehr schade!!
      Für das Zusammensein von uns allen und auch für den kleinen Mann. Das Ergebnis ist das ich ihn erst “ abgeben “ können werde wenn er von sich aus den Wunsch äußert und ich 100% weiß das er sagen kann das er wieder zu Mama und Papa will oder ihm etwas nicht passt. Und ich darauf vertrauen kann das er und seine Bedürfnisse ernst genommen werden und in seinem Sinn gehandelt wird und nicht so, das nur die Bedürfnisse der Erwachsenen befriedigt werden oder es so läuft wie früher, in Griechenland oder sonst wo .

  2. A
    Angela

    Hach, Leute. Dieses ewige Eltern-Bashing (wenngleich hier in einer sehr moderaten Form!) wird mir immer ein Rätsel bleiben… Andere machen’s anders – so what?! Warum muss denn auf diesem Blog „endlich mal wer kritische Töne anstimmen“? Ist das ein Qualitätsmerkmal eines Blogs? Dass das Internet bestens dazu geeignet ist, die eigene Meinung zu festigen, ist ja hinlänglich bekannt – man findet zu JEDEM Thema und JEDER Einstellung haufenweise Pro- und auch Contra-Seiten. Man kann’s sich aussuchen.

    Ich würde mich selbst – überraschenderweise 😉 – tendenziell als „AP-Mama“ bezeichnen, trotzdem bin ich lange nicht in allen Punkten Anjas Meinung. Muss ich das? Ich lese ihre Texte gerne zur Inspiration und als Denkanstoß, übernehme, was für uns passt, und den Rest archiviere ich gedanklich.
    Welchen Unterton ich in Blogs mitlese, liegt doch primär an mir, nicht am Schreiber, oder? Ich könnte auch auf jeder Seite von „Jedes Kind kann schlafen lernen“ verzweifeln, weil ich meinem Kind so ungünstige (Ein-)Schlafgewohnheiten angewöhnt habe, und es somit um seinen ungestörten, durchgehenden Schlaf bringe. Sollte ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben? Vielleicht. Habe ich aber nicht. Es liegt also primär an mir, wie ich mit solchen Inhalten umgehe. Ja, es gibt „AP-Blogs“, die ich persönlich tatsächlich als belehrend und teilweise vorwurfsvoll empfinde (obwohl darin natürlich regelmäßig beteuert wird, dass sie gerade das nicht sind) – die sind von meiner Leseliste gestrichen und fertig.
    Ich glaube übrigens, dass viele „AP-Blogger“ überdurchschnittlich reflektiert sind und sich im Gegensatz zu anderen derart bemühen, möglichst wenig ideologisch und vorwurfsvoll zu schreiben, dass den Texten dann eine gewisse Lockerheit fehlt. Das macht sie manchmal anstrengend zu lesen.

