Über Elternfreunde und alte Freundschaften

Wer Kinder hat, lernt Freundschaften zu anderen Erwachsenen noch einmal anders kennen und zu schätzen. Im besten Fall kommen neue Elternfreunde hinzu. Aber gerade auch die alten Freundschaften sollten nicht vergessen werden. Sie werden sich in vielen Fällen aber neu definieren. Manche Freunde werden nach den ersten Wochen und Monaten der Babyzeit nur noch sehr wenig präsent sein. Kinder verändern gewohnte Abläufe und erfordern eine ganz neue Flexibilität. Freundschaften im Erwachsenenalter verändern sich nie wieder so stark wie in der Zeit, wenn Menschen zu Eltern werden.

Dabei sind gute Freunde so unglaublich wichtig für Eltern. Diese guten Freunde sind die „Familie“, die man sich selbst ausgesucht hat. Es sind Menschen, die man sehr mag und bei denen man sich verstanden fühlt. Wenn die Freunde selbst Eltern sind, können sie vielleicht sogar als gutes Vorbild dienen. Oder sie setzen zumindest immer wieder neue wertvolle Impulse für den eigenen Familienalltag. Freundschaften entstressen zudem das Familienleben, weil sie Anlaufpunkte für Gespräche und gemeinsame Unternehmungen sind. Das gilt sowohl für Familienthemen als auch das Leben außerhalb der Family-Blase.

Aber Freundschaften müssen auch von Eltern gepflegt werden. Am besten klappt das, wenn die Freunde in der Nähe leben und einen vergleichbaren Alltag haben. Kinder im ähnlichen Alter verbinden auch die Eltern, wenn die sich gut verstehen. Nicht selten entstehen neue Freundschaften aus diesem Umstand, wenn man sich in Babykursen oder als Kindergarten-Eltern kennenlernt.

Aber auch Freunde ohne eigene Kinder sind wichtig und wertvoll. Sie haben oft einen ganz anderen Blick auf den Alltag mit Kindern. Das kann hilfreich sein, gerade wenn man ehrlich und offen miteinander spricht (und sprechen kann). Und sie haben wohltuenderweise auch mal andere Themen, wenn man zu sehr in seinem eigenen Kinderchaos steckt. Sie erzählen uns von dem Leben „da draußen“, wenn das erste Babyjahr vielleicht wenig Zeit für Hobbys oder Kultur lässt.

Nichts bleibt, wie es ist

Aber wie pflegt man gute Freundschaften nun eigentlich? Ein Patentrezept gibt es nicht, aber ein paar Sachen haben für uns gut funktioniert. Gemeinsam essen und sich fest dazu verabreden ist super. Man verbindet das ohnehin nötige mit dem netten. Auch vorher gemeinsam kochen ist eine Option. Ansonsten gehen die schnell gemachten Klassiker wie Pasta oder Pizza immer. Gerade wenn eben Freunde kommen, die selbst Kinder dabei haben. Es geht viel mehr um das zusammensein als um kulinarische Experimente

Und irgendwann kommen auch wieder Zeiten, in denen man lange Abende mit Freunden bei einem aufwändiger gekochtem Essen verbringen kann. Zeiten, in denen man in Ruhe aufessen und aussprechen kann, ohne dass permanent ein kleiner Mensch „dazwischenfunkt“. Aber gerade ist es so wie es ist und das ist auch schön. Wir freuen uns immer, wenn im Freundeskreis Kinder dazu kommen und damit die selbst gewählte „Familie“ wieder ein bisschen größer wird.

Aber auch Freunde ohne Kinder trauen sich hierher. Oder trauen sich zu sagen, dass es gerade nicht passt bzw. das Ruhebedürfnis größer ist. Das ist kein „Nein“ zu uns und unseren Kindern, sondern einfach ein achtsames Schauen auf die eigenen Bedürfnisse. Denn damit die Kluft zwischen den Freunden „mit Kindern“ und „ohne Kinder“ oder „mit schon größeren Kindern“ nicht zu groß wird, gilt es immer wieder, über den eigenen Tellerrand zu schauen.

Überlappende „Freizeitfenster“ finden

Das fiel uns persönlich mit jedem Kind ein bisschen leichter. So sind auch Phasen, in denen man sich selten sieht oder hört, nicht das Ende einer Freundschaft. Vor allem nicht, wenn man ehrlich ansagt, dass gerade nicht viel anderes geht. Solche Phasen gibt es immer im Leben – ob mit oder ohne Kinder. Nichts bleibt genau so, wie es ist. Oft ist es ja einfach auch „nur“ ein zeitliche Problem, weil sich der Tagesablauf und auch das eigene Müdigkeitslevel mit Kind doch mehr ändert, als wir wohl alle zuvor dachten. Manchmal finden sich dennoch überlappende „Freizeitfenster“. Manchmal intensiviert sich einer Freundschaft auch erst wieder, wenn die Kinder größer sind.

Gemeinsame Ausflüge oder ein entspannender Waldspaziergang mit Kindern sind einfache Mittel, um gemeinsam etwas zu machen und sich meist auch etwas unterhalten zu können. Deshalb einfach mal fragen, wenn man Pläne hat, die vielleicht auch für andere passen könnten. Oft denkt man dann ja doch nicht über seinen kleinen innerfamiliären Mikroskosmos hinaus oder unterstellt anderen, dass sie eh keine Zeit haben.

Komplizierter aber auch intensiver sind gemeinsame Urlaube, die man mit wirklich guten Freunden machen kann. Dann sollte man sich sicher sein, die andere Familie und deren Alltag auch „ertragen“ zu können. Es ist nicht immer ganz einfach, die vielen Interessen unter eine Hut zu bekommen – schon innerhalb der eigenen Familie nicht. Klappt das allerdings, sind gemeinsame Urlaube mit Freunden eine wirklich schöne Sache. Vorausgesetzt, dass sich auch die Kinder gut miteinander klar kommen. Sonst kann es durchaus anstrengend werden, wenn es nicht genug Raum gibt, sich aus dem Weg zu gehen. Denn genau wie wir uns als Erwachsene unsere Freunde selbst wählen wollen, möchten auch Kinder selbst entscheiden, mit welchen kleinen oder großen Menschen sie gern zusammen sind.

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Kommentare

Eine Antwort zu „Über Elternfreunde und alte Freundschaften“

  1. A
    AnnaSchwarzwald

    Ich kann all dem, was Du schreibst, zustimmen, Christian. Nur ist die Voraussetzung der Freundschaftspflege, wie ihr sie beschreibt, dass der Partner/ die Partnerin (diese) Freundschaften auch pflegen möchte.
    Bei mir ist das nicht der Fall und deshalb bin ich bei „klassischen Familien“ zumeist „draußen“: Mein Mann kommt nie mit und da fehlt den Vätern dann der „Counterpart“. Deshalb treffe ich mich hauptsächlich mit Alleinerziehenden oder Frauenpaaren mit Familie. Bei denen in „klassischen Konstellationen“ pflege ich die Freundschaften dann nicht mit der Familie, sondern nur mit der Freundin/ dem Freund, mit dem ich originär befreundet bin.

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