Norddänemark ist sehr weit weg von Berlin. Zumindest für eine Familie mit Baby und kleinen Kindern. Wir waren schon mal da, fast jedenfalls. In Vejers Strand mit Freunden, sieben Stunden Autofahrt von Berlin waren das. Ganz hoch bis nach Skagen wären es wohl eher zehn Stunden geworden. Nun, derzeit zu weit für uns. Aber die Dänemark-Liebe treibt uns fast jedes Jahr einmal nach Bornholm, weil die Insel aus Berlin über die Fähre von Rügen aus einfach zu erreichen und wunderschön ist. Unseren Sommerurlaub haben wir dieses Jahr dort gemacht, letztes Jahr schon gebucht. Dann kam die Einladung von VisitDenmark, die dänische Nordseeküste zu erkunden.
Da haben wir kurz überlegt und realisiert, dass das die Chance ist, jetzt nach Skagen zu kommen. Denn von Bornholm aus kommt man schneller hin. Das Ziel war nach unserem Sommerurlaub also „einfacher“ zu erreichen. Von Bornholm aus düsen wir also mit der Fähre ins schwedische Ystad. Es ist recht viel Seegang, fast allen wird schlecht und ein Kind muss sich übergeben. Aber der schnittige Katamaran ist zum Glück schnell in Schweden.
Im Wald wartet ein wunderschönes Haus
Wir fahren Richtung Dänemark und machen einen Zwischenstopp in Malmö zum Veggie-Einkauf. In Dänemark ist das bisweilen etwas schwieriger mit vegetarischem oder gar veganem Essen. In Malmö aber ist sogar der Hersteller unserer Lieblingshafermilch ansässig. Das ohnehin volle Auto ist nun noch ein bisschen voller. Aber als Selbstversorger im Urlaub mit Kindern sollte man in Sachen Nahrung immer vorausdenken, gerade wenn man die Versorgungslage vor Ort noch nicht so ganz genau einschätzen kann. Denn hungrige Kinder sind schlecht gelaunte Kinder. Kleine täglich geöffnete Supermärkte finden sich aber in fast jedem Ferienort. Für uns geht es weiter über die Riesenbrücke, die den Öresund überspannt nach Kopenhagen . Die Benutzung der Brücke kostet rund 50 Euro, kein Schnäppchen. Aber man spart damit Strecke, Zeit und letztlich auch Nerven. Und der Ausblick ist schon toll. Im schönen Kopenhagen machen wir einen längeren Zwischenstopp und abends geht es weiter nach Rørvig in der Region Osherred. Wir bleiben dort zwei Tage, um nicht einen so langen Weg nach Skagen zu haben.
In Rørvig begrüßt uns bei der Fahrt zum Waldhaus ein Reh am Straßenrand. Und im Wald wartet ein wunderschönes Haus, mit Reet gedeckt und liebevollst eingerichtet. Es ist quasi die perfekte Matrize eines Hygge-Ferienhauses, inklusive uraltem Dreirad im Schuppen und Kinderhäuschen im Garten. Eigentlich wollen die Kids gar nicht weg hier. Einen Ausflug ringen wir ihnen dann doch ab. Mit mäßigem Erfolg: „Papa, für so kleine Geister so einen langen Weg?“, fragt die Tochter, als wir endlich an den Ulkerup-Seelen ankommen. Nun, wenn wir uns nicht zwei Mal verlaufen hätten, wäre der Weg gar nicht so lang gewesen. Das Söhnchen sagte nur: „Das sind doch Mülleimer. Mit Zeichen drauf.“ War trotzdem ein schöner Spaziergang durch den sonnigen Wald.
Am Hafen in Rørvig mit kleiner Bademöglichkeit halten wir noch für ein Eis, bevor es zurück zu unserem hyggeligen Haus geht, dessen riesiger Garten in Berlin wohl schon als Park durchgehen würde. Etwas widerwillig lassen wir nach zwei Tagen das schöne Haus im Wald zurück. Aber nun, man muss auch loslassen können. Nach knapp 30 Minuten Fahrt sind wir am Nordzipfel Seelands angekommen und nehmen von dort eine Katamaran-Fähre in Richtung dänisches Festland nach Aarhus. Dauert nur 75 Minuten. Aber ab Aarhus sind es „nur“ nochmal knapp drei Stunden bis nach Skagen hoch.
Magischer Ort zwischen Ost- und Nordsee
Wir kommen spät im Hotel Skagen Strand an, dass aber kein Hotel ist, sondern eine Ferienanlage mit Reihenferienhäusern. Ziemlicher Kontrast zum Haus vorher, fast spartanisch und sehr reduziert und funktional eingerichtet. Aber es gibt ein Indoor-Schwimmbad, das weiß man als Familie durchaus zu schätzen. Wir schlafen schnell ein und erkunden am nächsten Morgen die Anlage, die viele nette Spielmöglichkeiten bietet.
Nach Seilbahn, Minigolf und Spielzeugboot beklettern ist noch hüpfen auf dem riesigen Jumppad angesagt.
Da das Wetter bombig ist, entschließen wir uns, gleich jenen durchaus magischen Ort zu besuchen, an dem Nordsee (auf dem Bild links) und Ostsee zusammenfließen. Grenen ist der nördlichste Punkt Dänemarks, zum Glück hat uns der legendäre Sandormen dorthin gefahren – ein Trecker mit Anhänger. Der Weg nach Grenen gleicht an schönen Tagen einer kleinen Völkerwanderung, aber der Ort ist berauschend, wenn etwas Wind bläst und die Sonne scheint. Wir hatten perfektes Wetter dafür. natürlich ist man dort nicht so alleine, wie das erste Foto vermuten lässt. Manche Menschen bringen sogar ein Zehnerpack Hunde mit, wie die Kinder staunend beobachten.