    Auch wenn ich Key zustimme, dass ein Zerpflücken des Textes wenig bringt, möchte ich doch zu zwei Punkten was schreiben, weil ich mich schon öfter darüber gewundert habe:
    „Die Frage ist doch, warum tun Mütter das nicht, obwohl sie den Wunsch nach Zeit für sich äußern?“
    Ja, warum wechseln die Leute ihren Job nicht, sobald sie unzufrieden sind? Oder die Wohnung? Oder machen mehr Sport, obwohl sie ja sagen, dass sie gerne würden? Oder nehmen ab, wo sie doch so gerne schlanker wären? Es gibt tausende Beispiele im Alltag, wo Leute nicht das tun, was sie sich (nach außen hin) wünschen. Weil ein Wunsch oft nicht so eindimensional ist und viele Dinge zusammenspielen. Aber aus irgendeinem Grund glauben anscheinend viele, dass junge Eltern, die sich gerade sowieso in einer Umstellungsphase befinden und von allen Seiten verschiedene Tipps bekommen, sich da besonders leicht tun müssten.
    Ich hatte die ersten Monate praktisch nie Auszeit von meinem Kind (was genau ist die Definition von „Auszeit“? Dass ich’s mal nicht am Arm habe? Das war täglich mehrmals der Fall. Aber dass ich wirklich weggegangen wäre: nope), auch jetzt nach 1,5 Jahren ist sie nicht nennenswert. Ich habe oft die tollen Tipps zum Thema „Zeit für die Partnerschaft“, „Geh doch endlich mal alleine wo hin“ u.ä. gelesen und gehört – und mich immer gewundert. Warum glauben andere zu wissen, was ich brauche? Zum Glück habe ich in unserer direkten Umgebung sowas nicht zu hören bekommen, bzw. wäre ich wohl selbstbewusst genug gewesen, meine Meinung dazu zu sagen (oder es einfach zu ignorieren). Mit einer Ballonfahrt nach ein paar Wochen hätte man mir jedenfalls bestimmt keine Freude gemacht! Das wäre purer Stress und sicher kontraproduktiv gewesen für mich. Da war ich ja noch nicht mal wirklich aus dem Bett draußen… Auch später: ich wollte die Auszeit nicht, ich hab’s nicht gebraucht. Aber ich fühle mich deswegen keineswegs ausgelaugt, und ich glaube auch nicht, dass unser Kind unter einer zu engen Bindung zu mir leidet.
    Anstelle der vielen „Rezepte“, wie man sich als Eltern zu verhalten hat, wäre speziell beim Thema „Auszeit vom Baby“ (um das es hier ja eigentlich ursprünglich ging 🙂 ) wahrscheinlich das wirkungsvollste Rezept, den Eltern nicht ungefragt z.B. einen Babysittergutschein für einen Kinobesuch zu schenken, weil man findet, dass das jetzt wirklich höchste Zeit wäre, sondern wenn man sich Zeit nähme, mit ihnen zu reden, um gemeinsam draufzukommen, was tatsächlich ihre Wünsche sind, und wie sich diese umsetzen lassen. Denn so klar sind die oft nicht. Das braucht zwar bestimmt mehr Zeit, als mal schnell einen Abend Babysitter zu spielen, aber geholfen wäre damit vermutlich der ganzen Familie mehr.

    Allerdings, zu: „Ich als Vater würde von einer Mutter einfordern, Zeit mit meinem Kind allein verbringen zu wollen, ohne Kommentare oder Handgriffe der Frau.“ muss ich gestehen, dass es für mich anfangs auch schwer war, den Papa einfach machen zu lassen. Weil er im Gegensatz zu mir mit Babys einfach sehr offensichtlich ungeübt war, aber natürlich hat er auch das Recht, seine eigenen Erfahrungen zu sammeln (wenn er das möchte!!!). Haben das dann auch gut hinbekommen. ABER: „ich als Vater“ impliziert schon, dass das eine sehr persönliche Meinung ist. Und es bestimmt auch viele Väter gibt, die dem nichts abgewinnen können. Auch wenn’s gut gemeint ist: mit diesem von Außenstehenden behaupteten (Ideal-?)Väterbild kann man Väter genauso in Bedrängnis bringen, wie Mütter mit der Vorstellung, ständig für ihr Kind da zu sein bzw. es endlich mal alleine zu lassen…..

    Im Allgemeinen wollen Eltern doch nicht hören, dass sie was anders machen sollen, sondern von Gleichgesinnten die Bestätigung, dass es so auf jeden Fall auch in Ordnung ist. Solange das Kinds- und(!) Elternwohl nicht ernsthaft gefährdet ist, aber das ist es ja zum Glück selten. Wenn sie überhaupt was hören wollen. Ich z.B. hab mich primär auf mich selbst verlassen und bin bisher gut damit gefahren. Bei einem weiteren Kind werde ich bestimmt manches anders machen, aber meine Grundeinstellung zum Thema wird sich kaum ändern. Ich suche mir aber auch die Blogs, die ich lese, entsprechend aus 🙂

    Noch ein letztes Wort zu den von Saskia genannten Zusammenbrüchen der jungen Mütter: ohne Zahlen zu kennen, kann ich mir gut vorstellen, dass heutzutage sich einfach mehr Mütter trauen, ihren Zusammenbruch nach außen zu tragen, und nicht nur innerlich zu zerbrechen…..
    Und in Bullerbü ist meines Wissens nicht die Rede von Babies (in diesem Blogbeitrag aber sehrwohl!), sondern von Kindern. Das ist in meinen Augen ein wesentlicher Unterschied!!

    So, ist lang geworden. Have fun! 🙂

  3. N
    Nanne

    Ich finde den Text richtig gut, denn er trifft auf einen Teil der Mütter zu.

