Essen und Schlafen – die beiden zentralen Themen, die Eltern in den ersten Jahren am meisten beschäftigen. Gefühlt kreisen 90 Prozent aller Elternfragen im Wochenbett und in der Babyzeit, in Stillgruppen oder Rückbildungsgymnastikkursen darum. Deshalb ist es auch nichts Außergewöhnliches, dass ein Blogleser eine Frage zum Schlafthema hatte. Sein 17 Monate alter Sohn schläft nur mit maximaler Nähe ein, selbst neben dem Bett zu sitzen ist zu weit weg. Nun fragt sich der Vater (und wohl auch die Mutter) wie sie es schaffen können, dem Kind die Fähigkeit beizubringen, sich selbst zu beruhigen – eben ohne diese intensive Nähe.

Solche Gedanken gingen mir bei unserem ersten Kind hin und wieder auch durch den Kopf. Und das, obwohl ich aus Überzeugung gestillt und familiengebettet habe. Trotzdem war da immer wieder mal die Frage: „Und wenn das jetzt noch fünf Jahre lang so geht?“ Die Idee, mit dem „Nähe-Vollprogramm“ das Kind womöglich vollkommen abhängig und unselbständig zu machen, ist ja ab einem gewissen Baby- oder Kleinkindalter eine Sorge vieler Eltern. Und dann wird gefragt oder nachgelesen, was man da nur machen kann, um diesen Selbständigkeitsprozess des Kindes zu beschleunigen.

Mama und Papa sind für mich da – auch nachts

Und nein, weder der „Gute Nacht“-Badezusatz aus der Drogerie noch das Singen bestimmter Mantren vor dem Schlafen gehen wird dafür sorgen, dass dieser Prozess wesentlich beschleunigt wird. Das Kind muss einfach erst so weit sein. Natürlich gibt es die brachialen Methoden. Die ignorieren sämtliche Bedürfnisse der Kinder, sprich „einfach rausgehen und das schreiende Kind mit seinem Kummer alleine lassen“, sind getaktet nach einem vorab definierten Zeitplan. Das funktioniert häufig, weil das Kind irgendwann „aufgibt“, je nach Charakter früher oder später. Gelernt hat es aber mit diesem Vorgehen etwas anderes, als „Mama und Papa sind für mich da – auch nachts und deshalb kann ich beruhigt ein- und weiterschlafen“.

Weder als Hebamme noch als Mutter werde ich also persönlich solche Konzepte empfehlen. Dafür brauche ich auch nicht zehn Studien oder zehn Expertenmeinungen, die die negativen Auswirkungen ausdrücklich belegen. Mein Herz und mein Verstand sagen mir, dass das definitiv der falsche Weg ist.

Da sich Eltern aber nun mal mit ihren Sorgen oft auch melden, weil sie selbst von der Situation genervt sind, wären ja doch irgendwelche Lösungsansätze ganz gut. Wenigstens damit man das Gefühl hat, man könnte was tun… Und während man das dann tut, verändern sich die kindlichen Bedürfnisse in manchen Lebensphasen vielleicht ohnehin ganz von alleine. Da kann man dann hinterher spekulieren, ob es die eigenen Anstrengungen waren oder das Kind jetzt vielleicht ohnehin einfach soweit war, weitere Schritte in Richtung Selbständigkeit zu machen.

Atmen, essen, schlafen…

Aber wie so oft gibt es keine universelle und gleichzeitig kindverträgliche Lösung. Es gibt nur wieder mal die ewige Lektion für uns Eltern, unser Kind so anzunehmen wie es (momentan) ist. Weder beim Thema Essen oder Schlafen muss man in der Regel an den Kindern herumprogrammieren. Sie atmen, sie essen, sie schlafen – eigentlich ganz einfach. Genauso wie wir die höhere Atemfrequenz eines Babys als ganz normal wahrnehmen, sollten wir vielleicht auch mal das häufiges Wachwerden in der Nacht als Normalität betrachten. Oder eben auch das große Verlangen kleiner Menschen, geborgen und sicher einzuschlafen.

Und kein noch so niedliches Kuscheltier oder schönstes Schmusetuch der Welt gibt soviel Geborgenheit wie Mamas oder Papas Nähe zum Einschlafen. Und die müssen kleine Menschen spüren – ganz nah und ganz direkt. Vielleicht sollten wir Eltern es einfach als Kompliment sehen, so wichtig für unsere Kinder zu sein. Trotzdem darf man auch dann und wann davon genervt sein oder sich von zu viel Baby- oder Kleinkindnähe fast erdrückt fühlen. Dann ist es höchste Zeit, mal wieder etwas Gutes für sich selbst zu tun.

