Gerade wird das Netz durchflutet mit Artikeln, in denen Mütter sich über die Unfähigkeit der Väter aufregen, am Familienalltag und der damit verbunden Arbeit teilzunehmen. Nein, ich möchte jetzt nicht darüber schreiben, ob das Internet die angemessene Plattform für diese Vorwürfe ist.
Fakt ist, dass es diese ob nun ernsthaft oder fiktiv beschriebenen Väter gibt. Ich erlebe sie gar nicht mal so selten und das in einer Zeit, in der die erste Babyeuphorie eigentlich noch recht hoch ist. Doch schon im Wochenbett gibt es immer wieder Väter, denen ihre eigenen Bedürfnisse ganz klar vor denen des Kindes und der Partnerin gehen. Oder die es gar nicht so richtig mitbekommen, wie sehr sich alles geändert hat mit dem Baby und dass deshalb die Rollen erst mal neu definiert werden müssen. Und ich treffe Frauen, die nur mit der besten Freundin oder mit mir als Hebamme darüber reden. Jedoch nicht mit ihrem Partner…
Diese Situation ist in der Regel immer schwierig, weil es zu einer Überlastung auf der einen Seite führt. Aber auch, weil es das Fundament für dieses Kind ganz schön wackeln lässt. Denn die Stimmung ist meist angespannt, wenn die Versorgung des Kindes nur von einem Elternteil übernommen wird. Ohne Hilfe. Ohne Verständnis. Und wenn es kein Miteinander gibt. Ich fühle mich als Hebamme schon oft nicht wohl in diesem Setting. Wie aber fühlt es sich für das Kind an? Wenn Eltern nicht mehr miteinander reden oder die Mutter oft traurig ist, dass sie mit allem alleine da steht?. Oder wenn Gespräche darüber jedes Mal in lautem Streit enden? Wenn ein Kind so gar kein liebevolles Miteinander der Eltern erlebt, sondern beide angespannt aneinander vorbei gehen?
Ein erster Schritt
Natürlich gibt es viele Abstufungen und dazwischen auch wieder harmonischere Phasen. Doch das Grundproblem besteht weiterhin. Manchmal erzählen Väter mir auch, dass sie nicht helfen, weil ihre Partnerin ihnen nur vermittelt, dass sie alles falsch machen. Es gibt viele Gründe und Theorien, wie es dazu kommen konnte.
Wenn das Problem über längere Zeit besteht, schaukelt sich der Frust meist hoch. In der Regel geht es allen Beteiligten in dieser Situation nicht gut. Aber gerade das Kind kann am wenigsten dafür tun, die Situation zu ändern, auch wenn es irgendwie die „Ursache“ dafür ist. Diese Verantwortung liegt bei den Eltern. Und als ersten Schritt müssen die wieder anfangen miteinander zu reden – vielleicht auch mit Hilfe, damit sie es schaffen, sachlich zu bleiben. Es ist keine Schwäche, wenn man sich Unterstützung holt – ganz im Gegenteil. Wenn das Reden ausbleibt, wird sich nichts ändern oder die Situation eskaliert irgendwann ganz. Es gibt immer wieder Phasen im Elternleben, in denen der eine oder der andere mehr tut. Aber die Gesamtbilanz sollte am Ende für beide stimmen.
Als Eltern haben wir dafür zu sorgen, dass es uns gut geht. Denn nur dann kann es letztlich auch dem Kind gut gehen. Wenn das also über längere Zeit nicht mehr der Fall im Familienalltag ist, ist der Punkt gekommen, etwas zu ändern. Diese Verantwortung haben Eltern, egal wie am Ende die Lösung dafür aussehen mag. Aber der erste Schritt dahin muss zumindest mal gemacht werden. Und vielleicht sind ja diese Artikel über die „abwesenden Väter“ ein erster Schritt. Ein Gedankenanstoß, um wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. Ein Stein, der etwas ins Rollen bringt. Damit es letztlich allen irgendwann wieder besser geht.
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