Wenn werdende Hebammen Kinder kriegen: Bärbel

Ich bin 30 Jahre alt. Nach meinem Biologiestudium haben mein Mann und ich nicht mehr länger warten können und gleich unser erstes Kind gekriegt. Das ist in einem Geburtshaus auf die Welt gekommen. Drei Jahre später folgte das zweite zuhause. Mein Mann und ich arbeiten beide Teilzeit. Ich arbeitete sechs Jahre als Biologin und verbrachte viel Freizeit mit dem Thema Kinderkriegen. Meine Lohnarbeit wurde immer unbefriedigender, sodass wir vor einem Jahr beschlossen, dass ich die Ausbildung zur Hebamme mache und wir ein weiteres Kind kriegen. Wie dieses Kind, zwischen den Vorbereitungen zum Hebamme werden, in Empfang genommen wurde, erzählt mein Geburtsbericht. Die Aufnahmeprüfung habe ich übrigens ohne Zweifel bestanden. Mitte September, wenn meine Jüngstes 7 Monate alt ist, beginnt mein Studium.

Meine dritte Schwangerschaft ist mühselig und anstrengend und immer geprägt vom großen Ziel. Nein, das ist nicht die Geburt, sondern die Aufnahmeprüfung zur Hebammenausbildung zwei Tage vor dem errechneten Geburtstermin. Etwas nervös bin ich ja schon, ob sich das Kleine nicht vielleicht doch früher als die großen Geschwister aus meinem Bauch heraus wagt. Aber wir erreichen den großen Tag.

Ich reise mit meinem kugelrunden Bauch eine Stunde mit der Bahn in eine andere Stadt. Ganz fokussiert und in mich gekehrt höre ich auf dem Weg vom Bahnhof zum Prüfungsort „Follow the Sun“ in Endlosschleife und singe dazu. Was die anderen Passanten von mir denken, ist mir ziemlich Wurst. Drei mal eine volle Stunde sitzen und konzentriert arbeiten, dazwischen kurze Pausen. Es ist anstrengend. Im dritten Teil tanzt mein Baby im Bauch – Prüfung unter erschwerten Bedingungen. Auf der Rückfahrt bin ich total erschöpft und aufgekratzt. Geschafft! Jetzt kommt als nächstes mein Baby auf die Welt!

In der Nacht liege ich, wie schon so häufig in letzter Zeit, wach und kann nicht mehr einschlafen. Dabei merke ich, wie ich über eine Stunde regelmäßige Kontraktionen habe. Jetzt schon gebären? Ich schlafe wieder ein. Der folgende Tag bleibt ruhig, immer wieder mal unregelmäßig Kontraktionen.

Freudig gespannt und konzentriert

Am zweiten Tag nach der Prüfung – dem errechnete Geburtstermin – ist strahlend schönes Wetter. Ich möchte nach draußen. Mein Mann bleibt mit den Kindern zuhause. Etwas seltsam ist es schon, mit deutlichen Kontraktionen alleine unterwegs zu sein. Inzwischen muss ich beim Gehen inne halten, um bewusst zu atmen wenn eine Wehe kommt. Es kommt mir schon etwas seltsam vor, wenn ich mich so an einem Laternenpfahl abstütze. So war es beim ersten und zweiten Kind kurz bevor die Geburt richtig los ging. Und das jetzt am errechneten Termin. Ich stelle mir vor, wie es wäre, ganz alleine im Wald das Kind auf die Welt zu bringen. Ich drehe eine große Runde im Wald und lese einige Kapitel an einem sonnigen Aussichtsplätzchen.

Abends beschließe ich, meine Wehen mit einem Bad zu testen. Ich lasse mir das Badewasser ein. Kaum liege ich in der Wanne, kommt mein siebenjähriger Sohn und bittet mit großen Augen darum, auch ins Bad zu kommen. Er hustet und meint: „Ich bin doch krank, dann würde mir doch ein warmes Bad gut tun!“ Ok, dann halt mit Kind in der Wanne. Der Große ist ziemlich gemütlich. Ich kann mich entspannen, die Kontraktionen kommen immer mal wieder. Es sind einige während dem Baden.

