Abstillen nach Plan

Dies ist der 21. Beitrag in unserer Reihe „Stillen ist bunt“ (alle weiteren findet ihr gesammelt hier), in dem Luisa aus Thüringen ihre Stillgeschichte erzählt. Die 28-Jährige ist verheiratet und hat einen zweijährigen Sohn. „Ich bin Lehramtsanwärterin und unterrichte die Fächer Englisch und Geschichte an einem Gymnasium. In meiner Freizeit bin ich gerne aktiv – egal ob sportlich, musikalisch oder handwerklich. Außerdem bin ich mit meiner Familie gern und viel draußen unterwegs“, schreibt sie.

Auf unserem Blog erzählt Luisa, wie sich die anfangs zu hohe Aktivität der ganzen Familie im Wochenbett auf das Stillen ausgewirkt hat und wie das „Abstillen nach Plan“ verlief.

Was hast du vor deiner Schwangerschaft über das Stillen gedacht bzw. welche Erfahrungen mit dem Thema gemacht?
Vor meiner Schwangerschaft habe ich mir kaum Gedanken über das Stillen gemacht. Eine Zeit lang war ich mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt stillen möchte, wenn ich mal ein Kind bekomme. Mit Eintreten der Schwangerschaft war allerdings für mich plötzlich klar, dass wir in jedem Fall stillen werden. Und irgendwie hatte ich auch im Gefühl, dass es klappen wird.

Nicht ausreichend geschont und ausgeruht

Wie hast du dich vor der Geburt über das Thema informiert? Gab es Wünsche und Vorstellungen in Bezug auf die vor euch liegende Stillzeit?
Informiert habe ich mich vor der Geburt tatsächlich fast gar nicht. Ich bin eigentlich an alles was die Schwangerschaft anging, sehr intuitiv und entspannt herangegangen und wollte mich nicht von außen verunsichern lassen. Genauso war es auch mit dem Stillen. Natürlich habe ich mir gewünscht, dass das Stillen klappt. Meine Mutter hat mir etwas Angst gemacht mit ihren Erzählungen über wunde Brustwarzen. Also habe ich gehofft, dass dies bei mir nicht oder nicht so schlimm eintritt. Sie hat mir außerdem das „Stillbuch“ von Hannah Lothrop geschenkt, in das ich aber erst nach der Geburt reingeschaut habe.

Wie verlief der Stillstart und wie ging es dir und Deinem Baby dabei? Welchen Einfluss hatte die Geburt auf eure ersten Stillmomente?
Der unmittelbare Start verlief – meiner Meinung nach – relativ entspannt und ohne größere Probleme. Noch im Kreißsaal haben wir mit dem Stillen begonnen bzw. es versucht. Es hat nicht sofort perfekt geklappt. Am ersten Tag nach der Geburt hat mein Sohn etwas künstliche Säuglingsnahrung bekommen, aber nur, weil die Milch noch nicht in ausreichender Menge da war. Ab dem zweiten Tag war dann Milch da, mein Sohn hat gut getrunken und die künstliche Säuglingsnahrung war kein Thema mehr für uns. Die Geburt war ein ungeplanter Kaiserschnitt. Trotzdem ging es uns beiden danach vergleichsweise gut. Ich hatte lediglich etwas Probleme mit dem Anlegen in den ersten Tagen im Krankenhaus, da ich wegen der Wunde noch nicht so beweglich war. Aber wir hatten superliebe und hilfreiche Schwestern auf der Wochenstation, die ich jederzeit rufen konnte. Ich glaube, mir kam wirklich zu Gute, dass ich so unvoreingenommen und offen an die ganze Sache rangegangen bin.

Wie lief das Stillen im Wochenbett? Hattest du in dieser Zeit Unterstützung?
Im Wochenbett habe ich mich – rückblickend – nicht ausreichend geschont und ausgeruht, Darum habe ich schon innerhalb der ersten beiden Wochen zwei Milchstaus bekommen. Ich war, verständlicherweise, so stolz auf dieses süße Baby und wollte es allen zeigen. Sofort als ich wieder halbwegs auf den Beinen war, sind wir rumgefahren und haben Familie, Freunde und Arbeitskollegen besucht. Das war nicht optimal und letztlich vermutlich der Grund für die Milchstaus. Mir ging es dann sehr schlecht und meine Brüste haben unfassbar geschmerzt.

Sehr oft stillen mit schmerzenden Brüsten

Zum Glück hatte ich eine tolle Hebamme, die mir zur Seite stand und mir geholfen hat, ohne mich zu verurteilen. Obwohl sie sich sicher dachte, dass ich es einfach übertrieben habe mit den Aktivitäten. Auch mein Mann, der zum Glück in diesen ersten beiden Wochen noch zu Hause war, hat sein bestes gegeben und so zu meiner Genesung beigetragen. Mein Sohn wollte in dieser Zeit sehr oft stillen. Rückblickend natürlich total sinnvoll und in dem Alter normal. Aber mit den schmerzenden Brüsten war das natürlich teilweise auch nicht so schön. Zum Glück war all das aber nach wenigen Tagen überstanden.

