Mit Kindern lernt man ständig neue Leute kennen. Wenn sich die Frage geklärt hat, welche von den hier rumwuselnden kleinen Menschen die eigenen sind, kommt meist DIE Frage. „Was machst Du sonst?“ „Arbeitest Du eigentlich?“ oder kurz „Was machst Du eigentlich?“.
Ziemlich absurde Frage, wenn man gerade die Nacht durchgestillt und den Tag wegen des Schulkinds vielleicht schon trotzdem um 6.45 Uhr begonnen hat, bereits Tränen getrocknet, Streit geschlichtet, die Waschmaschine bestückt und alles als Motivationtrainer gegeben hat, damit die Kinder und man selbst wenigstens angezogen und mit einer Idee von Frühstück das Haus verlassen können.
Das alles machen nämlich Eltern, bevor sie „richtig arbeiten“ gehen und anschließend geht es ja meist nicht minderstressig weiter. Aber auch ich antworte auf diese Frage fast immer: „Ich arbeite als Hebamme“, selbst wenn dieser Bereich in einem 24-Stunden-Arbeitstag mit kleinen und großen Kindern nur einen Bruchteil einnimmt.
Aber die Anerkennung ist garantiert größer, wenn ich von Hausbesuchen oder Geburtsvorbereitungskursen erzähle. Dabei ist das der wesentlich entspanntere Teil meines Lebens. Denn, wenn ich arbeite, muss (und kann) ich mich nur darauf konzentrieren, kann einen geraden Satz zu Ende sprechen und könnte sogar zeitlich selbstbestimmt auf Toilette gehen. Wenn ich also arbeiten war, bin ich fast entspannt durch diese kleine Auszeit vom Familienleben.
Mehr Anerkennung für Erwerbsarbeit
Viele Eltern erleben es auch so, dass die Erwerbsarbeit mit größerer gesellschaftlicher Anerkennung wahrgenommen wird. Dabei ist die unbezahlte Care-Arbeit – von der Betreuung der Kinder, über die Haushaltsversorgung, aber auch die ganzen organisatorischen und emotionalen Aufgaben, oftmals inhaltlich und auch zeitlich genauso anspruchsvoll oder noch viel herausfordernder.
Auch wenn es sich viele Eltern vornehmen: die faire Verteilung der Care-Arbeit findet dann doch nicht mehr so statt wie geplant, wenn ein Elternteil wieder der Erwerbsarbeit nachgeht. Besonders herausfordernd ist der Umstand, dass das Elternsein weder freie Wochenenden, Feiertage noch Urlaub mit sich bringt. Gerade mit Babys und sehr kleinen Kindern sind nicht mal richtige Pausen drin. Denn wir sind als Eltern in einem permanenten Standby-Modus. Das ist extrem anstrengend.
- Sei dir darüber bewusst, was du gerade alles an Care-Arbeit leistest. Vielleicht schreibst du mal einen Tag lang auf, was du alles tust. Vergiss dabei aber nicht die vielen organisatorischen Aufgaben in deinem Kopf. Und auch nicht das immer wieder herausfordernde Begleiten der Gefühle deiner Kinder. Wie würde dein Gehalt aussehen?
- Für Arbeitnehmer gibt es eine Vielzahl von Schutzvorschriften. Diese beziehen sich auf Arbeitszeiten, Dauer, Pausen und auch auf die Tätigkeiten. Wie könnte der Arbeitsschutz für Care-Arbeitende aussehen?
- Wenn du dir bewusst machst, was du als Elternteil alles leistest, wird dir sicher auch bewusst, warum du Pausen und Zeit für dich benötigst. Selbstfürsorge ist eine wichtige Voraussetzung, um auch gut für andere sorgen zu können. Ein Wannenbad ersetzt keinen Urlaubstag, aber dir dafür eine Stunde Zeit statt der schnellen Dusche zu nehmen, ist ein erster kleiner Schritt, das Bewusstsein dafür zu entwickeln.
- Alleine geht es nicht- Aufgaben im Haushalt können auch mal liegen bleiben, aber die Verantwortung für die Kinder kann nur abgegeben werden, wenn du diese auch gut betreut weißt. Teilt euch als Eltern die Verantwortung , aber erweitert euer Netzwerk auch nach und nach um andere liebe Menschen, die auch Sorge für eure Kinder tragen.
Schreibe einen Kommentar