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Es ist den meisten Frauen wichtig, nach der Geburt über das Erlebte zu sprechen und das ganz besonders, wenn alles viel schwieriger als erwartet verlaufen ist. Und oft ist es wichtig ist, ihre Fragen an die Menschen zu stellen, die in dieser besonderen Situation unmittelbar dabei waren. Natürlich hilft es auch, wenn die Hebamme im Wochenbett mit Müttern ihr Geburtserlebnis bespricht oder gemeinsam noch mal das Partogramm durchgeht, was den Geburtsverlauf skizziert. Doch oftmals bleiben dabei auch Fragen offen.
In der außerklinischen Geburtshilfe ist es meist üblich, dass die eine Geburt begleitende Hebamme auch das Wochenbett betreut. Es ist in der Regel genug Zeit und Raum, immer wieder Aspekte der Geburt zu besprechen. Das hilft im Nachhinein zu verstehen, wie und warum es einem wie ging unter der Geburt. Am hilfreichsten ist also immer das direkte Gespräch mit den Geburtsbegleitenden.
Es geht meist nicht darum, Schuldige zu suchen
In der Klinik ist diese Option leider nicht immer gegeben. Denn natürlich ist ein ausführliches Nachgespräch keine zu vergütende Position und die Zeit des Klinikpersonal ist ja häufig ohnehin schon mehr als knapp bemessen. Dabei ist es für die meisten Geburtshelfendengerade nach schwierigen Geburten ebenso wichtig und hilfreich, das Erlebte noch mal zu besprechen wie für die betroffene Mutter selbst. Doch im Klinikalltag mit vollen Kreißsäälen und Stationen sowie den durch den Dienstplan bedingten Anwesenheitszeiten der Mitarbeiter ist es oft so, dass die Mütter ihre Geburtsbegleiter nicht mehr wiedersehen. Vielleicht hat man im Rahmen der ärztlichen Visite oder der Nachuntersuchung noch ein kurzes Gespräch, was aber auch meist im Mehrbettzimmer und unter Zeitdruck stattfindet. Oft ist auch der Zeitpunkt noch zu früh, wenn die Mutter vielleicht schon am zweiten Tag entlassen wird und von den vielen neuen Eindrücken nach der Geburt noch ganz überfordert ist.
Manche Frauen, die sehr mit ihrem Geburtserlebnis hadern, machen einen Termin für ein Nachgespräch in der Geburtsklinik. Manchmal wird das dort erst mal ein bisschen kritisch gesehen, denn der erste Gedanke ist, dass da Eltern gegen die Klinik klagen möchten. Doch darum geht es in den meisten Fällen gar nicht, sondern die Mütter wollen verstehen, was zu welchem Zeitpunkt warum passiert ist. Denn erst dann kann man anfangen, es zu verarbeiten und letztlich seinen Frieden mit einer Geburt machen zu können. Auch der Partner oder die Partnerin haben eine wichtige Rolle, wenn es um das Verarbeiten einer Geburt geht.
Das Nachgespräch mit den Geburtbegleitern ist für viele Frauen ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Heilung nach einer traumatisch erlebten Geburt. Für vieleFrauen würde es nach einem schwierigen Geburtsverlauf auch schon genügen, wenn ihnen diese Option angeboten werden würde. Denn damit wird anerkannt, dass dies kein leichter Weg für sie war und dass es in Ordnung ist, dass es ihr vielleicht schwer fällt, das Erlebte zu verarbeiten – auch wenn objektiv letztlich alles gut für Mutter und Kind ausgegangen ist. Ein Nachgespräch hat für die meisten Eltern nicht die Funktion, einen Schuldigen zu suchen. Sondern zu verstehen, was warum geschehen ist oder manchmal auch daraus zu erkennen, was man bei einem weiteren Kind anders machen würden. Denn bei weiterem Kinderwunsch ist nach der Geburt gleich vor der Geburt. Und es ist gut, wenn man diese Geschichte nicht mit in die nächste Geburt nimmt. Aber völlig unabhängig von der gewünschten Kinderanzahl sollten alle Mütter die Option eines Nachgespräches bekommen, ganz gleich, wie und wo sie ihr Kind geboren haben.
Inzwischen bieten mehr und mehr Klinken allen Eltern diese Option an. Die guten Erfahrungen damit lassen sich auf beiden Seiten finden.
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