Ok, dann gebären wir doch heute mal! Ich bin freudig gespannt, konzentriert. Dann entdeckt der vierjährige Sohn, dass wir baden und kommt auch rein. Bald ist es mit der Gemütlichkeit vorbei. Mein Geburtsbad verwandelt sich in wildes Schifffahrtsgewässer. Ich rufe meinen Mann, um die Kinder raus zu nehmen. Der Kleine kreischt, mein Mann schimpft, der Große motzt. Meine Stimmung ist im Eimer, die Wehen sind weg. Das kommt mir bekannt vor von der ersten Geburt. Da sind die Wehen bei der Fahrt ins Geburtshaus einfach verschwunden und erst zwölf Stunden später wieder gekommen. Mein Körper reagiert wohl ganz sensibel auf meinen emotionalen Zustand.

Und wieder beginnt ein Tag mit Baby im Bauch

Am nächsten Morgen wollen die Kinder mit Wasserfarben malen. Ich setze mich dazu. Male in schwungvoller Schrift das letzte meiner Geburtsposter, die in der Wohnung verteilt sind: „Unser Kind kommt sobald es bereit ist.“ Irgendwann in den nächsten Tagen oder Wochen wird es wohl der Fall sein. Es folgt der Beschluss, nicht mehr zu zählen, wie häufig die Kontraktionen kommen. Ich werde es wohl schon merken, wenn das Baby kommt. Wieder ist da das Bedürfnis, mich zu bewegen und mich auf mich selbst konzentrieren zu können. Ich gehe erneut auf einen ausgedehnten Spaziergang. Mein Mann hat vorausblickend frei genommen und kümmert sich um die Kinder. Am späteren Nachmittag treffe ich mich mit einer ebenfalls schwangeren Freundin. Wir schaukeln gemeinsam unsere Bäuche an der Sonne. Keine Kontraktionen, sondern entspanntes Geplauder.

Und wieder beginnt ein Tag mit Baby im Bauch. Der kleine Sohn weckt uns jammernd am frühen Morgen. Ich bin ausgeschlafen und stehe mit ihm auf. Er möchte ein „Zmorgefest“ veranstalten – sprich Birchermüesli machen. Wir raffeln zu zweit Äpfel. Etwas später steht auch der große Sohn auf. Wir kuscheln zu dritt auf dem Sofa und ich lese Bücher vor. Ab und zu werde ich von einer Kontraktion unterbrochen, die ich inzwischen gerne mit Tönen begleite. Meine Kinder wissen, was mein Tönen zu bedeuten hat. Ich habe in den letzten Wochen immer mal mit ihnen gemeinsam „geübt“. Jetzt sei keine Zeit zum üben, reklamieren sie, wenn ich beim Vorlesen innehalte. Und ich erkläre, dass mein Bauch übt und ich deshalb einfach mitmachen muss.

Für heute haben wir geplant, dass ich und die Kinder den Mittag und Nachmittag bei meinen Eltern verbringen. Ich bin unschlüssig, ob ich die Kinder alleine zu ihnen schicken soll. Geht vielleicht wirklich mal die Geburt los? Als mein Mann aufsteht, gehe ich wieder in die Badewanne, um die Wehen zu testen. Fast keine Kontraktionen mehr im warmen Wasser. Pff! Ich beschließe, wie geplant zu meiner Mutter mitzugehen. Zuhause warte ich doch nur auf jede Wehe, die nicht kommen will. Die Kommunikation mit Außenstehenden übergebe ich meinem Mann. Ich will nur noch im Moment sein – keine Wehen stoppen und keine Prognosen abgeben.

„Was mache ich jetzt?“

Gegen elf Uhr gehen wir zwei Häuser weiter zu meiner Mama. Ich helfe ihr beim Vorbereiten des Mittagessens. Immer mal wieder töne ich vor mich hin. Inzwischen ist es während den Kontraktionen angenehm, meinen Oberkörper abzustützen und mit der Hüfte zu wackeln. Ich töne beim Mittagessen. Meine Mama sagt mir: „Das waren jetzt also nur so acht Minuten seit dem letzten Mal.“ Die Kinder gehen mit ihren Großeltern und dem Hund in den Wald spazieren. Ich beschließe, mal „gebären“ zu spielen. Spiele meine Geburtsmusik laut ab und singe und tanze konzentriert. Ein ganz emotionaler Moment erfasst mich: „Bald, bald, liebes Baby, halte ich dich im Arm! Ob ein paar Stunden oder ein paar Tage – es dauert nicht mehr lange! Ich freue mich so sehr auf dich!“ Mir kommen ein paar Tränen vor Rührung. Die Wellen kommen und gehen jetzt doch recht häufig. Vielleicht besser mal ein Nachmittag ohne Kinder, um mich auf die Geburt einzulassen?

