Oftmals melden sich Schwangere erst jenseits der ersten drei Monate bei der Hebamme. Sie wollen sicher sein, dass mit dieser Schwangerschaft auch „alles gut“ ist- besonders wenn es vielleicht schon frühe Schwangerschaftsverluste zuvor gab. Die Frauen melden sich also erst im zweiten Schwangerschaftsdrittel– in der sogenannten „Phase des Wohlbefindens“. Dann, wenn Körper und Seele sich meist bereits ganz gut an die Schwangerschaft gewöhnt haben…
Zum einen kann es sein, dass es dann schon zu spät für eine erfolgreiche Hebammensuche ist. Zum anderen ist es durchaus sinnvoll, auch schon in der Frühschwangerschaft auf Hebammenhilfe zurückgreifen zu können. Nämlich dann, wenn Schwangere so ein bisschen zwischen Hoffen und Bangen leben – gerade wenn es vielleicht schon glücklos verlaufene Schwangerschaften davor gab. Aber unabhängig von der Vorgeschichte werden die ersten dreizehn Schwangerschaftswochen nicht umsonst als „Phase der Anpassung“ bezeichnet. Der Körper hat eine gewaltige Umstellung zu bewerkstelligen, nicht selten verbunden mit Beschwerden wie massiver Übelkeit oder extremer Müdigkeit. Doch selbst Frauen, die ohne Probleme durch die ersten frühen Wochen gehen, fühlen sich vielleicht phasenweise auch immer wieder verunsichert.
Auch wenn man sich entschieden hat, noch nicht aller Welt von der Schwangerschaft zu erzählen, ist es ja trotzdem so, dass diese einen beschäftigt. Und das Tag für Tag. Werdende Mütter möchten ihre Sorgen und Hoffnungen meist auch gerne mitteilen, denn nicht umsonst boomen weiterhin die vielen Schwangerschaftsforen. Dort wird bereits der Schwangerschaftsfrühtest als Handyfoto hochgeladen. Denn die Frauen sorgen sich, ob der zweite Strich darauf auch wirklich rosa genug ist. Die regulären Vorsorgeuntersuchungen finden zu diesem Zeitpunkt alle vier Wochen statt. Die Befindlichkeiten in den Wochen dazwischen machen die Mütter also nicht selten mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin, der Internet-Community oder gar nur sich selbst aus.
Ein bisschen schwanger gibt es nicht
Manche Frauen wissen auch nicht, dass sie sich von Anfang an durch Hebammen begleiten lassen können. Nicht nur für die Schwangerenvorsorge, sondern jederzeit auch bei jeglichen Beschwerden und Fragen in der Schwangerschaft. Oft beginnt die Verunsicherung schon beim ersten Frauenarztbesuch, wenn sich Fruchthöhle und Embryo nicht so darstellen lassen, wie das genormte Tabellen erwarten lassen. Das kann auch manchmal einfach daran liegen, dass der Termin unklar ist. Aber Sorgen und Ängste treten da schnell auf.
Auch wenn wir als Hebamme nicht Einfluss auf den weiteren Verlauf der Schwangerschaft haben, so können wir doch die Mütter dabei begleiten, guter Hoffnung zu sein und zermürbende Wartezeiten vielleicht etwas positiv gestimmter durchzustehen. Oder wir sind einfach da, wenn die Tränen aus Angst oder Sorge fließen. Genauso freuen wir uns einfach mit, wenn Frauen dann von den ersten frühen Kindsbewegungen erzählen. Diese ersten Wochen verlangen den Schwangeren oft vor allem eins an: viel Geduld zu haben.
Auch erste Entscheidungen bezüglich der pränatalen Diagnostik müssen zum Beispiel bereits in den ersten Monaten getroffen werden. Eltern sind durch die Auswahl der diversen Optionen oft überfordert und haben gleichzeitig Angst, nicht die richtige für sich und ihr Kind zu wählen. Nach der ärztlichen Beratung dazu sind plötzlich doch noch eine Menge Fragen offen. Im Internet suchen verstärkt hier in der Regel die Verunsicherung und führt nicht unbedingt dazu, die eigene persönliche Entscheidung zu treffen. Auch da kann ein Gespräch mit der Hebamme noch mal Klarheit bringen.
Verunsicherung in den frühen Schwangerschaftswochen oft recht groß
Manchmal sind Hebammen n der Frühschwangerschaft auch einfach nur die Ansprechpartnerin, mit der die werdende Mutter ihre Freude und ihre Gefühle zum Kind teilt. Eben weil sie noch nicht die Familie und den ganzen Freundeskreis eingeweiht hat.
Schwangere Frauen sind schwanger. Es gibt nicht mehr oder weniger schwanger, auch wenn die äußerliche, körperliche Veränderung in der 30. Schwangerschaftswoche natürlich wesentlich offenkundiger ist als im zweiten Schwangerschaftsmonat. Die größten Entwicklungen finden aber tatsächlich in den ersten Wochen statt, auch wenn das von außen zunächst kaum sichtbar ist. Deshalb brauchen auch Frauen in dieser intensiven Zeit eine Unterstützung. Oder manchmal auch nur eine Bestätigung, dass alles gut so ist wie es ist.
Gerade bei Frauen, für die die Schwangerschaft nicht so spontan und schnell eingetreten ist wie erhofft, ist die Verunsicherung in den frühen Schwangerschaftswochen oft groß. Da geht es nicht nur um die Sorge, welche Käsesorten nun noch bedenkenlos gegessen werden dürfen. Das Vertrauen in den eigenen Körper muss erst einmal wieder ein bisschen zurückgewonnen werden. Auch da können Hebammen helfen.
In guten und in schlechten Zeiten
Als Hebamme sind wir Begleiterin in guten und in schlechten Zeiten. Das heißt, dass wir auch dann da sind, wenn die Schwangerschaft nicht wie erhofft verläuft. Hebammen begleiten auch Fehlgeburten – tatsächlich erfahren aber viele Frauen erst hinterher, dass es diese Möglichkeit gibt. Fast alle bestätigen aber, dass sie sich in dieser schweren Zeit mehr Unterstützung gewünscht hätten.
Es muss also niemand warten, bis die bisweilen als „kritischen ersten drei Monate“ betitelte Zeit der Frühschwangerschaft vorüber ist, bevor er sich eine Hebamme sucht. Schwanger sind Frauen von Anfang an. Die Gedanken kreisen um das kleine Menschlein im Bauch – in der 6. ebenso wie in der 36. Schwangerschaftswoche…
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