Ganz so einfach wie heute war es mit den Schwangerschaftstests früher nicht. Bis in die 1960er Jahre hinein wurden Krallenfrösche für „Schwangerschaftstests“ eingesetzt. Den Tieren wurde Urin oder Blut der vermeintlich schwangeren Person injiziert. Wahlweise setzte man Frösche auch einfach in den Urin, damit sie über die Haut das zu testende Hormon der Frau aufnehmen.
War im Blut oder Urin das Schwangerschaftshormon vorhanden, fingen die weiblichen Kröten nach zwölf bis 24 Stunden mit dem Ablaichen an. Sie legte also ihre Eier im Wasser ab. Bei den Männchen ließ sich der Ausfluss von Samenflüssigkeit beobachten (Spermatorrhoe). Auch aus Tierschutzgründen würde man solche Verfahren heute nicht mehr einsetzen, wenn auch die Tiere dabei nicht ihr Leben lassen mussten. Nach rund vier Wochen Erholungspause mussten sie erneut als Testobjekte herhalten.
Die ersten Heimschwangerschaftstests kamen Anfang der 1970er Jahre auf den Markt. Diese Schwangerschaftstests für zuhause waren mehr mit einem Chemiebaukasten vergleichbar. Und sie waren nicht gerade anwenderfreundlich. Die heute üblichen und recht unkompliziert anwendbaren Schwangerschaftstests gibt es erst seit den späten 1980ern zu kaufen. Mit den Jahren hat sich die Empfindlichkeit dieser Tests immer weiter verfeinert. So werben heute einige Hersteller damit, bereits sechs Tage vor dem Ausbleiben der erwarteten Menstruationsblutung ein positives Ergebnis abzubilden, wenn eine Schwangerschaft eingetreten ist.
Beginn und Erhalt der Schwangerschaft
Das positive Ergebnis eines Schwangerschaftstests beruht auf dem Nachweis von hCG (Humanes Choriongonadotropin). Dieses Glykoprotein (Makromolekül aus Eiweiß und Kohlenhydraten) bildet der Trophoblast bereits nach der Einnistung der befruchteten Eizelle. Als Trophoblast bezeichnet man die äußere Schicht der Blastozyste, aus der sich später die Fruchthülle und der Mutterkuchen (Plazenta) bilden. Die innere Schicht der Blastozyste nennt man Embroyblast. Hieraus bilden sich dann der Embryo (so wird das Baby bis zur 10. Schwangerschaftswoche bzw. acht Wochen nach der Befruchtung genannt) sowie die Nabelschnur und die Eihäute entwickeln.
Also bereits, wenn sich ganz am Anfang die verschmolzenen Zellen umbauen, entwickeln und daraus einen winzig kleinen Menschen entstehen lassen, ist das nur in der Schwangerschaft vorhandene hCG vorhanden. Das hCG ist für den Beginn und Erhalt der Schwangerschaft zuständig. Es sorgt zum Beispiel dafür, dass der Körper das wichtige Hormon Progesteron in höheren Mengen ausschüttet. Das wiederum regt das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut weiter an. Und parallel wird den Eierstöcken über die Rückkoppelung zur Hirnanhangsdrüse vermeldet, dass in der nächsten Zeit keine Eisprünge mehr erforderlich sind.
hCG zur Ovulationsinduktion
Außerhalb einer Schwangerschaft ist hCG nur in sehr seltenen Fällen als Tumormarker von Keimzelltumoren nachweisbar. Nach einer Fehlgeburt kann ein Schwangerschaftstest auch noch bis zu mehreren Wochen das noch vorhandene und sich nach und nach abbauende hCG nachweisen.