An den Kindern müssen wir jedenfalls nicht wirklich viel herumdoktern. Sie werden einfach von alleine groß und unabhängig. Sie können gar nicht anders. Auch wenn einem diese Zeit, in der sie uns so intensiv brauchen, manchmal sehr lang vorkommt – rückblickend sagen alle Eltern: Eigentlich ist sie viel zu kurz.

Für alle, die sich trotzdem noch immer Sorgen über das chaotische Schlafverhalten der Kleinsten machen, noch ein paar Schlaffakten:

Die ewige Schlaflüge | Warum Babys nicht durchschlafen | Warum Kleinkinder nicht durchschlafen | Einschlafstillen wirkt so zuverlässig wie eine Narkose

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Kommentare

18 Antworten zu „Schlafenszeit“

  1. M
    Misle

    Unser Sohn ist 14 Monate und seit einem Monat in der Krippe und das Einschlafen dort klappt so gut wie nie. Zuhause wird er i.d.R. einschlafgestillt. Unterwegs schläft er auch im Tuch, im Auto oder im Kinderwagen/Buggy problemlos ein. Es ist leider so in der Krippe, dass die Betreuerinnen oftmals nicht viel Zeit für jedes einzelne Kind haben. Selten schläft er mal im Kinderwagen ein. Gestern hat er viel geweint und ist dann einfach im Turnraum vermutlich aus Erschöpfung beim Weinen eingeschlafen. Es bricht mir das Herz und ich habe ein schlechtes Gewissen. Wir wurden von der Krippe angehalten das Einschlafen zu Hause zu üben. Ich soll also meinem müden, weinenden Kind die Brust zum einschlafen verwehren. Das kann ich nicht 🙁 Er ist eben noch nicht soweit.
    Ich kann die Betreuerinnen schon verstehen. Sie haben nur eine begrenzte Anzahl an Armen um z.B. die Kinder im Kinderwagen in den Schlaf zu fahren. Hach, es ist einfach eine Zwickmühle.

  2. T
    Tanja

    Hallo Anja! Meine beiden Kinder tun sich mit dem Einschlafen schwer. Der Kleine (0,4) fängt immer! an zu weinen, wenn er müde ist, egal ob er in der Federwiege, im Tuch, auf dem Arm oder neben mir im Bett liegt. Warum? Er weint sich genauso in den Schlaf, wie das die Große (2,5) gemacht hat. Auch sie geht immer noch nicht gern ins Bett und schiebt die Müdigkeit weg. Wenn wir nicht eingreifen, macht sie bis zum totalen Erschöpfungsheulanfall weiter. Warum fällt es den beiden so dermaßen schwer in den Schlaf zu finden? Einschlafstillen kann ich voll vergessen. Da haben sich beide noch nie beruhigt. Tragen geht zwar am schnellsten, aber auch da weint er auch in den Schlaf … Weißt du eine Erklärung? LG! Tanja

    1. A
      Anja

      Liebe Tanja,

      manche Kinder weinen auch zum Stressabbau. Wenn sie dabei liebevoll begleitet werden und nicht allein gelassen, ist das auch okay. Ich denke Du als Mama kannst gut einschätzen, ob Deinem Kind sonst noch etwas fehlt oder weh tut oder es „nur“ müde ist. Wenn Du aber besorgt bist, kann Dir vielleicht auch eine Schlafberatung Unterstützung geben. Diese wird oft von so genannten „Schreiambulanzen“, aber auch von Hebammenpraxen angeboten. Vielleicht bekommst Du da auch noch ein paar gute Anregungen, wie Du die Schlafsituation mit Deiner größeren Tochter gestalten kannst, dass sie etwas leichter in die Entspannung finden kann. Manchen Kindern tut eine Massage am Abend gut, um herunter zu kommen. Was genau für Euch passt, lässt sich online natürlich nicht so einfach sagen, deshalb am besten noch mal mit einer Beratung vor Ort besprechen:) Alles Gute für Euch, Anja

  3. T
    Tanja

    Hallo zusammen!
    Meine Tochter ist jetzt acht Monate und seit zwei Monaten wacht sie nachts alle 45 Minuten stillen. Nur manchmal kann ich sie durch klopfen beruhigen. Ich bin einfach nur dauermüde und frage mich, wie lange ich das noch durchhalte. Ich möchte sie auf keinen Fall schreien lassen m aber gibt es nicht Einen Mittelweg? Hat jemand einen Tipp? Zudem kommt noch eine Mamaphase tagsüber, dass ich sie auch nicht angeben kann/mag.

