Kein schlechtes Gewissen im Gepäck

Immer wieder lese oder höre ich, wie schwierig es für Mütter beruflich oder auch mal privat ist, länger weg zu sein – vielleicht gar mit Übernachtung. Da werden sich riesige Gedanken gemacht, was diese Mütter alles im Vorfeld organisieren müssen. Manche kochen sogar vor. Oder legen für die Kinder die Sachen für die Abwesenheitstage raus. Oft geht das alles noch mit einem schlechten Gewissen einher, ob nun gegenüber den Kindern oder dem Partner, der natürlich mehr zu tun hat als sonst.

Wenn ich (meist beruflich für Vorträge) verreise, packe ich abends meinen Koffer. Ich küsse bei der Abreise meinen Mann und die Kinder und gehe. Wenn wir telefonieren, dann aus Sehnsucht und nicht weil ich überprüfen muss, ob zuhause ohne mich alles läuft. Denn es läuft alles. Christian ist der Vater unserer Kinder und außer Schwangerschaft, Geburt und Stillen gibt es hier keine Aufgabe rund um die Kinder, die wir uns nicht teilen könnten.

In manchen Dingen bin ich vielleicht ein bisschen besser, in vielen Dingen aber auch er. Wobei Elternschaft nie ein Wettbewerb ist, sondern im besten Fall immer ein Miteinander. Nun, auf jeden Fall ist es auch für Christian kein Hexenwerk, die Kinder eine Zeit lang allein zu versorgen – oder wenn es auch irgendwelchen Gründen wie Krankheit oder Wochenbett erforderlich wäre auch länger. Natürlich ist zu zweit fast immer alles einfacher. Und der Respekt vor Eltern, die ihre Kinder dauerhaft alleine erziehen, ist bei uns beiden sehr groß.

Rollenverteilung zur Zufriedenheit aller Familienmitglieder

Aber es ist kein Problem oder gar mit einem schlechten Gewissen verbunden, wenn einer von uns unterwegs ist. Denn die Kinder sind dann immer in guten Händen – ob nun bei mir oder bei Christian. Das Wissen darum macht vieles einfacher und mehr möglich. Auch durch kranke Kinder bedingte berufliche Ausfälle werden so verteilt, dass es sich letztlich auch ohne Nachrechnen fair anfühlt.

Für uns funktioniert das Teilen von Aufgaben gut, nur das gegenseitige Vertrauen macht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit allen Herausforderungen letztlich möglich. Natürlich muss jede Familie für sich schauen, was persönlich passt. Auch ganz andere Rollenverteilungen können zur Zufriedenheit aller Familienmitglieder führen. Aber ein schlechtes Gewissen müssten gerade Mütter sicherlich deutlich seltener haben, wenn die unmittelbare aber auch die emotionale Verantwortung für die Kinder gleichmäßig auf die Schultern beider Eltern verteilt wird. Wenn ich also „gehe“, habe ich zwar immer ein bisschen Sehnsucht im Gepäck, aber bestimmt nie ein schlechtes Gewissen.

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Kommentare

22 Antworten zu „Kein schlechtes Gewissen im Gepäck“

  1. A
    Angela

    Hm. Also bei mir geht es definitiv nicht um schlechtes Gewissen, und ich traue dem Papa auch grundsätzlich alles zu. Aber in ganz vielen Familien ist es – aus welchen Gründen auch immer – nicht so wie bei euch, wo Christian generell sehr stark in den Alltag mit den Kindern eingebunden ist. Und damit ist es bei vielen eine Gratwanderung zwischen Bevormundung und Überforderung, wie mein Mann mir kürzlich vor Augen geführt hat: In einer wirklich alltäglichen Situation bat er sehr hektisch um meine Hilfe. Ich hatte gerade keine Hand frei, und da ich mich schon öfter über genau diese Situation geärgert hatte, entkam mir ein, zugegeben nicht sehr feinfühliges, „Was stellst du dich so an? Ich mach das täglich mit den beiden alleine!“ Seine Reaktion: „Endlich hast du’s kapiert! Genau das ist nämlich der Unterschied.“
    Was ich damit sagen will: abgesehen davon, dass verschiedene Menschen schonmal verschieden belastbar, geduldig, emotional stabil bzw. hilfreich usw. sind (siehe auch die anderen Kommentare), haben die meisten Väter im Vergleich zu den Müttern wirklich nur einen Bruchteil an Übung in den verschiedenen Situationen. Und damit ist ein schlechtes Gewissen zumindest bei mir bestimmt nicht der Hauptfaktor in solchen Überlegungen. Aber das mit der Übung, das war mir tatsächlich selbst nicht so bewusst, bevor es nicht mein Mann mir sagte.