    Ich bin nach anfänglichen Schwierigkeite und der Notwendgkeit abzupumpen, froh vollstillen zu können und möchte momentan einfach nicht wieder abpumpen müssen. Im Moment befinden wir uns aber auch noch grundsätzlich in der Phase Duschen ohne Geschrei ist super…
    Ich finde es wichtig, dass ich mir Auszeiten nehme und da ich gleichzeitig ich mich selbst vom Kind noch nicht so lösen will (wir sind nichtmal im zweistelligen Wochenbereich) gucke ich nach den machbaren Auszeiten, d.h. Nachmittags, wenn das Kind zuverlässig im Kinderwagen schläft, gehe ich eben mit Baby ins Café und trinke in Ruhe einen Milchkaffee. Bisher noch nicht umgesetzt aber geplant: Der Vater geht mit Kind spazieren.
    Das scheint aber eben keine Selbstverständlichkeit zu sein, wie mir Kommentare von anderen Frauen im Café gezeigt haben. Die fanden meinen Ausflug total gut und berichteten, dass sie sich sowas leider nicht getraut haben. Das ist doch schade.
    Lg Nanne

  4. K

    Ich bezweifle, dass es Anjas Wille war „Väter und Mütter gegeneinander auszuspielen“ oder Müttern zu suggerieren, sie müssten sich 24/7 um ihr Baby kümmern, sonst seien sie keine guten Mütter. Tatsächlich beschreibt sie ja schlichtweg die Erfahrungen, die sie in ihrer Arbeit als Hebamme gesammelt hat. Dass es dabei so viele Mütter gab, die sich zwar gerne eine Auszeit genommen hätten, es aber nicht getan haben, hängt sicherlich nicht (bei allen) damit zusammen, dass sie denken es nicht zu dürfen.
    Ich z.B. bin eines dieser Exemplare. Wie gerne wäre ich schon viel früher einfach mal für eine oder zwei Stunden einen Kaffee trinken gegangen. Ich hätte auch kein schlechtes Gewissen gehabt, sondern hätte mich einfach über diese Auszeit gefreut. Warum habe ich es nicht getan? Ganz einfach: Weil es nicht ging, wenn ich dafür nicht in Kauf genommen hätte, dass mein Baby sich heiser geschrien und völlig fertig in meine Arme flüchten würde, wenn ich wiederkäme. Auch Papa ging zu einem gewissen Punkt nicht mehr – obwohl er ein super liebevoller, fürsorglicher Vater ist, der wirklich alles versucht hat. Rosalie schrieb, dass es den Babys im jungen Alter egal sei, von wem sie gekuschelt werden. Das war es meinem nicht. Es brauchte seine Mama. Das war sehr anstrengend und zermürbend und ich hätte mir definitiv mehr Freiraum für mich gewünscht.
    Jetzt, mit 4 Monaten, funktioniert es langsam, dass sie auch mal z.B. bei der Oma bleibt. Papa geht auch seit etwa einem Monat wieder.
    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es noch mehr Mütter gibt, die sich in der gleichen Situation befinden und es dann auch durchaus zu abgesagten Ballonfarhrten kommen kann 😉

  5. K
    Key

    Liebe Anja,der Text ist sehr gut und nachvollziehbar geschrieben. Von uns hat sich keiner (Mann und Großeltern) falsch dargestellt oder ähnliches gefühlt.
    Offengestanden haben wir uns über viele Ausführungen der Leserschaft gewundert, die die „Realität“ und/oder „eigene gesunde psychische Relation“ darstellt.
    Ich pflücke das jetzt hier nicht auseinander, weil es zu nichts führt…
    Wer sich jetzt über mich aufregen möchte, bitte!
    Wenn dann noch jemand Zeit hat mal in ein Altenheim zu gehen und sich mit ganz alten Muttis zu unterhalten, der wird über seine eigenen, hier verfassten, Theorien mächtig staunen…da bin ich mir sehr gewiss

