Vor einigen Jahren habe ich eine Frau nach der Geburt ihres zwölften Kindes im Wochenbett betreut. Die Geburt beschrieb sie mir als kurz und einfach. Die Nachwehen jedoch waren lang und heftig. Und letztlich half nur die Einnahme eines Schmerzmittels für ein paar Tage. Nach der Geburt hat sich die Gebärmutter zwar schon rasch verkleinert, aber noch steht sie als feste Kugel ungefähr in Nabelhöhe. Eine nach der Geburt einsetzende Dauerkontraktion sorgt für die Blutstillung an der Wundfläche, die von der Ablösung der Plazenta stammt.
Schon nach zehn Tagen wird die Gebärmutter wieder so verkleinert sein, dass sie nicht mehr hinter dem Schambein (Symphyse) zu tasten ist. Dafür muss sie sich weiter zusammenziehen, was sich als Nachwehen bemerkbar macht. Diese treten sporadisch in den ersten Tagen auf und sind vor allem beim Stillen spürbar. Das beim Stillen ausgeschüttet Hormon Oxytocin ist dafür verantwortlich. Beim ersten Kind spüren die Mütter die Nachwehen nur kurz oder auch überhaupt nicht. Mit jedem weiteren Kind muss der Körper aber etwas mehr Kraft aufwenden, um die schon etwas gedehntere Gebärmutter zurückzubilden. Je mehr Kinder also geboren wurden, umso mehr Dehnung tritt auf und umso stärker spürbar sind die Nachwehen.
Während bei den Geburtswehen noch die Motivation hilft, dass man bald sein Baby in den Armen hält, lassen sich die Nachwehen doch weniger gut „schön reden“. Die meisten Frauen haben nach der Geburt keine Lust mehr auf noch eine einzige Wehe. Und dann sitzt man da plötzlich im Wochenbett und veratmet wieder lautstark die starken Kontraktionen. Gleichzeitig will man sich aber eigentlich gerade entspannen, um vielleicht eine angenehme Stillsituation zu schaffen. Es ist deshalb mehr als nachvollziehbar, dass viele Frauen das Bedürfnis haben, etwas gegen die starken Nachwehen zu tun. Ich habe einige generelle Tipps, die etwas Linderung bringen könnnen:
Wärme wirkt lindernd bei Nach- und Stillwehen
- Auch wenn man sich vielleicht etwas seltsam dabei fühlt, hilft es auch im Wochenbett, die Wehen genauso wie unter der Geburt zu veratmen. Mit Beginn der spürbaren Wehe atmet man lange und betont aus. Dies wird wiederholt, bis die Wehe ganz abgeklungen ist.
- Wärme wirkt lindernd bei länger anhaltenden Nach- und Stillwehen. Das können eine Wärmflasche (keine Heißflasche), ein feuchtwarmer Wickel oder auch ein warmes, um den Bauch gewickeltes Wolltuch sein. Auch eine warme Badewanne kann etwas Abhilfe haben. Es spricht nichts pauschal gegen Wannenbäder im Wochenbett.
- Man sollte darauf achten, regelmäßig auf die Toilette zu gehen, weil eine volle Harnblase die Beschwerden eher verstärkt.
Nachwehen als positives Signal
- Generell unterstützt das Einnehmen der Bauchlage die Gebärmutterrückbildung und wird von vielen Frauen auch bei Nachwehen als angenehm empfunden. Wenn die Brust durch das Ingangkommen der Milchbildung schon empfindlicher ist, sollte sie durch ein Kissen dabei abgepolstert werden.
- Es gibt Körperpunkte, die zur Schmerzlinderung akupunktiert werden können. Manche Hebammen haben eine Zusatzausbildung dafür.
- Gänsefingerkraut wirkt krampflösend und kann zum Bespiel als Tee getrunken werden.
- Und wenn alles nicht weiterhilft, spricht auch nichts gegen die Einnahme eines entkrampfenden oder schmerzstillenden Medikaments. Dies ist auch möglich, wenn gestillt wird. Welches Medikament passt, kann mit der Hebamme oder dem Arzt besprochen werden.
Generell sind die Nachwehen ein positives Signal, dass der Körper seine Rückbildungsarbeit gut erledigt. Da sie aber durchaus als schmerzhaft und sogar als unangenehmer als die Geburtswehen selbst empfunden werden können, muss man sie sicher nicht klaglos über sich ergehen lassen. Schließlich möchte man ja auch sein Baby genießen und das ist gar nicht so einfach, wenn man die schmerzhaften Wehen laut veratmend im Wochenbett sitzt. Meist sieht die Situation nach wenigen Tagen schon wieder besser aus. Doch bis dahin darf man die Beschwerden auch gerne etwas lindern.
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