Von Lemurenmüttern und Menschenmüttern

Auf Bornholm gibt es diesen kleinen alten Familienpark, in dem auch ein paar Katta-Lemuren leben. Im letzten Sommerurlaub hatte die Lemuren-Dame gerade Nachwuchs bekommen, den sie abwechselnd stillte oder auf dem Rücken spazieren trug. Und manchmal schubste sie die beiden flauschigen Mini-Kattas auch runter, schüttelte sich kurz und verschwand hinter dem Gebüsch, um dort „in Ruhe“ ein paar Blätter zu fressen.

Natürlich hatten die beiden Kleinen sie schnell wieder gefunden und hangen umgehend wieder an der Milchquelle oder am Fell ihrer Mutter. Das ganze Szenario habe ich mir damals frühschwanger mit unserem vierten Kind angeschaut. Ich habe dabei unweigerlich viel Empathie mit der Lemurenmutter entwickelt. Denn so süß kleine Babys auch sind, manchmal sind Dauerstillen und Rumtragen auch echt anstrengend. Und dann will man nur die müden Schultern ein bisschen ausschütteln und vielleicht auch kurz mal ein bisschen „weglaufen“. Dahin, wo man kein Baby im Dauerkörperkontakt hat. Wo vielleicht noch etwas Schokolade im Schrank liegt, die man heimlich essen könnte.

Und auch wenn man seine Kinder über alles liebt, ist es wohl ganz normal, dass man manchmal auch ein bisschen genervt ist von der dauerhaften Bedürfniserfüllung dieser kleinen Wesen. Das ist wohl bei den Menschen wie auch bei den Katta-Lemuren so.

In „Nur Mama“-Phasen besonders gut für sich sorgen

Und idealerweise kann man diesem Bedürfnis auch nachkommen. Denn selbst die kleinste Auszeit bringt ein bisschen Entspannung in den herausfordernden Babyalltag. Am besten erledigt man die damit verbundenen Aufgaben ohnehin nicht allein, sondern hat einen Partner oder andere Menschen an der Seite, die auch zuständig sind. Doch oft gibt es trotzdem Phasen, in denen das Baby primär nur die Mutter als Hauptbezugsperson akzeptiert. Das gilt gerade dann, wenn das Stillen noch Hauptnahrungsquelle ist.

Diese Strategie ist ja aus kindlicher Sicht auch absolut sinnvoll, deshalb immer wieder auch einzufordern, primär bei dieser liebsten Bindungsperson sein zu wollen. Dort zu sein, wo die Milch fließt oder es einfach nach Mama riecht. Dort fühlt man sich wohl, sicher und geborgen. In den „Nur Mama“-Phasen muss eine Mutter aber besonders gut für sich sorgen. Denn meist wird ja nicht nur am Tag, sondern auch in den Nächten die mütterliche Nähe vehement eingefordert.

Wenn das Baby also gerade eine entspannte Phase hat, sollte man es schnell in andere liebevolle Arme geben und etwas für sich tun. Damit ist nicht gemeint, fix den Haushalt zu erledigen, weil man gerade mal die Arme frei hat. Nein! Wir Mütter sollten uns lieber kurz schütteln, ein ruhiges Fleckchen suchen und vielleicht eine Tasse Kaffee mal ganz entspannt trinken. Zumindest so lange, bis das Baby uns wieder gefunden hat und erneut an der Brust oder auf dem Arm hängt.

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Kommentare

5 Antworten zu „Von Lemurenmüttern und Menschenmüttern“

  1. A
    Ann-Marie

    Ich hätte nie gedacht, dass eine oder zwei 😉 Tassen warmer Kaffee sich wie ein Tag Wellnessurlaub anfühlen können. Meine Zeit der Entspannung während des Stillens oder des Spielens der Kinder.

  2. M
    Miriam

    Unsere Tochter ist genau 2 Wochen jünger als euer Babymädchen, deswegen ist es immer spannend zu lesen, auf was wir uns freuen (oder wogegen wir uns schon mal “wappnen“) können… 😉 denn bisher treffen eure Themen immer eins zu eins kurze Zeit später auch hier zu: So ist gerade ablegen, viel schlafen, viel Beikost, etc. alles NICHT!
    Aber es kommen ja auch wieder weniger anstrengende Zeiten und neben dem Wissen darum hilft vor allem das Wissen, damit nicht alleine zu sein!
    Danke euch!

  3. F
    Freya

    Meine Tochter ist genau eine Woche jünger als eure Kleinste. Deswegen haben eure Artikel für mich einen besonderen Wert. Hier auch: viel Mama, viel stillen!!
    Ein großes Dankeschön an euch!

  4. A
    Anja

    Oh ja, hier schreibt eine Zwillings-Lemurenmama. Dein Text kommt genau zur richtigen Zeit, danke Anja. 🙂

  5. L
    Lina

    Wie die Lemurenmama fühle ich mich zeitweise auch. Ich genieße einerseits das Gefühl von meinem Kind gebraucht zu werden, manchmal brauche ich dennoch einen kurzen Moment Verschnaufpause.

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