Wenn ein Kind gehen muss, bevor es so richtig im Leben angekommen ist – es ist für die ganze Familie ein großer Schock. Doch nach dem Schock wartet ein Leben, dass es zu meistern gilt.
Wenn der Schwangerschaftstest ein positives Ergebnis anzeigt, verändert sich für uns Väter rein körperlich erst mal gar nichts. Und doch verändert sich alles. Denn selbst wenn das Baby im Bauch der Partnerin anfangs weder irgendwie sichtbar noch spürbar ist, dreht das Gedankenkarussell sofort los. Die Fahrt bietet von großen Sorgen bis zu enormer Vorfreude alles..
Vor allem bei den Schwangerschaften nach dem ersten Kind sind die Vorstellungen und Freude auf das neue Baby sofort schon sehr konkret. Auch viele Väter vertrauen erst einmal darauf, dass schon alles gut ist und wird. Dementsprechend trifft sie das frühzeitige Ende einer Schwangerschaft genauso hart und unvorbereitet.
Jeder fünfte Vater erlebte eine Fehlgeburt
Für die Frau kommt in diesem Moment und der Zeit danach natürlich eine hohe körperliche und hormonelle Belastung hinzu. Das ist bei Vätern nicht der Fall, weshalb sie wohl schneller die Tendenz zeigen, das Thema „abzuhaken“. Doch so einfach ist das nicht. Eine Fehlgeburt hat Auswirkungen auf die gesamte Familie und vielleicht auch auf noch folgende Babyzeiten. In einer Studie las ich neulich: „Es stellte sich heraus, dass 17 Väter (8,2%) der 205 Teilnehmer an einer postpartalen Depression litten… Jeder 5. Vater hatte zuvor schon einmal ein Baby infolge von Fehlgeburt bei der Partnerin verloren.“
Jeder fünfte Vater?! Diese Zahl macht nachdenklich. Wiegeht es einem Vater eigentlich nach der Fehlgeburt? Die Zukunft, die ich man sich ausgemalt hatte, sie ist weg. „Einfach“ so. Und über eine Fehlgeburt redet man nicht. Männer noch weniger als Frauen. Vielen Vätern ist zum Heulen zumute, aber sie geben sich nicht den Raum. Sie wollen „stark“ bleiben und den Zusammenbruch der Partnerin irgendwie auffangen und abfedern. Außerdem sind da vielleicht noch weitere Kinder, die versorgt werden müssen.
Verlust anerkennen und thematisieren
Die Nachricht vom Verlust des Kindes ist zunächst ein Schock. Und es dauerte ein paar Tage, bis aus Schock die Wut und aus der die Trauer wurde. Und es hilft nichts. Man muss da durch. Muss anfangen, darüber zu reden. Mit sich und auch mit anderen. Rituale können helfen. Jede Familie, aber auch jedes Familienmitglied wird eigene Wege finden, Abschied zu nehmen.
Das Reden darüber hilft, natürlich mit der Partnerin oder auch vielleicht mit der begleitenden Hebamme. Es hilft den Verlust anzuerkennen, wenn er thematisiert wird. Gerade Väter werden feststellen, wie viele noch betroffen sind, wenn man anfängt darüber zu reden. Und wenn sich dieser Raum zum Reden im privaten Umfeld nicht ergibt, kann auch die Unterstützung durch eine Trauerbegleiterin oder einen Psychologen bei der Verarbeitung und Integration des Erlebten helfen.
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