    Für Vorschläge wäre ich sehr dankbar. Weißt du etwas, Anja?

    LG
    Tanja

    1. A
      Anja

      Liebe Tanja,

      da jede Familie und jede Situation individuell ist, ist wohl direkte Unterstützung „vor Ort“ die meist bessere Idee, als Tipps, die vielleicht anderen geholfen haben, aber für Dich und Dein Kind gar nicht passen. Kannst Du denn Deine Hebamme noch mal kontaktieren? Oder gibt es eine Stillberaterin in Deiner Nähe? Wichtig ist, dass es auch Dir gut geht. Dafür solltet Ihr einen guten Weg finden und nein, das muss nicht JKKSL bedeuten. Trau Dir und Deinem Baby notwendige Veränderungen zu und lass Dich dabei unterstützen. Liebe Grüße, Anja

    2. T
      Tanja

      Hallo Anja, danke für deine Antwort. Das mit dem Stressabbau hatte ich auch schon gelesen und verstanden. Aber ich dachte immer, dass das vor allem abends so ist. Aber hier ist es jedes Mal so. Nach dem Aufstehen, mittags, zwischen zwei Schlafeinheiten und abends. Sonst weint er nur, wenn ich nicht schnell genug die Brust auspacke. Der Tipp mit hinlegen, wenn das Baby schläft, der oft kommt, ist da leider nicht so hilfreich. Wenn ich nach einer Dreiviertelstunde direkt aus dem Tiefschlaf gerissen werde und dann erst wieder Einschlafbetreuung leisten kann, und mir das dann nach einer weiteren Dreiviertelstunde wieder passiert, bin ich noch genauso oder schlimmer Märsche wie vorher … Meine Schlafphasen haben sich auch nachts nicht an die alle zwei Stunden aufwachen angepasst. Zum Glück schläft er da wenigstens fast immer beim Stillen wieder ein. Das ist ab früh schlagartig vorbei. Ich wollte das einfach mal verstehen, aber anscheinend kann ich es nur akzeptieren … LG!

      1. T
        Tanja

        Matsche und müde sollte das heißen …

  4. U
    Ulrike

    Wolldrache ich weiß nicht warum man sowas überhaupt diskutieren muss. Selbst WENN dein Sohn ohne (sichtbaren?) Schaden durchs Leben geht – was man jetzt im Uebrigen noch gar nicht absehen kann- was beweist das schon außer dass einer halt Glueck gehabt hat. Niemand muss sich zerfleischen fuer Fehler die er in der Vergangenheit gemacht hat aber muss man deshalb hergehen und diese Fehler anderen noch als guten Rat geben? „Bei uns hat es auch nicht geschadet.“

    1. W
      wolldrache

      Hallo Ulrike,
      mich stört dieses schwarz-weiß Denken. Die „Intoleranz“ mit der keine abweichende Haltung akzeptiert wird.
      Wir haben uns davor sehr wohl erkundigt, und sind bei der Methode, die wir auf den Webseiten der Charité gefunden haben, hängen geblieben.
      Ich sage ja nicht, dass man das ohne wenn und aber durch excerzieren muss; haben wir ja auch nicht (siehe mein Beitrag).

      Aber dieses „.. erwiesenermaßen schädlich. PUNKT.“ stört mich sehr.
      Das ist wie 100% Impfgegner ohne Berücksichtigung „erwiesenermaßen“ wissenschaftlicher Studien, 100% ‚Glaube‘ an Homöopathie ohne … du weißt schon.

      Und gerade bei Kindererziehung und Co sollte sich doch irgendwann mal die Haltung durchsetzen,
      1. Jedes Kind ist anders
      2. Eltern auch
      3. Es gibt kein 100% richtig oder falsch.

      Daher das *seufz*

    2. T
      Tanja

      Märsche und müde sollte das heißen …

  5. D

    Das Problem an der Einschlafbegleitung ist ja meist, dass sie so lange dauert. Auch ich begleite(te) meinen Sohn wirklich gern, aber mich störte massiv, dass es zwischen 40 und 60 Minuten dauert.

    Sofern es möglich ist (bei uns wegen eines älteren Geschwisterkindes ist es das leider nicht) – sollte man in solchen Fällen einfach mal versuchen, das Kind später hinzulegen. Denn 5 Minuten dabei bleiben, das ist nun wirklich schaffbar :-).

