Die meisten Kinder liegen zur Geburt mit dem Köpfchen nach unten. Sie drehen sich unter der Geburt so, dass der meist zuvor seitlich liegende kindliche Rücken sich zur Vorderseite der Mutter dreht. Dadurch befindet sich das Hinterhaupt ebenfalls vorne. Das Hinterhaupt (der Hinterkopf des Babys) führt deshalb, weil das Kind bei dieser Drehung im Becken sein Köpfchen beugt, sprich das Kinn Richtung Brust nimmt.
So tritt das zunächst gebeugte Köpfchen durch den Beckenausgang und stemmt sich dafür mit dem Nacken ein wenig am Schambein (Symphyse) ab. Dann streckt es sich wieder aus der gebeugten Kopfhaltung. Das Köpfchen wird weiter über den Damm geboren. Steht die Mutter bei der Geburt, schaut das Baby also zwischen ihren Beinen hindurch nach hinten. In der Rückenlage, die in der Regel nicht die bestmögliche Gebärposition darstellt, würde das Kind aufs Bett gucken. Das Liegen auf dem Rücken ist deshalb nicht besonders günstig, weil unter anderem die helfende Schwerkraft nicht genutzt werden kann. Die Mutter muss ihr Kind so sogar etwas „bergauf“ hinausschieben.
Hintere Hinterhauptshaltung = Sternenguckerposition
Wenn nun aber das Baby nicht mit seinem Hinterhaupt und seinem Rücken zur mütterlichen Vorderseite, sondern zu ihrer Rückseite gewandt ist, verläuft die Geburt aus dieser Einstellung anders. Normalerweise beugt das Baby unter der Geburt sein Köpfchen, um so mit dem kleinstmöglichen Durchmesser geboren zu werden.
Das Baby mit einer „hinteren Hinterhauptseinstellung“ – so der korrekte Fachbegriff für den „Sternengucker“ – beugt sein Köpfchen zwar auch. Aber es dreht dabei das Hinterhaupt regelwidrig in die Kreuzbeinhöhle. Das Köpfchen kann in dieser Haltung die Biegung im Becken schwerer passieren. Das führt meist zu verlängerten Geburten und kann beim Austritt das Dammgewebe mehr belasten. Bereits die Eröffnung des Muttermundes kann bei dieser Haltung des Kindes verzögert ablaufen. Weil das breitere Hinterhaupt in dieser Position mehr auf den Darm drückt, haben die Mütter oft schon vor der vollständigen Eröffnung des Muttermundes das Bedürfnis, aktiv mitzuschieben.
Wird das Baby nun aber aus dieser Position geboren und die Mutter befände sich in der schon eingangs als nicht empfehlenswert beschriebenen Rückenlage, würde das Baby nicht aufs Bett schauen, sondern als erstes an die Decke seines Geburtsortes. Wenn dieser Ort kein Dach hätte und es dann noch Nacht wäre und der Himmel klar, würde das Baby als erstes die Sterne am Himmel erblicken. Deshalb also der Name „Sternengucker“. Was sich eigentlich ganz niedlich anhört, bedeutet in der Realität meist eine deutlich erschwerte Geburt.
Positive Motivation und unterstützende Maßnahmen
Gründe für die hintere Hinterhauptshaltung können Besonderheiten in der Anatomie von Becken oder der Gebärmutter sein. Auch eine Vorderwandplazenta (der Mutterkuchen sitzt an der vorderen Gebärmutterwand) oder Myome (gutartige Wucherungen in der Muskelschicht der Gebärmutter) können diese Einstellung begünstigen. Ebenso kann eine zu kurze Nabelschnur die regelrechte Drehung des Babys behindern. Mit einer Häufigkeit von 0,5 bis 2,0 Prozent kommt die hintere Hinterhauptseinstellung eher selten vor.
Beim Abtasten des Bauches lässt sich dann der Rücken des Kindes nur schwer ertasten. Dafür sind die kleinen Teile (Arme und Beine) des Babys eher im Bereich des Bauchnabels zu spüren. Manchmal verursacht diese Position des Kindes im Bauch der Schwangeren auch vermehrte Rückenschmerzen. Wenn die Geburt noch in der Eröffnungsphase ist, wird meist versucht, durch bestimmte Gebärhaltungen die Drehung des kindlichen Rückens nach vorne zu erreichen.
