Fragen an die Hebamme: Was sind unsichere Schwangerschaftszeichen?

Gerade dann, wenn Eltern sich sehnlich ein Kind wünschen, werden die Zeichen des eigenen Körpers, die auf eine Schwangerschaft hinweisen könnten, sehr genau beobachtet. Und das auch oft schon Tage bevor ein Test das Schwangerschaftshormon hCG (Humanes Choriongonadotropin) im Blut oder Urin überhaupt nachweisen kann. Da alles kann und nichts sein muss, spricht man hier von den unsicheren Schwangerschaftszeichen.

Dazu gehört ein Spannungsgefühl in der Brust. Da das Wachstum und die Differenzierung des Brustdrüsengewebes in der Schwangerschaft früh beginnt, kann das auf eine Schwangerschaft hinweisen. Brustspannen kann aber auch im Zyklus prämenstruell auftreten. Gerade wenn also noch auf das Ausbleiben der Periodenblutung gewartet wird, ist alles als Ursache möglich.

Selbst das Ausbleiben der Periode ist kein wirklich sicheres Zeichen, weil der Zyklus durch viele Ursachen zeitlichen Schwankungen unterliegt. Darum heißt es so passend: Nichts ist so unregelmäßig wie die Regel. Es gibt keinen 28-tägigen „Normzyklus“. Auch Zyklen von 23 oder auch 35 Tagen sind normal. Um seinen Zyklus und auch die fruchtbaren Tage zu kennen, ist es hilfreicher und verlässlicher, die Körperzeichen zu beobachten. Veränderungen am Muttermund, Schleimsymptome und auch die Körpertemperatur verraten mehr, als in den Kalender zu schauen. Auch unser Lebensstil und die jeweilige Lebensphase hat Einfluss auf den Zyklus. Stress, Schlafmangel, hormonelle Probleme, Krankheiten und aber auch der Beginn der Wechseljahre beeinflussen auf den Zyklus.

Bei einem bestehenden Kinderwunsch wissen viele Frauen recht genau, wann ihr Eisprung stattgefunden hat und die nächste Regel oder eben auch das Ausbleiben als Zeichen einer Schwangerschaft zu erwarten ist. Und dennoch zählt die ausgebliebene Regelblutung zu den unsicheren Schwangerschaftszeichen. Und anders herum kann es einige Tage nach der Befruchtung zu einer schwachen Blutung kommen, die bisweilen als Menstruation missinterpretiert wird. Es handelt sich aber um eine sogenannte Nidationsblutung. Bei der Einnistung der befruchteten und sich weiter entwickelten Eizelle (Blastozyste) können oberflächliche Gefäße der Gebärmutterschleimhaut aufgehen und leicht zu bluten beginnen.

Häufige Begleiterscheinungen der Frühschwangerschaft

Ob mit oder ohne Blutung – es ist also auch hier nicht ganz verlässlich ableiten, ob eine Frau nun schwanger ist oder nicht. Übelkeit und Erbrechen sind eine häufige Begleiterscheinung in der Frühschwangerschaft. Bei manchen Frauen treten diese Symptome schon in der 4. oder 5. Schwangerschaftswoche auf. Aber natürlich kann auch hier eine andere Ursache vorliegen, etwa eine Magen-Darm-Infektion oder eine Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln. Ein aufgeblähter Bauch kann sich in der Frühschwangerschaft zeigen, aber ist auch vielen Frauen prämenstruell bekannt. Genauso sorgen Hormone in verschiedenen Zyklusphasen genau wie in einer Schwangerschaft dafür, dass wir uns emotional mehr oder weniger stabil fühlen. Auch der Appetit wird davon beeinflusst.

Ebenso ist die bei vielen Schwangeren vorhandene Müdigkeit und Erschöpfung ein typisches Symptom im ersten Trimenon. Aber auch Stress oder Erkrankungen können natürlich dafür verantwortlich sein. Tatsächlich ist in den frühen Wochen also nur der positive Schwangerschaftstest oder die Sichtbarmachung im Ultraschall ein ziemlich sicheres Zeichen. Allerdings lässt sich hier zunächst nur eine Fruchthöhle und meist erst am Ende der 6. SSW der noch winzig kleine Embryo erkennen.

Der Nachweis des Schwangerschaftshormons hCG im Blut ist mit über 95 % Zuverlässigkeit sehr sicher. Aber auch hier gibt es (allerdings nur in seltenen Fällen) falsch positive Befunde. Bereits gut eine Woche nach der Befruchtung kann hCH im Blut nachgewiesen werden. Im Urin ist es meist erst um den Zeitpunkt der erwarteten Regel herum sicher nachweisbar. Es gibt auch Frühtests mit einer höheren Empfindlichkeit, die schon einige Tage vorher ein positives Ergebnis anzeigen können. Aber ein negativer Test zu diesem frühen Zeitpunkt schließt eben keine Schwangerschaft aus. Er sollte entsprechend einige Tage später wiederholt werden. Die hCG-Konzentration im Urin ist im Morgenurin höher, so dass im Tagesverlauf unterschiedliche Testergebnisse am gleichen Tag vorkommen können.

Was ist mit dem Bauchgefühl?

In den frühen Wochen lassen sich auch bestimmte Veränderungen am Gebärmutterhals beobachten. Oder auch eine bläulichere Verfärbung der Vaginalschleimhaut. Dies sind aber Anzeichen, die man nicht unbedingt selbst beobachten wird. Sie werden eher bei einer vaginalen Untersuchung sichtbar, welche aber zu dem Zeitpunkt auch nicht routinemäßig sinnvoll ist. Auch diese Veränderungen sind zudem keine sicheren, sondern „nur“ wahrscheinliche Schwangerschaftsanzeichen in der Frühschwangerschaft.

Das trifft auch für das Bauchgefühl zu, was jede Frau zu diesem Zeitpunkt ganz unterschiedlich wahrnimmt. Manche Schwangeren haben sehr früh ein ganz sicheres Gefühl, schwanger zu sein. Andere Frauen wiederum können es selbst bei bestätigter Schwangerschaft erst mal eine ganze Zeit lang gar nicht so recht „glauben“, dass sie wirklich schwanger sind. Auch dieses Empfinden hat keine Aussagekraft auf den Verlauf der Schwangerschaft. Es ist einfach Ausdruck eines höchst individuellen Prozesses, den jede Schwangere ganz unterschiedlich erlebt. 

Natürlich wird auch dieser Beitrag eher nicht dazu führen, dass man – gerade bei schon länger bestehendem Kinderwunsch –  nun tiefenentspannt die Zeit abwartet, bis sich verlässlichere Schwangerschaftszeichen zeigen als zum Beispiel ein Spannungsgefühl in der Brust. Wahrscheinlich bewahrt er auch nicht davor, viel zu früh zu testen, obwohl man es eigentlich besser weiß.

Den eigenen Körper zu beobachten und diese Beobachtungen zu interpretieren, es ist in dieser besonderen Zeit sehr normal. Aber egal, ob nun sämtliche mögliche Anzeichen da sind oder auch nichts davon: Alles ist möglich zu diesem Zeitpunkt. Und bereits das Warten darf in guter Hoffnung geschehen.

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