  2. D
    Dalina

    Ich finde, die Diskussion unter dem Artikel zeigt schon, dass hier etwas falsch läuft. Mich persönlich nervt diese Diskussion um das 50:50 Modell bei Partnerschaft und Kindererziehung. Wie rechnet man das denn aus? Führt man eine Strichliste um zu ermitteln dass wirklich alles 50:50 läuft? Oder kommt es hier auf die gefühlten 50:50 an – aber dann von wem? Der Frau, dem Mann? Ist es nicht so, dass eben viele Wege nach Rom führen? Warum lässt man die Leute nicht? Letztendlich basiert ja eine Partnerschaft auf Vertrauen und Akzeptanz und nicht auf Modellen oder Berechnungen. Ich habe mit meinem Mann schon viele Modelle probiert, bedingt durch berufliche Situationen und Umzüge zwischen verschiedenen Ländern. Von 90:10 zu 60:40, 10:90 und 50:50. Unterm Strich zählt doch einfach dass man sich gegenseitig unterstützt und sich jeder in der Familie (auch die Kinder) mit der Situation wie sie ist eben arrangieren kann und seinen Platz findet.

  3. D
    Dorle

    Ihr Lieben, ich habe einen wunderbaren Mann, dem ich ohne mit der Wimper zu zucken alles zutraue und wir teilen auch sehr viel, ähnlich wie Anja das beschrieben hat. Doch unser Zweijähriger ist so sensibel. Während meiner Abwesenheit macht er das alles ganz gut, aber sobald ich wieder da bin bricht er emotional völlig zusammen, ist tagsüber ablehnend mir gegenüber und verarbeitet alles nachts. Ich musste wegen einer kleinen OP Ende Januar zwei Nächte im Krankenhaus verbringen und nach meiner Rückkehr hatte er VIER Nächte in Folge einen Nachtschreck… Und da habe ich schon Skrupel mal für ein Wochenende auf Mädelsurlaub zu fahren!

  4. H
    Hanna F.

    Bisher war ich noch nicht alleine weg ohne Kinder, aber mein Mann würde das ohne Probleme machen. Vor etwa 6 Wochen hab ich abgestillt, das ist also auch kein Hinderungsgrund mehr. Ende Mai mach ich es anders: ich schicke Mann und Kinder (dann 9, 7 und knapp 2) für ein Wochenende weg, und ich werde in Ruhe lesen, nähen und mal sehen, was noch.
    Aber mein Mann würde es mir durchaus gönnen, mal alleine wegzufahren. Und ich werde mich hüten, ihm Tipps zu geben, wie was zu tun ist. Er macht es auf seine Weise und das ist gut so.
    Liebe Grüße
    Hanna

  5. S
    Susanne

    Es haben aber nun mal nicht alle solche Männer. Auch ich kann mir keine Auszeiten nehmen oder mit gutem Gewissen wegfahren.
    Mein Mann wird viel zu schnell ungeduldig mit der Kleinen. Und ja – da hätte ich keine Ruhe ob alles in Ordnung ist

  6. K

    Ich musste tatsächlich lernen – und bin immer noch dabei – meinem Mann alles zuzutrauen und zuzumuten. Was nicht an ihm liegt und auch nicht an unserer Tochter, sondern an mir. Mir wohnt da ein bescheuerter Perfektionismus inne, der mich erst an den Rand einer schweren Depression treiben musste, bis ich mal kapiert habe, dass mein Wohl nicht unwichtiger ist als das der beiden anderen.