Dabei können der Vierfüßlerstand, die Knie-Ellenbogen-Lage oder auch das Beckenkreisen hilfreich sein. Wenn das Baby trotzdem in der Position bleibt, versucht man durch bestimmte Haltungen mehr Platz zu schaffen, da der Kopfdurchmesser bei der Geburt etwas vergrößert ist. Dies kann zum Beispiel durch die tiefe Hocke oder eine asymetrische Haltung wie dem Hirtenstand erreicht werden. Die Hebamme wird gemeinsam mit der Mutter versuchen, die bestmögliche Position zu finden.
„Sternengucker“-Babys fordern ihre Mütter
Erschwerte Geburten ziehen häufiger auch geburtshilfliche Interventionen wie die Unterstützung mittels Saugglocke nach sich. Das muss aber nicht zwingend so sein. Damit die Mutter unter der Geburt bestmöglich mitarbeiten kann, ist es sinnvoll, wenn die Hebamme unter der Geburt genau erklärt (z.B. mit einem Beckenmodell plus Puppe), wie das Baby gerade liegt. Und was mit einer bestimmten Position erreicht werden soll. Positive Motivation und unterstützende Maßnahmen begünstigen den Geburtsverlauf. So kann zum Beispiel das „Äpfelschütteln“ – eine Massage im Gesäßbereich, die das Becken lockert – den vorzeitigen Drang mitzuschieben mindern.
Die „Sternengucker“-Babys fordern ihre Mütter schon etwas mehr unter der Geburt. Aber oft sind sie kein Grund, dass das Baby nicht vaginal geboren werden kann. Natürlich ist es aber günstiger, wenn das Baby zum Zeitpunkt seiner Geburt die optimale vordere Hinterhauptshaltung eingenommen hat.
Doch bereits in der Schwangerschaft ist eine gute Einstellung des Kindes von Vorteil. So lassen sich zum Beispiel mütterliche Rückenbeschwerden reduzieren. Unser heutiger Lebensstil mit vielen Tätigkeiten im Sitzen wirkt eher kontraproduktiv. Vor allem, weil man im Auto oder auf der Couch kaum in eine Sitzposition kommen kann, bei der das Kind nicht auch dazu animiert wird, sich eher in den hinteren Teil des Beckens zu legen. Auch das Übereinanderschlagen der Beine über einen längeren Zeitraum verkleinert den Beckenraum so, dass das Baby in eine eher ungünstige Position ausweicht.
Trotz „bester Haltung“ ein „Sternengucker“
Für eine gute geburtshilfliche Ausgangslage sorgen Positionen, in denen die Mutter aufrecht ist und eher nach vorne gebeugt. Das Knien oder Einnehmen des Vierfüßlerstandes ist ebenfalls empfehlenswert. Das gilt auch für viele bei der Schwangerschaftsgymnastik oder beim Schwangerenyoga praktizierte Haltungen. Die die Schwangerschaft begleitende Hebamme kann da sicherlich noch einige Anregungen geben.
Auch bei „bester Haltung“ entscheiden sich manche Kinder dafür, sich so ins Becken einzustellen, dass sie schließlich als „Sternengucker“ geboren werden. Aber über eine gute Haltung in der Schwangerschaft freut sich ja nicht nur das Kind. Auch Rücken und Beckenboden werden es danken. Deshalb darf man einer guten Haltung in der Schwangerschaft generell gerne ein bisschen mehr Beachtung schenken.
Umgangssprachlich wird von der „hinteren Hinterhauptslage“ gesprochen. Da sich aber die Lage nur auf das Verhältnis der Längsachse des Kindes zur Gebärmutter bzw. zur Mutter (Längs-, Schräg- oder Querlage) bezieht, wird hier der fachlich korrektere Begriff der „hinteren Hinterhauptshaltung“ oder der „hinteren Hinterhauptseinstellung“ verwendet.
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Schwangerschaftsgymnastik von Christine Niersmann
Literatur
Die Optimierung der Kindslage von Jean Sutton und Pauline Scott | Geburtsarbeit von Deutscher Hebammenverband | Schwierige Geburten – leicht gemacht: Dystokien erfolgreich meistern von Penny Simkin und Ruth Ancheta
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