Babylangeweile

Es geht in diesem Beitrag nicht darum, was Eltern mit ihrem Baby alles spielen und machen können aus der vermeintlichen Sorge heraus, dass ihrem Kind sonst langweilig sein könnte. Nein, es geht um den Babyalltag. Und der ist eben auch manchmal recht langweilig und eintönig – trotz aller täglichen Anstrengung.

Das frühe Wochenbett ist eine Zeit des Kennenlernens und der Umstellung. Nicht nur viele körperliche Funktionen stellen sich nach der Geburt um. Auch der bisherige Alltag verändert sich doch sehr. Nach ein paar Wochen mit mehr oder weniger vielen Aufs und Abs hat sich dann ein neuer Alltag eingestellt. Die Eltern haben das Baby aus sämtlichen Perspektiven angeschaut und jeden Tag etwas Neues entdeckt. Die anfängliche Euphorie weicht einer angenehmen Freude und Dankbarkeit, dass dieser kleiner Mensch bei einem ist. Alles normalisiert sich und jede Familie findet ihre eigenen Abläufe und Routinen.

Wenn man diese Zeit als Eltern gemeinsam verbringen darf, findet in der Regel noch genug Austausch auf der Erwachsenenebene statt. Wenn ein Elternteil schnell in das Berufsleben zurückkehrt, beginnt nicht selten für das andere Elternteil ein Alltag, der auch immer wieder mal von „Babylangeweile“ gekennzeichnet ist. Natürlich hat man genug damit zu tun, einen kleinen Menschen mit all seinen unmittelbaren Bedürfnissen gut zu versorgen. Aber ein ganzer Tag allein mit Kind kann sich zwischendurch immer wieder recht langweilig und einsam anfühlen. 

Zwischen Baby-Burnout und Baby-Boreout

Ich schreibe hier darüber, weil es vielen Eltern und vor allem Müttern so geht. Nicht immer wird darüber geredet, häufig aus Sorge, nicht mehr als „gute Mutter“ wahrgenommen zu werden. Was denken die Freundinnen, wenn das so sehr gewünschte Wunschkind plötzlich „langweilig ist“? Wenn man sich statt niedlichem Babygebrabbel einfach ein paar Worte mit Erwachsenen wünscht. Oder man statt Bauklötzchen stapeln lieber einem früher geliebten Hobby nachgehen möchte?

Es fühlt sich zudem oftmals paradox an, gleichzeitig erschöpft und gelangweilt zu sein. Doch auch im Berufsleben gibt es neben dem Burnout auch einen Boreout, der durch eine ständige Unterforderung im Job entsteht. Ein kleines Menschenkind zu versorgen ist oftmals eher über- als unterfordernd. Trotzdem kann dieser eintönige Tagesablauf eben dazu führen, sich mental unterfordert zu fühlen. Das betrifft besonders Eltern, die in dieser Zeit wenig soziale Kontakte haben. Dafür gibt es viele Gründe. Auch eine Pandemie gehört inzwischen leider dazu.

Aber auch für Eltern von viel weinenden Babys ist es oftmals schwer, in Kontakt mit anderen zu kommen, weil das Kind den Takt vorgibt. Wir wissen, dass eine reizärmere Umgebung und ein eher gleichförmiger Tagesablauf diesen sehr empfindsamen Babys gut tun. Gleichzeitig ist das eben nicht immer das Beste für die Mutter oder den Vater, die dieses Kind begleiten. Es ist ein Abwägen zwischen den so wichtigen sozialen Kontakten und einem am Abend vielleicht etwas länger schreienden Babys, das so die neuen Eindrücke verarbeitet. Damit gerade in ihren Bedürfnissen sehr anspruchsvolle Kinder gut durch ihre Eltern begleitet werden können, müssen deren Bedürfnisse ebenso im Fokus stehen.

Wenn einem die Babydecke auf den Kopf fällt

Das Leben mit Baby, wie es viele Familien heute erleben, ist so eigentlich nicht vorgesehen. Die Kleinfamilie, in der ein Elternteil arbeitet und eines allein mit dem Baby zu Hause ist, ist eben nicht das ideale Modell für viele Eltern. Der Wunsch nach Austausch und Unterstützung gerade in dieser besonderen Zeit ist sehr normal und nicht Ausdruck davon, generell mit seiner neuen Elternrolle unzufrieden zu sein.

Wenn einem vor Langeweile die Babydecke auf den Kopf fällt, fühlen sich die Stunden, bis das andere Elternteil nach Hause kommt, manchmal wie eine kleine Ewigkeit an. Und das gilt auch, wenn wir mit anderen online geschrieben oder vielleicht sogar telefoniert haben. 

Das unmittelbare Teilen des realen Alltags mit anderen Menschen wäre gerade in dieser Zeit so wichtig. Die meisten jungen Eltern kommen aus einem gut gefüllten beruflichen und sozialen Alltag. Mit dem ersten Kind wird dieser Alltag komplett auf den Kopf gestellt. Und so sehr man sich in der Schwangerschaft vielleicht auf die berufliche Auszeit gefreut hat, so sehr wünscht man sich an manchen Babytagen einfach nur an seinen Arbeitsplatz zurück. Mal ein paar Stunden ohne Kind mit anderen mentalen Herausforderungen verbringen. Oder einfach die Option haben, mit der Kollegin ein paar Worte bei einem Kaffee ungestört wechseln zu können.

Durch Kontaktbeschränkungen und nicht stattfindende Kurse und Gruppenangebote ist es aktuell für Eltern immer wieder besonders schwierig. Diese Situation kann die Babylangeweile und die Babyeinsamkeit verstärken. Auch die Jahreszeit spielt in diesem Kontext eine Rolle. Eltern werden ist eine große Umbruchsphase im Leben – über Müdigkeit und Erschöpfung wird inzwischen viel offener gesprochen. Wir sollten in diesem Kontext aber auch über Babylangeweile oder Babyeltern-Boreout reden.

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