    Umso wichtiger ist die Erkenntnis.

  7. F

    Ich finde das ein schwieriges Thema. Wenn mein Mann mal 4 Std. was allein mit den Kindern unternimmt und dann fix und fertig heimkommt, für den Rest des Abends nicht mehr einsetzbar ist und sich am nächsten Tag krank ins Bett legt, dann zweifle ich schon daran, ihn länger mit den Kindern allein zu lassen (was ich bisher noch nie gemacht habe). Manche Menschen sind eben weniger belastbar als andere bzw. muss ich hinterher seine Erschöpfung/Krankheit etc. auffangen, wodurch meine Erholung zunichte gemacht wird. Und das zweite Fragezeichen ist die emotionale Seite. Ich stelle fest, dass meine Kinder immer, wenn sie mit dem Papa allein sind, was sie sehr genießen, danach stärker von mir emotional aufgefangen werden müssen als sonst. Ich vermute, es liegt daran, dass er sie eben nicht so auffängt wie ich und eher „klassischen“ Erziehungsmustern verhaftet ist, wodurch sie sich unverstanden fühlen und bei mir vermehrt Trost suchen. Das ist oft anstrengend für mich und ich habe deshalb tatsächlich ein schlechtes Gewissen, die Familie allein zu lassen. Es ist also weniger das Nicht-Zutrauen der Grund dafür, sondern eher die Erfahrungen mit kürzeren Trennungen. Verstehst Du? Grundsätzlich hast Du mit Deinem Appell natürlich Recht, aber es spielen da so viele Aspekte hinein…
    Liebe Grüße!

    1. K

      Hmm, ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll – bist Du darüber nicht irgendwie sauer? Dass er nach ein paar Kinderstunden so einklappt? Ja, Menschen sind unterschiedlich belastbar, aber das hier klingt irgendwie..naja.

      So, wie wenn man absichtlich doof die Spülmaschine einräumt, damit man es möglichst nicht mehr machen muss.

      1. F

        Na klar bin ich darüber sauer. Sehr sogar. Und gleichzeitig verstehe ich es, weil ich nämlich selbst auch ein Mensch bin, der (leider) nicht so belastbar ist wie andere. Absichtlich macht er das natürlich nicht, sondern es ist seine Art der Reaktion auf eine als zu stark empfundene Belastung. Meine Art der Reaktion auf starke Belastungssituationen ist übrigens Gereiztheit, Aggressionen, Wut. Auch nicht besser…
        Ich wollte halt nur verdeutlichen, dass es nicht immer am Loslassen-Können oder Zutrauen der Mutter liegt. Die beschriebenen emotionalen Aspekte wiegen für mich eigentlich noch schwerer. (Trotzdem habe ich mir fest vorgenommen, in diesem Jahr zum ersten Mal in 6 Jahren allein wegzufahren.)

