Mein Schreibaby verstehen und begleiten

Seit wenigen Tagen ist es on- und offline im Buchhandel zu finden, das neue Buch von Susanne Mierau und mir mit dem Titel Mein Schreibaby verstehen und begleiten. Der Begriff Schreibaby war ein Vorschlag des Verlages, weil die von Susanne und mir vorgeschlagene Version doch etwas sperrig klang und Eltern mit Bedarf unser Buch vielleicht so nicht gut finden würden. Das ist schlüssig, denn auch der Begriff „Schreibabyambulanz“ ist etabliert, wenn es um Unterstützungsangebote für Eltern von untröstlich weinenden Babys geht.

Wie auch hier schon in Blogartikeln geschrieben, erklären wir in unserem Buch, dass das Wort Schreibaby nicht ein konkretes Kind, sondern eher eine Situation beschreiben soll. Denn natürlich bringt auch ein viel weinendes Baby wesentlich mehr mit und es ist besonders wichtig, auf die vielen schönen und leichteren Facetten zu schauen, die diesen kleinen Menschen ausmachen. Wenn uns unsere Kinder gerade sehr anstrengend erscheinen und besonders fordern, verliert man ja schnell mal den Blick für die guten und entspannten Momente.

Ich mag, dass unser Buch die Begriffe „verstehen“ und „begleiten“ im Titel hat, denn genau darum geht es. In meiner Weiterbilung zur zur Krisenbegleiterin (Körperorientierte Krisenbegleitung-Schreibabyambulanz) bei Schrei-, Schlaf-, Still- und Fütterstörungen bei der wunderbaren Paula Diederichs habe ich vor allem gelernt, dass es eben genau darum geht in der Arbeit mit Eltern von Kindern mit besonders hohen Bedürfnissen. Insgeheim hatte ich mir vielleicht ein paar Patentrezepte mehr versprochen, die das untröstliche Weinen regulieren können. Aber letztlich ist es wie bei allen Entwicklungsschritten doch so, dass wir als Eltern herausfinden müssen, wer unser Kind ist. Was es braucht und wie wir ihm das am besten geben können, ohne selbst komplett auf der Strecke zu bleiben.

„Wenn die Eltern entspannt sind, ist das Baby entspannt“ – stimmt das?

Natürlich gibt es auch ein paar Dinge, die man tun oder im Alltag verändern kann und die vielleicht dafür sorgen können, dass es etwas leichter für Eltern und Kind wird. Aber Patentrezepte gibt es tatsächlich keine. Und jedes Kind reagiert anders auf verschiedene Beruhigungsstrategien. Oft geht es also weniger darum, am Kind selbst etwas zu verändern, sondern vielmehr die Situation so zu gestalten, dass die Eltern auch gut durch sehr anstrengende Phasen kommen. Und dafür ist es gut, wenn sie Unterstützung bekommen.

Das Verstehen und das Begleiten gilt also nicht nur fürs Kind, sondern auch für seine Eltern. In einem Umfeld, das versteht, warum sich das Baby so verhält, wie es sich verhält, ist es wesentlich leichter, auch mit einem High-Need-Baby einen Alltag zu haben, der in diesem Ausnahmezustand etwas Normalität bietet. Leider ist oft das Gegenteil der Fall. Eltern von viel weinenden Baby werden sogar selbst für diesen Umstand verantwortlich gemacht. Über den oft gehörten Satz „Wenn die Eltern entspannt sind, ist das Baby entspannt“ hatte ich hier schon geschrieben. So einfach ist es eben nicht. Untröstlich weinende Babys kommen in den entspanntesten Familien vor und stellen Eltern und auch Geschwister vor große Herausforderungen. Negative Kommentare, unsinnige Tipps und Kritik sind dann das letzte, was man hören möchte.

Deshalb freue ich mich besonders, wenn auch Menschen unser Buch lesen, die vielleicht bisher noch gar keine Berührungspunkte mit dem Thema hatten. Die selbst womöglich ganz entspannte Babyzeiten mit ihren Kindern hatten und nur erahnen können, wie es sich anfühlt, wenn das eigene Baby immer wieder und über lange Zeit untröstlich weint. Und das nicht, weil ein durchbrechendes Zähnchen drückt oder sich ein Schnupfen ankündigt. Denn wenn wir den Grund kennen, weshalb unser Baby so viel weint, ist es doch meist wesentlich leichter auszuhalten.

Es ist deshalb immer gut Eltern erst einmal zuzuhören anstatt vorschnell zu urteilen. Deshalb möchte ich auch Danke sagen an Mütter wie Frida von 2kindchaos, Isabell von Little Years und Kathrin von Ökohippierabenmütter, die mit ihren ganz persönlichen Erfahrungen dieses Buch noch bereichert haben. Denn es geht um das Verstehen und um das Begleiten. Des Schreibabys. Aber auch der Eltern.

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Kommentare

Eine Antwort zu „Mein Schreibaby verstehen und begleiten“

  1. C
    Cathrin

    So ein Buch, nur schon vom Titel her, hätte ich vor 10 Jahren gern in den Händen gehalten, da war der Begriff vom high need Baby noch nicht mal in Ansätzen etabliert. Werde es mir jetzt sicherlich nicht mehr kaufen, aber in unserer Bibliothek anregen, es zu kaufen und dann ausleihen.

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