Auch alle Zugvögel lieben Skagen
Nachmittags spazieren wir noch etwas durch das idyllische Skagen und decken uns mit Leckereien in der Bäckerei gegenüber des Kunstmuseums ein. Wir hocken uns vor dem Museum auf die Treppen, trinken Kaffee und essen Kanelsnegel und Erdbeertörtchen. Da das Museum sehr voll ist, lassen wir den Besuch für heute und spielen lieber verstecken.
Am nächsten Tag besuchen wir das neue Zugvogelzentrum Skagen Grå Fyr und die netten Ornithologen der dortigen Vogelstation. Es gibt hier eine wirklich interessante und gut gemachte interaktive Ausstellung. Und wer die über 200 Stufen im Leuchtturm geschafft hat, wird man mit einer fantastischen Aussicht über jenen Ort belohnt, an dem Nord- und Ostsee zusammenfließen. Und mit ein bisschen weichen Knien, weil es wirklich hoch ist.
Es lohnt sich bestimmt, im April oder Mai noch mal hierher zu kommen, wenn die Zugvögel ihre Hauptreisezeit haben. Es fliegen übrigens fast alle Zugvögel an dieser nördlichsten Spitze Dänemarks vorbei auf ihrer Wanderung in den Norden und wieder zurück. Und die Ornithologen, viele von ihnen große (und unbezahlte) Enthusiasten aus dem gesamten Land, beringen hier tagtäglich einzelne abgefangene Vögel, um wichtige Daten zu sammeln und mehr über den Vogelflug zu lernen. Beim Blick vom Leuchtturm gen Norden setzt sofort großes Fernweh ein, so ein schönes Gefühl!
In dem kleinen, feinen Cafe der Vogelstation gibt es noch Eis für die Kids und Kaffee für uns. Es gibt dort auch kleine, frische Snacks und leckeres selbst gebackenes Brot zu kaufen.
Mondfisch und ein einsamer Dorsch
Mit Baby versuchen wir, unsere Aktivitäten sinnvoll zu begrenzen. Oder auch mal betont ruhige Sachen zu machen. Darum sind wir gerne ins Kunstmuseum Skagen gegangen, um die kleine aber feine Dauerausstellung lokaler Künstler zu sehen. Und die ebenso feine Sonderausstellung zum Thema Tisch, Menschen und Mahlzeiten. Immer wieder erstaunlich, wie lebhaft und modern manche Gemälde wirken, die vor weit über 100 Jahren entstanden sind. Im Museum gibt’s einen tollen Spielkunstraum für die Kids, so dass die Eltern halbwegs in Ruhe etwas Kultur genießen können.
Am Nachmittag fahren wir die halbe Stunde nach Hirtshals an die Nordsee rüber, um ebenso schöne wie chillige und interessante Stunden im Nordsøen Oceanarium zu verbringen. Wir dürfen hinter die Kulissen und sogar von hoch oben in das knapp acht Meter tiefe und mit 4,5 Millionen Liter Wasser gefüllten Riesenbecken mit Dornhaien und Makrelen und Hornhechten und Seebarschen und einem einsamen Dorsch drin schauen. Das wohl beeindruckendste Tier im Aquarium ist wohl der riesige Mondfisch. Er sieht wie von einer anderen Welt aus und sogar das Baby staunt, als er majestätisch vorbei gleitet.
Auf der kleinen Führung hinter den Kulissen haben wir staunend gelernt, dass der Seetang aus täuschend echtem Plastik ist, weil echter quasi sofort vergammeln würde. Dass Tintenfische vorwärts und rückwärts schwimmen und Hummer in Aquarien knallblau werden. Die Fütterung durch einen Taucher im Riesenbecken war ein ziemliches Erlebnis, da konnte man mal sehen, wie schnell so ein riesiger Fischschwarm rumwummelt. Und ein großes Robbenbecken, in dem man die Tiere über und unter Wasser beobachten kann, gibt’s auch. Drinnen wie draußen finden sich viele Spielmöglichkeiten, interessante Sachen für junge und ältere Kinder. Sogar stoische Plattfische darf man streicheln (schaut mal, ob ihr den Butt findet auf dem Bild).
Es gibt reichlich bequeme Sitzmöglichkeiten zum Stillen, Wickelräume und auch mit dem Kinderwagen kommt man prima überall hin. Das Ocenarium ist sicherlich kein Geheimtipp, aber perfekt für die ganze Familie. Und gerade an Regentagen hat man locker ein paar Stunden was zu tun. Die Restaurantverpflegung ist als vegetarisch essende Familie allerdings (mal wieder) nur auf Pommes beschränkt. Allerdings gibt es einen schönen und auch überdachten Picknickbereich, in dem man sein mitgebrachtes Essen verzehren kann, während die Kinder im großen Sandkasten auf Bernsteinsuche gehen.
Nun sagen wir Skagen und der Spitze Dänemarks „Farvel“ und machen uns langsam auf den Heimweg nach Berlin – zum Glück in spannenden Etappen die Nordseeküste entlang Richtung Süden. Auch zu denen nehmen wir euch in den kommenden Tagen mit. Schaut gerne auch auf unserem Instagram-Account vorbei, dort gibt es aktuelle Bilder zu sehen.
Wer über den zweiten Teil der Reise lesen will, schaut hier vorbei.
Vielen Dank an Visit Denmark für die Einladung zu dieser Reise. Die Unterkünfte wurden uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Alle Bewertungen und Meinungen in diesem Artikel spiegeln unsere persönliche Meinung wider.
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