Meine Eltern kommen mit den Kindern zurück und ich erkläre, dass ich wieder zurück nach Hause gehe. Ich möchte mich von meinen Kindern verabschieden – wahrscheinlich sehe ich sie das letzte Mal als meine einzigen zwei Kinder. Der Große lässt sich in den Arm nehmen, der Kleine hat Wichtigeres zu tun. Meine Mama begleitet mich gegen 14 Uhr nach Hause, um ein paar Wechselkleider für die Kinder mitzunehmen. Auf den 100 Metern Weg in mein Zuhause lehne ich mich an einen Baum, um eine Welle zu veratmen.

Zuhause fragt mich mein Mann, wie häufig die Wehen kommen. „Du darfst gerne die Zeit messen“, entgegne ich ihm. Er beginnt im Kinderzimmer, den Geburtspool aufzustellen. Ich habe das Gefühl, ich müsse aufs Klo, es geht aber wieder mal nicht. Da mache ich mir einen Einlauf mit dem Material, das mir die Hebamme dagelassen hat. So muss ich mir später zumindest keine Gedanken mehr darum machen. Wenn etwas drückt, ist es dann eindeutig das Kind. Danach brühe ich mir frischen Tee auf, mache die Musik an, zünde Kerzen an und hänge ein langes Tragetuch an die Decke. Alles ist vorbereitet – „Was mache ich jetzt?“, denke ich. In den letzten Tagen habe ich zwischen den Kontraktionen immer was gemacht: Spazieren, lesen, reden. Ich beschließe als Hauptbeschäftigung zu singen und tanzen.

Löst sich der Schleimpfropf?

Der Hosenbund drückt so seltsam unangenehm, ich suche mir die bequemsten Hosen hervor, die ich finde und ziehe mir ein geknöpftes Oberteil an. Ich versuche, wie schon häufig in den letzten Tagen, nach meinem Muttermund zu tasten und komme wieder nicht ran. Immerhin taste ich jetzt irgendwas weiches glibberiges. Löst sich der Schleimpfropf? Inzwischen sind die Kontraktionen doch auch etwas schmerzhaft. Trotz des Vorsatzes, keine Wehenabstände zu messen, merke ich, dass sie jetzt richtig häufig kommen. Das letzte Mal auf dem Wecker war 15 Uhr und jetzt ist 15:20 Uhr – dazwischen waren doch einige Wellen. Was – immer noch dasselbe Lied? Das ist doch bereits die dritte Welle zu „Shima, Shima“.

Ich bin viel in Bewegung. Jede Welle bei einem anderen Geburtsposter. Am Tuch, auf dem Ball, am Tisch, an meinen Mann gekuschelt. Jetzt bin ich doch überzeugt, dass das die Geburt ist. Mir wäre lieber, Hebamme und Geburtsgäste kämen langsam. Ich kann nicht ganz die Verantwortung loslassen und dränge meinen Mann, die Leute zu informieren. Dabei hat er das schon gemacht und wollte mich nicht damit stören. Ich verarbeite die Wehen nun am liebsten an meinen Mann gelehnt. Er ist völlig verschwitzt vom Geburtspool aufstellen. Die elektrische Pumpe hat er nämlich erst gefunden, als er den Pool bereits von Hand aufgepumpt hat. Ich reiche ihm wortlos ein frisches Shirt. Reden geht jetzt nicht mehr.

Ich pendle zwischen Wohnzimmer (gemütlich) und Kinderzimmer (mein Liebster) hin und her. Die Doula kommt bei uns an, als ich gerade über den Ball gebeugt am veratmen bin. „Du bist ja am arbeiten! Schon lange?“ Ich zucke mit den Schultern und führe sie wortlos zu meinem Geburtsposter „Ich bin ganz im Moment“. Sie hilft meinem Mann beim Einrichten und deckt auf meine Bitte die Kinderspielsachen mit Tragetücher ab.

Die Wehen kommen jetzt häufig

Ich kann immer noch nicht meinen Muttermund tasten. Ich bin irritiert und kurz schießt mir durch den Kopf: „Was, wenn sich gar nichts am Muttermund tut?“ Dann denke ich: „So häufige, kräftige Wehen werden wohl etwas bewirken!“
Um 16:20 Uhr trifft die Hebamme ein. Sie hört kurz die Herztöne ab und fragt bei mir nach, ob der Rücken des Babies immer noch links liegt. So ganz das Denken lassen kann ich noch nicht: Ich bringe die Matte ins Geburtszimmer, die dort sein soll. Bei einer Wehe, die ich an meinen Mann angelehnt verbringe, verkrampfe ich mir ganz doof den Nacken. Das ist unangenehmer als die Wehen. Wir müssen alle etwas lachen ob der Situation. Immerhin hat es genug Leute, die mir den Nacken massieren können.

