Ja, es ist echt viel, an das wir so denken müssen im Leben mit vier Kindern. Da sind nicht nur etliche Termine, sondern es fehlt auch immer noch hier und da eine Unterschrift. Es müssen leere Klopapierrollen zum Basteln in die Kita mitgebracht werden. Oder jede Woche Bahn-Tickets für einen plötzlichen Schulausflug gekauft werden. Das ist ab August zum Glück vorbei, wenn Schulkinder den öffentlichen Nahverkehr in Berlin kostenlos nutzen dürfen. Natürlich ist das für uns eine spürbare finanzielle Entlastung. Aber vor allem bin ich der BVG dankbar, dann nicht mehr spätabends oder frühmorgens noch schnell irgendwie Tickets irgendwo besorgen zu müssen.
Kinder brauchen gefühlt monatlich neue Schuhe oder Kleidung. Sie haben ständig Geburtstag oder sind zu einem eingeladen. Es müssen also immer wieder Sachen und Geschenke besorgt werden. Auch die Freizeittermine werden mit jedem Kind, aber vor allem mit steigendem Alter mehr. Gut, dass man als Babyeltern noch nicht so konkret weiß, wie herausfordernd die Schulzeit werden kann.
Und bereits da kommt man schon mal ins Rotieren, weil man gefühlt wöchentlich zur U-Untersuchung oder anderen Vorsorgeterminen rennt. Später gibt es dann noch Elternabende, Sommerfeste, Weihnachtsfeiern, etliche Aufführungen und immer, immer, immer ist irgendetwas zu besorgen und mitzubringen. Leere Gläser. Farblich passende T-Shirts. Essen. Bitte dran denken!
Geteilter Mental Load ist halber Mental Load
Viel zu tun also neben den alltäglichen Anforderungen durch Beruf und Haushalt für uns Eltern. Anja und ich teilen uns diesen ganzen Kram so gut es geht. Also eigentlich geht das meist relativ gut, weil hier bei uns keine Aufgaben konkret an die Mutter oder den Vater gebunden sind. Das sieht ja im Kontext Schwangerschaft, Geburt und Stillen schon anders aus. Da muss man sich anders aufteilen. Aber bei diesen ganzen Alltagsaufgaben lässt sich das gut im 50/50-Modell machen. Außer, dass Anja noch nie mitten in der Nacht Fahrkarten kaufen gegangen ist…
Aber tatsächlich klappt es für uns mit dem Aufteilen ganz gut, so dass Ressourcen und Kapazitäten gleichmäßig verteilt sind. Geteilter Mental Load ist hier bei uns halber Mental Load.
Doch immer wieder fällt mir auf, dass die externe Erwartungshaltung an Anja, also an die Mutter, weitaus größer zu sein scheint. In manchen Fällen ist es auch die „Nichterwartung“, denn in Bezug auf meine 13 Monate Elternzeit, bekamen wir mehr als einmal zu hören, dass man sich das ja erst einmal leisten können muss, dass beide Eltern „zu Hause bleiben“. Dass die Mutter in der Zeit arbeiten und Geld verdienen könnte und wir die Elternzeit nicht mit einer Weltreise verbringen, ist scheinbar für manche Leute nicht vorstellbar.
Was ist denn mit Vati?
Scheinbar ebensowenig ins Konzept von so manchen Menschen passt die Idee, dass man sich als Eltern den ganzen Alltagskram im Familienalltag teilt. Da kümmere ich mich darum, einen Schultermin mit einem Lehrer der Tochter auszumachen und bekomme als Antwort „Liebe Frau Gaca, danke für die schnelle Mail.“ Ja, lieber antwortender Herr aus dem Schulbetrieb der Tochter, voll gerne habe ich schnell geantwortet. Es liegt mir nämlich was daran, mich um die Belange meiner Kinder zu kümmern. Es ist wichtig, genau das zu tun.
Ich meistere den Alltag gemeinsam mit Anja, so gut das geht. Aber ich bin nicht Frau Gaca, sondern Herr Gaca. Und selbst wenn man Christian schnell mit Christina verwechselt – ich fürchte, in dieser E-Mail-Antwort des Lehrers steckt ein großes, gesellschaftliches Problem. Denn der Lehrer wird wahrscheinlich wesentlich mehr Mails von Müttern erhalten.
Auch in der Geburtstagseinladung, die der Sohn neulich bekommen hat, ist nicht vorgesehen, dass sich die Väter um geburtstagliche Organisationsdinge kümmern. Oder warum heißt es dort: „Bitte gib doch meiner Mutti kurz Bescheid, ob du Zeit hast.“ Nun, was ist denn mit Vati? Hat der arme Mann kein Telefon?
Nun, es mögen Zufälle, Vertipper und vermeintliche Belanglosigkeiten sein, die mich allerdings nicht davon abhalten, weiter meinen gleich großen Part in Sachen Elternsein zu übernehmen. Aber es illustriert wahrscheinlich doch ganz gut, dass es auch heute noch ganz schön ungerecht zugeht und dieser ganze Mental Load recht einseitig in Richtung Mütter verteilt ist.
Schreibe einen Kommentar