Meine rechte Brustwarze war danach über Wochen bzw. Monate noch auffällig häufiger wund als die linke, was vermutlich mit einer Blockade seitens meines Sohnes durch die Geburt zusammenhing. Ein Osteopath hat uns geholfen, auch dieses Problem zu lösen.

Wer war bei Fragen oder Problemen in der Stillzeit für Dich da? Wer oder was hat Dir besonders gut bei etwaigen Schwierigkeiten geholfen?
Zuallererst meine Hebamme! Teilweise auch das „Stillbuch“ von Hannah Lothrop.

Wie verlief der Beikostbeginn? Welche Erwartungen gab es? Und wie hat sich das Stillen in dieser Zeit verändert?
Eigentlich wollte ich mit der Beikost bis nach dem sechsten Lebensmonat warten. Allerdings habe ich mich dann ganz spontan dafür entschieden, es mit Beginn des sechsten Lebensmonats einfach mal zu versuchen, was rückblickend gut war. Ich habe zu der Zeit noch studiert und meine letzte schriftliche Prüfung abgelegt. Dafür musste ich in eine andere Stadt fahren und war insgesamt acht Stunden weg. Meine Mutter hat sich um unseren Sohn gekümmert. Abgepumpte Milch hat er komplett abgelehnt, den selbst gekochten Brei aber gegessen und auch Wasser getrunken. Hätte ich nicht zwei Wochen zuvor schon mit der Beikost begonnen, hätte er vielleicht gar nichts zu sich genommen in der Zeit, in der ich weg war.

Vermutlich etwas zu früh ganz abgestillt

Wie verlief der Abstillprozess bzw. welche Wünsche oder Vorstellungen hast du in Bezug auf diese Zeit?
Ich habe immer selbst Brei für meinen Sohn gekocht und ich bin dann – für meine Begriffe – relativ kleinschrittig aber geplant vorgegangen. Wenn er vier Wochen lang Brei zu einer bestimmten Mahlzeit halbwegs gut gegessen hat, habe ich das Stillen nach dieser Mahlzeit einfach weggelassen und dies dann auch rigoros durchgesetzt. Rückblickend war das manchmal schon etwas hart. Aber ich kann mich auch nur an einen einzigen Tag erinnern, an dem er wirklich gerne mittags nochmal an die Brust wollte, ich sie ihm aber nicht mehr gegeben habe, da ich fand, dass wir diesen Schritt nun schon gegangen waren.

Mein Sohn hat diesen von mir konzipierten „Abstillplan“ super mitgemacht, was ich erstaunlich fand und immer noch finde. Letztlich habe ich aber mit fast neun Monaten doch vermutlich etwas zu früh ganz abgestillt. Zumindest sind mein Mann und ich zu diesem Schluss gekommen. Ich musste die Muttermilch nachts dann durch künstliche Milch ersetzen. Tatsächlich hätte ich ihn nachts und morgens gern noch weiter gestillt, aber ich hatte einfach keine Milch mehr.

Er hat dann immer geweint, weil er Hunger/Durst hatte. Vermutlich hing die fehlende Milch mit dem Stress zusammen, den ich in dieser Zeit hatte, denn ich habe meine Abschlussarbeit geschrieben. Mein Mann war in Elternzeit und mit unserem Sohn zu Hause. Ich war tagsüber immer mehrere Stunden in der Bibliothek. Ich hatte den Kopf einfach zu voll mit anderen Dingen und war nicht mehr so entspannt wie in den Monaten zuvor. Das war sehr schade.

Schlichte Zweisamkeit und Nähe

Was war oder ist das Schönste für dich am Stillen?
Die schlichte Zweisamkeit und die Nähe. Ich vermisse es sehr.

Was war am schwersten oder belastendsten für dich in der Stillzeit?
Manchmal empfand ich es als belastend, dass ich immer verfügbar sein musste und dadurch nicht mehr so frei war. Das war auch einer der Gründe, warum ich nicht allzu lange stillen wollte, zumindest nicht länger als ein Jahr. Schlussendlich war unsere Stillzeit unfreiwillig sogar kürzer.

Was würdest du in einer weiteren Stillzeit anders machen? Was ist deine wichtigste Erkenntnis in Bezug auf das Stillen, die du anderen Müttern weitergeben würdest?
Ganz wichtig: Im Wochenbett einfach nur ausruhen und entspannen, sich bloß keinen Freizeitstress machen. Tut nämlich im Zweifelsfall dem Stillen nicht gut. Und: Auf sich selbst und die eigene Intuition hören. Möglichst nicht zu viel darüber lesen und sich erst recht nicht durch Gespräche mit anderen verunsichern lassen. Jeder Stillweg ist anders.

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