  6. A
    Anja

    Lieber Marc,

    danke für Deinen Kommentar. Das „Zweit-“ hätte ich vielleicht besser in Anführungsstriche gesetzt statt in die Klammer. Den gemeint war damit das subjektive Empfinden der Frau. Und es ist nun mal so, dass viele Frauen sich (viel zu viele) Gedanken machen, wenn sie die besten Male nicht unmittelbar bei ihrem Baby sind. Diese Frauen haben auch nicht alle psychische Probleme o.ä.. Aber nach der Schwangerschaft braucht es mehr oder weniger lang für die „Abnabelung“, die sich letztlich durch die ganze Kindheit hindurch weiter fortsetzt. Wie schnell diese Schritte gegangen werden können, ist extrem unterschiedlich. Es hat auch (meistens) nichts damit zu tun, dass dem Partner Inkompetenz oder ähnliches unterstellt wird, wenn Mütter am liebsten selbst bei ihrem Baby sind. Und ich finde tatsächlich, dass Väter es eher mal im Familienalltag schaffen, eine kurze Pause zu machen oder einfach mal was für sich. Das ist kein Ausspielen, wenn ich das als positives Beispiel schreibe. wir wissen doch alle, dass die Kinder von entspannten Eltern mehr profitieren als von geputzten Böden:) Liebe Grüße, Anja

  7. A
    Anja

    Liebe Saskia,

    vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Hier ist immer Raum für (sachlich geäußerte) Kritik, wie Du bei vielen anderen Kommentaren auch nachlesen kannst. Es geht mir nicht darum, eine möglichst homogene Lesermasse gleichglücklich zu machen;)
    Zu Deinen Anmerkungen: ich schreibe dieses Blog zum einen als Hebamme, wobei ich auch zum Teil konkretere Empfehlungen ausspreche- nach bestem Fachwissen und Gewissen. Darüber hinaus gibt es einen persönlichen Einblick in unser Familienleben. Wenn ich darüber schreibe, dass es mir schwer fällt, über Nacht wegzufahren, wenn die Kinder noch recht klein sind, so ist das meine persönliche Momentaufnahme. Und nicht der Hinweis, dass alle anderen Gefühle zu dieser Situation falsch oder gar schädlich wären. Das gilt im Übrigen auch für das, was Christian aus Vätersicht schreibt. Da gibt es kein Falsch und kein Richtig, sondern höchstens ein Anders. Und wenn ich Verständnis für andere Wege habe, so meine ich das aufrichtig. Anders könnte ich zum Beispiel meine Arbeit als Hebamme gar nicht machen, denn die allermeisten Mütter und Väter machen etwas oder auch vieles anders als wir. Aber es sind ja auch andere Familien mit anderen Kindern unter anderen Bedingungen und mit anderen Erfahrungen. Ich weiss nicht, wie genau Du den Teil verfolgst, an dem ich hier über unser Familienleben schreibe, aber ich könnte Dir diverse Gegenbeispiele für die „Glucken-Dinkelkeks-Bullerbü-Theorie“ liefern, aber das möchte ich gar nicht. Als Beispiel vielleicht nur eins: der Kleinste ist zum Beispiel nicht bei Oma und Opa, weil die Kita in den Herbstferien aufhat. Und weil ich meinen Töchtern auch mal etwas exklusive „Kleiner Bruder“-freie Zeit mit ihren Großeltern gönne. Genau wie Du versuche ich Entscheidungen zu treffen, die für mich und unsere Familie passen. Aufopfern tue ich mich auch sicherlich nicht, weil viele Dinge, die ich in anderen Familien vielleicht bewundere, hier nicht stattfinden. Weil ich es nicht leisten könnte und wollte. Das was wir hier so tun und machen, machen wir aber gerne und es fühlt sich deshalb nicht nach Aufopferung an. Vielleicht kannst Du so manche Texte noch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Liebe Grüße, Anja

