Eine Schwangerschaft ist für viele Schwangere ein Anlass, sich mit ihrer Ernährung zu beschäftigen. Bei der ersten Vorsorge sollte daher neben vielen anderen Beratungsthemen auch die Ernährung zur Sprache kommen. Denn auch wenn das alte Motto „Essen für zwei“ schon lange nicht mehr aktuell ist, gilt es zu bedenken, welche Lebensmittel dem Ungeborenen schaden könnten.
Wenn der Schwangerschaftstest nach Ausbleiben der Regel positiv ist, fällt einem unter Umständen sofort ein, dass die letzten Wochen anstrengend waren – verbunden mit viel Kaffee und Nikotin. Oder dass es diverse feuchtfröhliche Partys mit Alkohol gab. Für die Schwangerschaft wird aber ein Verzicht auf Nikotin und Alkohol sowie ein sparsamer Umgang mit Koffein empfohlen.
Alles-oder-nichts-Prinzip
Solange die Schwangerschaft noch nicht bekannt ist, geht das Leben meist normal weiter. Hat das Ungeborene also unter Umständen daran Schaden genommen? In den allerersten beiden Schwangerschaftswochen, direkt nach der Empfängnis, gilt das so genannte Alles-oder-nichts-Prinzip.
Entweder die Schwangerschaft bleibt nicht bestehen, wenn der Embryo geschädigt wurde. Oder das Ungeborene hat mögliche Beeinträchtigungen durch Alkohol, Medikamente oder Nikotin unbeschadet überstanden. Danach gilt bei Alkohol die Null-Promille-Grenze und für Koffein ein moderater Konsum. 200 mg Koffein gelten als unbedenklich – es steckt allerdings nicht nur in Kaffee, sondern auch in schwarzem Tee, Cola und Bitterschokolade.
Verbotene Lebensmittel für Schwangere?
Mit Beginn der Schwangerschaft scheint das Thema Essen kompliziert zu werden. Die Liste der vermeintlich verbotenen Lebensmittel ist lang, ebenso wie die Zahl der Ratschläge. Hier hilft es, nicht Instagram & Co. zu befragen, sondern sich an seriöse Quellen zu halten, wie z.B. das Netzwerk Gesund ins Leben. Gynäkolog*innen und Hebammen beraten ebenfalls fundiert.
Nach der Beratung sollte jede Schwangere für sich einen alltagstauglichen Weg der Ernährung finden, ohne verunsichert und panisch jedes Lebensmittel in Frage stellen zu müssen. Auch wenn Schwangere aufgrund einer verringerten Immunabwehr zur Risikogruppe gezählt werden, ist der schwangere Körper doch in Lage, mit einer Vielzahl von normal vorkommenden Bakterien fertig zu werden.
Eine gründliche, aber nicht übertriebene Hygiene beim Händewaschen, beim Waschen der Lebensmittel und in der Küche senkt ein mögliches Infektionsrisiko.
Vorsicht bei rohem Fleisch
Fleisch- und Wurstprodukte sollten gut durchgegart gegessen werden, auf rohes bzw. nicht durchgegartes Fleisch sollte verzichtet werden. Dies gilt auch für Rohwürste wie Salami oder Mettwurst und rohe Pökelfleischprodukte wie Räucherspeck oder Lachsschinken. Auch Fisch und Meerestiere sollten nur durchgegart und nicht roh oder geräuchert gegessen werden.
Bei Milchprodukten sind Lebensmittel aus pasteurisierter oder wärmebehandelter Milch unbedenklich. Rohmilch oder Käse daraus (wie z.B. Camembert, Ricotta, Mozzarella oder Feta) sollte nicht gegessen werden. Lange gereifter Hartkäse aus Rohmilch (etwa Parmesan oder Bergkäse) kann gegessen werden.
Bei Gemüse und Obst gilt die Empfehlung, die Lebensmittel gründlich zu waschen, keine abgepackten (Obst-)Salate zu kaufen und auch industriell gefertigte Smoothies bzw. frisch gepresste Obst- und Gemüsesäfte in Supermärkten, Restaurants oder Kantinen zu meiden.
Gefahr durch Listeriose und Toxoplasmose
Alle Lebensmittel, die nicht selbst frisch zubereitet werden, sollten in kleinen Mengen gekauft werden (z.B. Käse- und Wurstaufschnitt) und möglichst nur wenige Tage im Kühlschrank gelagert werden. Fertig belegte Sandwiches oder Kuchen/Gebäck mit Sahne- oder Cremefüllungen, die fertig gekauft werden, sollten nicht verzehrt werden.
Hintergrund der Vorsichtsmaßnahmen sind zwei Infektionen, die zwar sehr selten vorkommen, aber das Ungeborene schädigen könnten: Listeriose und Toxoplasmose.
Die Erreger der Listeriose, die Listerien, sind widerstandsfähige Bakterien, die Lebensmittel besiedeln können, ohne dass sie sichtbar sind bzw. die Lebensmittel verderben lassen. Auch gegen Kälte sind sie resistent. Bei einer Erhitzung von mindestens 70 Grad über mindestens zwei Minuten werden die Listerien allerdings abgetötet.
Widerstandsfähige Bakterien
Eine Listeriose erfolgt oft unbemerkt, kann sich aber auch durch grippeähnliche Symptome, Übelkeit und Durchfall bemerkbar machen. Besteht der begründete Verdacht einer Infektion, können die Listerien im Blut und im Stuhlgang nachgewiesen werden. Um eine Ansteckung des Embryos zu verhindern, wird die Schwangere antibiotisch behandelt.
Bei einer vorsichtigen Ernährungsweise sollte bei vermeintlichen Listeriose-Symptomen immer bedacht werden, dass diese Erkrankung extrem selten vorkommt. Das Robert-Koch-Institut verzeichnete 2022 nur 21 Fälle der meldepflichtigen Krankheit bei Schwangeren und 20 Fälle von Neugeborenen-Listeriosen.
Toxoplasmose durch winzige Parasiten
Bei einer Toxoplasmose kommen die Erreger, winzige Parasiten, im Katzenkot, in rohem Fleisch und in der Erde vor. Zu Beginn der Schwangerschaft kann eine Blutuntersuchung (die privat bezahlt werden muss, da sie nicht Teil der Mutterschaftsvorsorge ist) zeigen, ob es in der Vergangenheit bereits eine Toxoplasmose-Infektion gegeben hat. Dann wäre eine weitere Ansteckung in der Schwangerschaft ungefährlich.
Aber auch wenn der Test ergibt, dass bisher keine Toxoplasmose durchgemacht wurde, reichen die bekannten Vorsichtsmaßnahmen. Obst und Gemüse gründlich waschen, bei der Gartenarbeit Handschuhe tragen und die Säuberung des Katzenklos anderen überlassen.
Eine Toxoplasmose-Infektion verläuft fast immer unbemerkt. Beruhigen kann in diesem Zusammenhang nur, dass auch eine Toxoplasmose in der Schwangerschaft sehr selten vorkommt. Das RKI meldet für 2022 lediglich fünf Fälle.
Die Ernährung in der Schwangerschaft sollte also kein belastendes Thema sein. Mit entsprechenden Informationen und pragmatischer Vorsicht können viele Lebensmittel genossen werden. Und es ist kein Grund zur Panik, wenn die Essensauswahl mal nicht ganz ideal gelingt.
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