    2. V
      V

      Ha ha, so ein Exemplar habe ich auch zuhause. Habe mich auch schon gefragt, ob ich „Maternal Gatekeeping“ betreibe. Das wird einem ja auch gerne vorgeworfen, wenn der Mann nicht alles alleine machen „kann“.
      Mein Mann steht auch auf klassische Erziehungsmethoden. Modernere Bücher zu dem Thema braucht er nach eigener Aussage nicht lesen. Ich soll das mal lesen und ihm die Key Facts erzählen. Das ist aber leider nicht dasselbe, als wenn man sich selbst dafür interessiert.
      Manchmal habe ich auch einfach Angst, dass das Kindeswohl gefährdet ist. Wenn unser Kleinkind mal nicht so richtig einschlafen will und viel weint, gebe ich ihm Nähe und Zeit. Mein Mann sieht das nicht ein, gerade wenn er gestresst ist. Das Kind hat bestimmt Schmerzen und er gibt dann jetzt Ibuprofen. Da wehre ich mich dann mit Händen und Füssen dagegen. Aber wie würde das aussehen, wenn er mit den Kindern alleine ist??? Als unser Schulkind sich den Kopf angeschlagen und nachts übergeben hat, wollte er von Gehirnerschütterung und Krankenhaus nichts hören. Woher ich denn wisse, dass das jetzt behandlungsbedürftig sei. Man könne ja warten, ob er sich nochmal übergibt. Ich bin dann alleine ins Krankenhaus. Das sind jetzt nur die Beispiele, wo es wirklich um die Gesundheit der Kinder geht. Von anderen „Kleinigkeiten“ könnt ich noch viel erzählen.
      Bei ihm liegen auch nach ein paar Stunden mit Kindern die Nerven blank und er kriegt dann eine relativ kurze Zündschnur.
      Und dass er sich nicht absichtlich dumm anstellt habe ich gesehen, als er letzte Woche seine sechs neuen Businesshemden versehentlich bei 95 Grad Celsius in die Waschmaschine gesteckt hat – ups.
      Natürlich hat er unzählige tolle und liebenswerte Eigenschaften. Es darf nur eben nicht zu unbequem werden. Und Kinder sind halt meistens unbequem im klassischen Sinne.
      Also an alle Frauen, die tolle Männer zuhause haben: Schätzt euch glücklich!

      1. V
        V

        Ach ja, nur als Nachtrag zum Thema „die Mutter traut dem Vater nichts zu oder kann nicht loslassen“: bei meinen Eltern und meiner Schwiegermutter kann ich die Kinder lassen. Diese Personen sind mit einer Engelsgeduld ausgestattet und würden sich eher selbst eine Nacht um die Ohren hauen, als meine Kinder zu gefährden. Wenn ich das weiß, dann kann ich meine Kinder auch mit gutem Gewissen diesen Personen überlassen. Und ja, es macht mich unendlich sauer auf meinen Mann, weil alles dadurch für mich viel schwerer und für ihn viel einfacher wird.

        1. K

          Liebe Frühlingskindermama, liebe V,
          ich kann Euch sehr gut nachfühlen. Zwar ist mein Mann ziemlich super mit unserer Tochter, aber ich kann mir gut ausmalen, was das für Euch bedeutet. Ich bin auch nicht sehr belastbar, zu meinem großen Leidwesen. Oft bin ich ungeduldiger, als ich sein will. Ist ein langer Lernprozess, denke ich – aber man kann ja durchaus lernen, besser mit Stresssituationen umzugehen. Im ersten Jahr mit Kind war ich unendlich belastbar, keine Ahnung warum. Es war einfach cool, ich hab tolle Frauen getroffen, das Baby war wunderbar.

          Ich überlege, was ich wohl hilfreiches beitragen könnte zu Euren Kommentaren, aber mir fällt nicht viel ein. Außer vielleicht dies: Wenn der Mann nicht so gut ist in Care-Arbeit, könnte der doch stattdessen andere Dinge vermehrt übernehmen? So dass die Gesamtlast der Arbeit fairer verteilt ist. Geht das bei Euch?

          Ich persönlich finde Kinderbetreuung durchaus speziell anstrengend – nicht vergleichbar mit Wäsche aufhängen oder sowas. Aber dennoch, wenn es aus Gründen nicht anders geht, sollte der Partner dann eben die anderen, kinderfernen Arbeiten übernehmen. Oder bin ich da jetzt schief gewickelt?