    Meine Große Tochter geht selbstbestimmt ins Bett – das löste die Einschlafbegleitung mit 3 Jahren ab und klappt ganz hervorragend.

    Viele Grüße!
    Danielle

  6. U
    Ulrike

    Doch, diese Methode soll man verteufeln denn sie ist erwiesenermaßen schädlich. Punkt.

    1. W
      wolldrache

      *seufz* Bei Gelegenheit stelle ich dir mal meinen Sohn vor …?

  7. W
    wolldrache

    Sofort am Anfang des Textes hängen geblieben … 17 Monate … passt.
    Unser Kleiner hatte zu der Phase auch extreme Probleme, allein einzuschlafen. Leider komme ich gerande nicht dazu, mich mal wieder intensiv in die Wachstumsschübe/-phasen einzulese, aber es wird wohl irgendwie sowas sein … Mit 19 Moaten hörte es jedefalls wieder auf.

    Beim Großen haben wir übrigens das mit dem „nach Zeitplan rausgehen“ ausprobiert, hat für uns alle gut funktioniert, nach drei Tagen war das Thema durch und er schlief schnell und alleine ein. (am ersten Tag hat er auch „nur (?)“ 20 Minuten gebraucht, um einzuschlafen, statt die sonst 50 Minuten.)

    Beim Kleinen haben wir den Versuch mit dem Rausgehen am dritten Tag abgeschrieben, nachdem wir schon die zwei vorherigen Abende wieder abgebrochen haben. für ihn war das sicher nicht die richtige Methode… .

    Was ich damit sagen will ist, dass jedes Kind anders reagiert, und man auch diese „nach Zeitplan rausgehen-Methode“ nicht von vorneherein verteufel sollte. Für manche passt es, für andere nicht.

  8. K
    Kristina

    Ich habe meine Große auch immer begleitet, lange gestillt…unser Problem ist jetzt aber gerade dass sie (jetzt 5) überhaupt nicht ins Bett will (auch nicht begleitet) bzw. sehr spät und unser Konflikt ist, dass wir gerne wollen dass sie von selber spüren darf, ich bin müde, ich will ins Bett…aber wir auch unsere Zeit abends brauchen um zu zweit oder alleine was zu machen…hast Du da Erfahrungen oder Ideen? Herzlichen Gruß vom Rhein, Kristina

  9. U
    Ulrike

    Balsam fuer meine zweifelnde Mutter-Seele. Danke dafür! Ich wünschte ich hätte bereits mehr von Gelassenheit aber es tröstet mich dass auch Fachfrauen nicht davor gefeit sind 😉

  10. S
    Saskia

    … meine Tochter schläft bei uns im Bett und ich begleite sie seit 22 Monaten in den Schlaf … ich habe das nie als „Stress“ empfunden, sondern als eine willkommene Auszeit nach einem anstrengenden Tag. Ich hatte nie Lust zu singen, irgendwelche Rituale zu zelebrieren, mir war es lieber, mich gemütlich hinlegen zu können … meist bin ich gleich mit eingeschlafen, was einen herrlichen ausgeruhten nächsten Tag versprach.

    …. nun ja, und genau wie in letzter Zeit verstärkt die Ansage „Alleine machen!!!!! Mama nicht helfen!!!!“ kommt, sagt Töchterchen vor ein paar Tagen zu mir: „Mama rausgehen?!?“. Da habe ich sie, die Selbstständigkeit, ohne dass ich groß dafür arbeiten musste. Meine Tochter ist dann alleine in ihren Büchern eingeschlafen. Und ich habe in aller Ruhe WM geschaut. Auch gut.

  11. A
    Anna

    Sehr richtig! Es geht alles dann Dich recht schnell vorbei und dann ist man auch ein bisschen traurig und wehmütig. Schön bei meinen gestillten, getragenen, bei uns gebetteten Kindern zu sehen ist, dass sie jetzt, wo sie „groß“ sind eine wunderbare gefestigte Selbstständigkeit an den Tag legen, die meiner Meinung nach aus diesem Urvertrauen erwachsen kann, wenn man auf die Bedürfnisse des kleinen Kindes eingeht.
    Alles Gute kommt immer wieder zu einem zurück!
    Und bitte immer dem eigenen Gefühl vertrauen und folgen. Es gibt keine besseren Experten für die eigenen Kinder als die Eltern selbst!

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