Im Rahmen einer reproduktionsmedizinischen Behandlung dient hCG als biologisches oder gentechnisch hergestelltes Präparat auch zur Auslösung des Eisprungs (Ovulationsinduktion) und zur Unterstützung der Gelbkörperphase. Dies kann dann auch zu einem positiven Schwangerschaftstest führen, auch wenn keine Einnistung der befruchteten Eizelle stattgefunden hat. Das für die Anwendung verabreichte Beta HCG ist im Blut bis zu etwa zehn Tage nach der Anwendung nachweisbar.
Zwei Tage nach der Einnistung schon nachweisbar
Da sich das hCG schon gleich nach der Einnistung bildet, ist es auch schon sehr früh nachweisbar. Zwar noch nicht im Urin, aber eben im Blutserum. Bei einer Empfindlichkeit der Labortest von 5-20 mlU/ml kann ein solcher bereits knapp eine Woche nach der Befruchtung bzw. ca. zwei Tage nach der Einnistung ein relativ sicheres Ergebnis liefern. Die Empfindlichkeit dieser Laborschwangerschaftstests liegt bei 90 bis 95 Prozent. Solch frühe Bestimmungen des hCG-Wertes werden aber eher nur im Rahmen von Kinderwunschbehandlungen durchgeführt.
Und auch hier wird eher bis zu dem Tag gewartet, an dem die nächste Menstruationsblutung erwartet wird oder rund zwölf bis 14 Tage nach der Punktion der Eizellen. Hier gibt es auch Verlaufskontrollen, wie sich der Wert entwickelt, um eine mögliche Prognose für die eingetretene Schwangerschaft zu bestimmen. Dies variiert aber natürlich auch abhängig von jeder persönlich individuellen Kinderwunschgeschichte und dem jeweiligen Vorgehen in der Klinik oder Praxis.
Falsch-negative Tests sind deutlich häufiger
Die nicht verschreibungspflichtigen Schwangerschaftsurintests sind in Apotheken, Drogerien, Supermärkten und bisweilen sogar in Automaten und an Tankstellen erhältlich. Sie unterscheiden sich in ihren Nachweisgrenzen. So können so genannte Frühtests mit einer Empfindlichkeit von mindestens 10mlU/ml auch bereits vier bis fünf Tage vor der erwarteten Regelblutung ein positives Ergebnis liefern, wenn die Testende schwanger ist.
Die Urintests sind sehr spezifisch, weshalb falsch positive Ergebnisse äußerst selten vorkommen. Wesentlich häufiger – abhängig vom verwendeten Test uns seiner Nachweisgrenze – treten negative Ergebnisse auf, obwohl eine Schwangerschaft eingetreten ist. Da die Konzentration des hCG im Morgenurin am höchsten ist, kann schon ein Test zu einem anderen Tageszeitpunkt dazu führen, dass der Test „fälschlicherweise“ negativ ausfällt.
Zudem sind ja der Zeitpunkt des Eisprungs und der Einnistung nicht immer bekannt. Und zum Thema Zyklus wissen hoffentlich inzwischen alle, dass der „regelmäßige 28-Tage-Zyklus bei allen Frauen“ zu den Ammenmärchen gehört. Nicht ist so unregelmäßig wie die Regel, wobei Zyklen von 21-35 Tagen immer noch im Normbereich liegen. Wie alle hormonellen Prozesse im Körper wird auch der Zyklus von vielen externen Faktoren beeinflusst: Schlaf, Stress, Ernährung und vieles mehr. Gerade bei heranwachsenden jungen Frauen führt ein noch instabiler Zyklus deutlich häufiger zu falsch negativen Schwangerschaftstestergebnissen.
Sollte der Schwangerschaftstest also negativ sein, ist es sinnvoll, ein paar Tage später noch einmal nachzutesten. Die Ergebnisse werden mit dem täglich steigenden hCG-Spiegel verlässlicher. Beim Testkauf ist es sinnvoller, auf die angegebene Nachweisgrenze zu schauen als auf die auf der Packung angegebenen Marketingversprechen. Und wenn der Test dann gesichert positiv ist, sollte man tatsächlich schon mit der Hebammensuche beginnen.
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