          1. V
            V

            Danke für deinen reflektierten Kommentar. Ich hatte schon mit „Trenn dich doch, dann bist du besser dran.“ oder „Wieso hast du mit DEM Kinder bekommen?“ gerechnet.
            Es ist tatsächlich so wie du es sagst. Mein Mann übernimmt z.B. sehr regelmäßige Einzelzeiten mit je einem Kind. Unser jüngeres Kind bringt er gerne ins Bett, solange alles „normal“ verläuft d.h. wenn es länger dauert und er ungeduldig wird, löse ich ihn ab. Wir wissen also, dass wir seine Zeit mit den Kindern wohldosieren, weil er bei Überforderung unangemessen reagiert.
            Ich bin körperlich wenig belastbar und so hat er an seiner Seite auch eine Partnerin, die ihm nicht immer eine optimale Hilfe sein kann. Und so bin ich fast drei Jahre in Elternzeit und trotzdem kommt wöchentlich eine Putzfrau. Die Gartenarbeit und alles körperlich Schwere macht mein Mann. Und er bringt täglich unseren Sohn morgens in die Kita, damit ich länger schlafen kann. Er ist der Alleinverdiener, aber ich erledige alles rund um Finanzen, Versicherungen und Vorsorge. Er geht aber z.B. zu fast allen Elternabenden, sonst wäre er ja alleine mit zwei Kindern zuhause 😉
            Man kann sich also mit allen Gegebenheiten arrangieren. Nur eine Situation, wie Anja sie beschreibt – die Tür hinter sich zuziehen und den Mann mit den Kindern alleine lassen, ist noch nicht möglich für uns.
            Was es so fies macht beim Thema Kinder und weshalb ich gestern abend beim Nachdenken über unsere Situation so sauer war: Kinder bergen eine besondere Verantwortung. Ihr physisches und psychisches Wohlergehen hat oberste Priorität für mich. Die Steuererklärung kann falsch gemacht werden, die Bude nicht zur Zufriedenheit geputzt, der Wollpullover läuft ein – alles geschenkt. Aber bei den Kindern, da kann ich Fehler nicht einfach hinnehmen und manchmal auch nicht wieder gut machen. Und da bin ich eben auf mich allein gestellt. Ich sehe das nicht komplett schwarz. Die Kinder werden größer und ich vermute, dass es damit um einiges leichter wird.

  8. A
    Arancia

    …. hmm, aber die ersten drei, vier Jahre bist Du doch auch nicht von Deinen Kindern getrennt ergo dem Papi wird nicht alles zugetraut, ist also nur die zweitbeste Lösung (bzw. gar keine Lösung)? Du und die Susanne, Ihr ward Euch doch einig, dass die U3 Kinder keinesfalls mal für eine Nacht von der Mami weit weg schlafen dürfen? Vorrangig weil die Mutti sich nicht lösen kann. Dem Kind wär´s wahrscheinlich halb so wichtig.

    Zu welchen absurd-anstrengenden Konstellationen (für anderthalb Tage mit drei Kindern nach Stuttgart … olé) das führt, hat ja gerade Susanne in übermüdeten Wochenende-Bildern dokumentiert. Der Mann völlig durch und mit Kopfschmerzen im Gepäck. Zuhause hätte er die drei Kids sicher entspannt versorgt. Aber er darf nicht. Denn die Hauptsache ist ja, dass die Mama die Hauptrolle spielt. Unersetztlich. Unabkömmlich. Und sei es nur für eine Nacht.

    1. A
      Anja

      In meinem Text steht unter anderem, dass bis auf das Stillen alles teilbar ist. Tatsächlich war ich deshalb in den ersten zwei (der Kleinste ist jetzt erst vier) Jahren nicht über Nacht weg, auch weil es mir mit Abpumpen und Co. zu nervig gewesen wäre. Das ist eine Entscheidung, die jeder für sich trägt, genauso wie Stillzeiten breit variieren. Abwesenheiten vom Stillkind gab es natürlich auch in der Babyzeit (allerdings nicht über Nacht) und das mit einem guten Gefühl. Der Text handelt ja nicht davon, möglichst lange und früh abwesend sein zu müssen, sondern darum, mit welchem Gefühl man diese absolviert. Wann dieser Zeitpunkt passend ist, weiß doch jede Familie für sich am besten. Ich würde es mit einem Stillkind auch persönlich immer abwägen, welche Optionen am stressfreisten möglich sind, aber es heißt doch nicht generell, dass es nicht machbar ist. Vielleicht kommentierst Du noch mal auf dem Wochenende- Beitrag von Susanne selbst, weil sich das ja primär an sie richtet und sie es wahrscheinlich hier nicht lesen wird.