  8. L
    Lena

    Hmm. Ich glaube Mütter wissen ganz gut was sie sich und ihren Kindern zumuten können.
    Ich würde eher früher von meinem Umfeld dazu bewegt für wenige Stunden mein Baby bei Papa oder Oma zu lassen. Das ging nicht so gut und wohl habe ich mich dabei auch nicht richtig gefühlt. Mein Baby war die ersten 9 Monate nur richtig glücklich, wenn sie bei mir war. Gestillt, getragen, im Familienbett. Das war einerseits nicht so einfach, aber entspannen könnte ich mich auch nicht, wenn ich nicht sicher war, dass mein Baby glücklich ist. Ich ging also nur sehr selten weg.
    Als sie sich fortbewegen konnte, wurde alles besser.
    Mit 10 Monaten habe ich sie relativ problemlos abgestillt, sie lässt jetzt mit15 Monaten sich von allen ins Bett bringen, schläft gerne alleine in ihrem Bett, bleibt gerne bei Papa, Oma, Opa, Tanten, Tagesmutter, Babysitter. Ich bin immernoch die Nummer 1, aber sie fühlt sich bei allen wohl.
    Mein Kind hat mich davon überzeugt, dass man sich und seinem Kind Zeit geben muss, die man braucht und dass ok ist, was sich ok anfühlt. Das muss einfach jeder selber wissen… Irgendwann erledigt sich das von selbst

  9. S

    Realismus bezieht sich auf Realität. Die kann nunmal bei jeder Familie anders aussehen. Warum sollte man anderen ihre Gedanken und prosaischen Texte über Trennungen absprechen, wenn es das ist, was sie empfinden? Warum sollten Eltern nicht die Möglichkeit haben, über sich und ihre Gefühle zu schreiben – auf der einen wie anderen Seite?
    Das Problem besteht doch nicht darin, dass sich Menschen für einen Weg entscheiden, sondern dass andere ihn bemängeln, wenn er nicht dem ihren entspricht. Es stimmt: Niemandem ist mit Selbstaufgabe oder Aufopferung geholfen. Aber wer sich von sich aus für einen Weg entscheidet, der zu ihm passt, der sollte dafür auch nicht gescholten werden, dass er ihn geht. Das bezieht sich auf die arbeitenden Eltern ebenso wie auf die, die zu Hause bleiben. Auf die Dinkelkekseltern wie auch auf die Ü-Ei-Fraktion.
    😀

  10. M
    Mama hoch zwei

    Schöner Artikel!
    Das kann sogar von Kind zu Kind unterschiedlich sein. Kind 1: Schweißausbrüche bei der kleinsten Trennung oder dem leisesten Wimmern, nach einem Jahr ging es etwas besser, je mehr das Kind zeigen konnte, bei wem es gerne sein mag.
    Dazu Wochenbettdepression, Schreikind, zu viel gelesen und erwartet (spielt sicher alles zusammen)…

    Kind 2: ziemliche Gelassenheit, auch wenn es mal beim Papa kräht (geht halt leider mit nem anderen Kind, welches Mama auch braucht, nicht anders), keine Depression, gönne mir auch mal eine kurze Auszeit (ja, Anja, einkaufen wird definitiv zum Wellnessevent ;-p)…

    Und auch wenn ich HEUTE Rosalie zustimme, beim ersten Kind wusste ich nicht, dass mein Kind nicht stirbt, wenn es „nach mir schreit“ und unsere Bindung nicht irreparablen Schaden nimmt, wenn jemand anders kurz mit ihm kuschelt. Vor den Kindern und jetzt NACH dem ersten, da hab ich auch diese Meinung. Für mich. Aber auch das Verständnis für die, denen es sehr schwer fällt, auch mal kurz an sich zu denken. Da muss man selbst durch und hat hoffentlich einfach Leute um sich, die einen auffangen, statt schlau Ratschläge zu geben, dass „du jetzt aber auch mal was für dich tun musst!“. Das einzige, was mir geholfen hat, war Verständnis. Und Entlastung in anderen Bereichen, damit ich eben bei meinem Kind sein konnte. Heute freu ich mich über fünf Minuten nur für mich allein. Also ganz anders als damals.
    Es gibt nicht DAS richtige in solchen Situationen. Jede so, wie es ihr am besten tut! 🙂

  11. S
    Souseiseki

    Na das passt ja wie die Faust auf’s Auge.
    Heute kommt mein 7 Monate alter Schatz das erste Mal für ein paar Stunden zur Oma, weil heute und auch nur heute hier noch einmal Zurück in die Zukunft I – III im Kino gezeigt wird.
    Gott, was bin ich nervös, weiß nicht, ob der Kleine das mitmacht, oder ob ich der Oma zuviel aufbürde oder ob es zu viel Stress für das Kind ist. Also werde ich am Ende wohl im Kino wie auf glühenden Kohlen und mit dem Handy auf dem Schoß da sitzen 🙁

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert