Hebammen begleiten Familien in sehr intimen Momenten des Lebens ob bei der Geburt im Kreißsaal oder auf der Bettkante im Wochenbett zu Hause. Darum ist es wichtig, dass du dich mit der Hebammen an deiner Seite wohl fühlst. Vielleicht wünscht du dir eine Hebammen, die selbst Mutter ist. Doch sind eigene Kinder wirklich notwendig, um Mütter einfühlsam und umfassend begleiten zu können?
Alle Eltern lernen durch Schwangerschaft, Geburt und Babyzeiten und eine Menge dazu. Sozusagen eine sehr intensive, interne Fortbildung für den Start in das Elternsein. Man könnte auf die Idee kommen, dass man nun alles weiß, was es braucht.
Doch was es braucht, sieht in jeder Schwangerschaft , bei jeder Geburt und für jede Familie anders aus. Die Basis für den Hebammenberuf ist die theoretische und praktische Ausbildung (seit 2020 in Form eines Hebammenstudiums), mit den Jahren ergänzt durch diverse Fort- Und Weiterbildungen. Dieses Wissen und die vielem Erfahrungen sind die Grundlage für die Arbeit.
Würden sich Hebammen nur auf persönliche Erfahrungen beziehen, hätte diese den Charakter einer Mutter-zu-Mutter-Beratung, wie sie zum Beispiel in der Stillgruppe untereinander stattfindet. Auch dies kann ein wertvoller Austausch sein. Eine Hebamme muss jedoch mehr wissen als das, was sie die eigene Mutterschaft über das Kinderkriegen und Kinderhaben gelehrt hat.
Mit den eigenen Kindern als Beispiel kommt immer auch die Gefahr, dass sich das Persönliche mit dem Beruflichen vermischt. Denn als Mutter möchte man doch irgendwie am liebsten, dass es alle anderen genauso machen. Sozusagen als Bestätigung dafür, dass man es „richtig“ macht. Aber was ist schon richtig?! Die ideale Schwangerschaft, die perfekte Geburt… manchmal kann sich das durchaus so anfühlen. Und trotzdem darf man darf nie vergessen, dass dies nicht der Weg für alle anderen Menschen sein kann und wird.
Die Palette an nicht erlebten Dingen ist ungleich größer
Für die Beratung und Begleitung der Familien sind die persönlich individuellen Erfahrungen der Hebamme relativ unerheblich. Zudem ist die Palette an nicht erlebten Dingen ungleich größer. Weder der eigene Geburtsmodus noch die persönliche Stilldauer sind ein Beratungsmaßstab.
Die berufliche Weiterentwicklung findet vor allem durch mehr Erfahrung im Beruf statt und nicht durch mehr Erfahrung im eigenen Muttersein. Verständnis für die neue Lebenssituation von Müttern und Familien ist für Hebammen eine Grundvoraussetzung. Die entsteht nicht erst, wenn ich mir selbst in einer Schwangerschaft Sorgen um mein Kind gemacht, eine wirklich anstrengende Geburt erlebt oder selbst gefühlt habe, wie unendlich müde und erschöpft man als Mutter tatsächlich sein kann. Im schlechtesten Umkehrschluss könnte ja sonst auch das Fazit sein: „Stell Dich nicht so an. Da musste ich auch durch.“
Empathie ist eine Fähigkeit, die sich zum Glück nicht erst mit den eigenen Kindern entwickelt. Neben dem fachlichen Know-how ist sie sicher eine entscheidende Grundvoraussetzung für den Hebammenberuf.
Nicht die Kinderanzahl, sondern Wissen, Ruhe und Einfühlungsvermögen lassen Eltern möglichst entspannt durch diese besondere und aufregende Zeit gehen.
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