      Liebe Grüße,

      Anja

      1. J
        Johanna

        Ich denke schon dass das Gefühl auch mit dem Alter des Kindes zusammenhängt und auch damit wie (viel) der Papa und das Kind im Alltag Zeit miteinander verbringen, also sich gut genug kennen um auch mal auf die Mama verzichten zu können. Ich habe den Eindruck bei euch ist die Erziehungsarbeit ja auch im Alltag einigermaßen „gleichmäßig“ aufgeteilt so dass der Papa mit den Kindern eingespielt ist. Wenn ich nicht weiß ob der Papa in meiner Abwesenheit die richtigen Socken für das Kind findet oder das falsche Essen kocht :); und das Kind mich vermisst und die beiden es vielleicht nicht einfach haben, das würde bei längerer Abwesenheit mit schlechtem Gewissen einher gehen. Jetzt ist unser Kleiner so groß, und die beiden harmonieren so, dass ich ihn abends und für eine Nacht mit Papa lassen kann, und mit gutem Gewissen, solange beide gesund sind. Länger traue ich mich nicht, da haben wir eben auch unschöne Erfahrungen mit gemacht, und wenn der Junge krank ist bin ich lieber bei ihm. Ich denke es ist auch da gut auf sein Gefühl zu hören und es ernst zu nehmen, und das zu tun womit man sich sicher fühlt. Schön finde ich auch was hier in manchen Kommentaren anklingt, dass die Aufgaben unterschiedlich verteilt sein können und nicht beide Elternteile alles gleich gut machen. Viele Papas sind ja „gut“ im Geldverdienen und tragen da eine größere Verantwortung.

      2. N
        Nicola

        Ich habe eine Geschäftsreise mit (voll gestilltem) Baby und Mann gemacht, und zwei Monate später eine alleine mit der Milchpumpe im Gepäck. Beides hatte seine Vor- und Nachteile. Die Geschäftsreise mit Baby war ganz schön anstrengend für mich, da er nachts sehr oft wach wurde. Aber ich hätte es zu dem Zeitpunkt noch nicht so gut ausgehalten, vier Tage von ihm weg zu sein und es wäre mir auch zu stressig gewesen, zwischen meinen Terminen mehrmals täglich einen Ort zum Abpumpen zu suchen . Stillen in der Öffentlichkeit ist ja kein Problem, aber Milch Abpumpen? Wo geht man da hin – auf die Toilette? Wenn es dort zu kalt ist oder sonst irgendwie unangenehm und die Milch nicht fließt, dann sitzt man irgendwo weit weg zu Hause in seinen Businessklamotten und hat einen Milchstau. Der Papa hatte übrigens seinen Spaß und wäre auch beim zweiten Mal gerne wieder mitgekommen. Das nur so zu Arancias Unterstellung, dass der arme Mann nicht zu Hause bleiben dürfe, weil Mama sich zu wichtig nimmt.
        Bei der Geschäftsreise ohne Baby musste ich nur noch einmal am Tag abpumpen, und dann noch abends und morgens im Hotel. Ich konnte mal wieder durchschlafen, aber ich habe mein Baby schon sehr vermisst.
        Beide Male kamen von außen stehenden Kommentare wie „das arme Kind“, beim zweiten Mal auch Erstaunen und Bewunderung, dass der Papa das auch schafft mit dem Baby. Klar schafft er das – er ist der Vater! Ich finde es richtig toll, zu sehen, was für eine enge Bindung die zwei aneinander haben. Da geht mir immer wieder das Herz auf.
        Ein schlechtes Gewissen hatte ich nie, auch bei späteren Abwesenheiten nicht. Ich wusste, dass es meinem Sohn gut geht. Wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich aber im ersten Jahr auf Geschäfstreisen verzichtet. Das wäre sicher entspannter gewesen, und ich fand es einfach noch sehr früh für eine längere Trennung vom Kind. Ich bin aber auch stolz, dass wir als Familie unseren Weg gefunden haben und alles so gut geklappt hat (und immer noch klappt).

    2. B
      blossa

      schade. . so destruktiv kritisieren und bewerten zu müssen und dann noch nicht mal direkt anschreiben? verwundert mich, das hier zu lesen. immerhin gute antwort von anja…

  9. J
    Jana

    Grundsätzlich sehe ich das auch so, allerdings ist es nach meinem Empfinden schon schwieriger , wenn Eltern nicht alles fair teilen können. Mein Partner ist unter der Woche und manchmal auch noch länger am Stück auf Montage. Meine ältere Tochter kann dann mit einer Trennung von mir besser umgehen als meine 2 jährige, für die solche großen Änderungen der Routine schon ein wenig aufreibenden sind. Sicherlich ist das auch abhängig vom jeweiligen Naturell. Alles in allem fahre ich dann vielleicht nicht unbedingt mit einem schlechten Gewissen oder gar dem Gefühl mein Partner wäre nicht in der Lage unsere Kinder zu versorgen , aber so ganz glücklich bin ich mit solchen Trennungen trotzdem nicht.

  10. A
    Antje

    Liebe Anja, genau so sehe ich das auch. Meine Kinder sind bei meinem Mann genauso gut aufgehoben, wie bei mir. Und wenn mein Mann und ich mal gemeinsam eine Auszeit nehmen, dann fühlen sie sich auch bei den Omas und Opas wohl und sind gerne dort. Klar vermisse ich die Kinder, wenn ich (länger) weg bin. Aber ein schlechtes Gewissen habe ich nicht. Ich versuche schon, ein paar Dinge für den Alltag vorzubereiten, wenn mein Mann die Kinder mal alleine hat (Klamotten raus legen, Kühlschrank füllen u.ä.) aber mein Mann schaut dann halt auch, dass das Auto getankt ist oder die Mülltonnen schon zur Abholung bereit stehen (weil ich das öfters vergesse…). So hat jeder ein paar Aufgaben weniger, wenn der andere nicht da ist. Wir beide wissen ja, dass es anstrengend ist, wenn man zeitweise alleine für die Kinder verantworlich ist.
    So richtig verstehen tue ich das mit dem schlechten Gewissen daher nicht. Ich habe immer das Gefühl, wenn eine andere Mutter das sagt, dass sie diese Aufgabe ihrem Mann/Partner nicht zutraut oder der Meinung ist, dass sie es eben besser macht. Aber eigentlich ist das doch ziemlich schade, wenn das wirklich der Fall ist.

  11. A
    Anja

    Kann ich voll unterschreiben. Ich wundere mich immer wieder, in wie vielen Familien es anders läuft. Auch wenn ich tatsächlich zeitlich den größeren Teil der Kinderbetreuung übernehme, teilen wir die Verantwortung doch zu 50:50. Und das heißt eben auch, sich gegenseitig den Rücken frei zu halten, wenn sie mal krank sind, wichtige Termine im Job anstehen … Ich fände es wirklich schlimm wenn ich mir Sorgen um unsere Kinder machen würde, sobald mein Mann sie betreut. In Babykursen & Co lernt man ja Menschen kennen, denen man sonst nicht begegnen würde. Und da erschrecke ich immer wieder, wieviele Frauen ihren Männern nichts zutrauen (und wieviele Männer sich damit offenbar auch noch wohlfühlen)…

  12. N
    Nicole

    Sehr guter Text! Danke, das geht mir nämlich auch so & ich wundere mich oft, dass soviele Mütter sich so schwer tun mit mal weggehen oder gar ausser Haus übernachten! Das tut doch allen ab & zu auch gut, solange die Sehnsucht nach der Familie da ist & es keine Flucht aus dem Alltag ist!

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