Das Geburtszimmer ist jetzt fertig eingerichtet. Ich wechsle dorthin und tanze weiter zwischen den Wehen. Die Hebamme sitzt am Boden und macht Notizen. Kurz fühle ich mich gehemmt, in ihrer Gegenwart zu tanzen. Ich beschließe aber, dass das ja wohl Blödsinn sei und tanze weiter zwischen den Wehen. Während den Wehen halte ich mich an meinem Mann, dem Schaukelseil am Kinderbett oder am Tragetuch fest.

Die Wehen kommen jetzt so häufig, dass es schwierig ist, dazwischen noch irgend etwas zu machen. Pipi-Pause auf dem Klo ist schon zeitlich knapp. Ich realisiere, wenn ich für die Geburt in den Pool möchte, dann sollte ich wohl jetzt einsteigen. Drin ist aber kein Liebster zum Kuscheln. Ich bin etwas hin und hergerissen und entscheide mich dann für den Pool. Das Ausziehen dauert zwei Wehenpausen. Über die Hosen muss ich fluchen. Sie haben zwar einen bequemen Bauchbund, sind aber so unmöglich eng an den Knöcheln. Im Pool bitte ich, meinen Mann auch reinzukommen, aber er möchte draußen bleiben. So halte ich mich über den Poolrand an seinen Armen. Kurz vor 17 Uhr kommt meine Freundin, die werdende Patentante, bei uns an. Wir plaudern eine Wehenpause lang zur Begrüßung. Ich freue mich, dass sie nun auch hier ist.

„Spürst du das Köpfchen?“

Ich realisiere, dass jetzt dann bald der strengste Teil kommt. Ich habe etwas Respekt vor der Übergangsphase, kann mich aber gleich wieder in den Modus „Ich bin ganz im Moment“ zurückholen. Mein Tönen wird unregelmäßig, wandelt sich langsam in Japsen und Schreien. Die Wehen sind heftig. Ich sage mir: „Von denen gibts nur wenige.“ Ich realisiere, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis das Baby kommt. Deshalb drehe ich mich vom Poolrand und von meinem Mann weg, damit ich mit meinen Händen an die Vulva komme. Ich spüre die Hände von meinem Liebsten auf meiner Schulter und seine Stimme, die mir nach einer heftigen Wehe sagt: „Und wieder eine weniger!“ Die Wehen werden immer krasser, ich muss mich ganz bewusst dazwischen entspannen. Da höre ich im Hintergrund „Follow the sun“ und singe wenige Wörter lang mit. Das ist schön.

Ich taste mal wieder. „Spürst du das Köpfchen?“, fragt die Hebamme. Nein, ich spüre nur, wie der harte, runde Kopf gegen die Vaginalwand drückt. Immer noch kein Muttermund zu finden. Dafür ziehen meine Finger einen Haufen rötlicher Glibber aus meiner Vagina. Die Wehen sind so kraftvoll, ich kann nicht mehr recht folgen. Die eine schreie ich aus vollem Hals: „Jaaaaaaaaaaa!“ Die nächste pruste ich wie ein Pferd. Es drückt unglaublich in meinem Becken. Ich bin so voller Endorphine, ich nehme kaum Schmerz war. Es ist einfach wahnsinnig intensiv.

Ich spüre ein letztes Mal wie die kleine Füßlein in meinem Bauch gegen die Rippen stoßen. Mein Mann: „Geniess deinen Bauch noch, bald ist er weg.“ Endlich kann ich etwas in meiner Vagina tasten: Es ist die pralle, glatte Fruchtblase. Die Hebamme hört wieder, wie so oft nach den Herztönen und meint entschuldigend: „Weißt du, in der AP muss ich öfters abhören.“ Ich denke: „Oh, schon Austreibungsphase?“ Der Druck in der Wehe ist fast nicht aushaltbar. Ich schreie nur noch, die Kraft in mir ist so überwältigend. Die Hebamme: „So tönt eine Fruchtblase, die platzen will!“ Und tatsächlich, auf ein Mal löst sich der Druck etwas und ich spüre, wie ein warmer Strahl aus mir herausfließt. Zuerst denke ich, ich würde pinkeln, dann realisiere ich, dass das wohl das Fruchtwasser sein muss.

Kaum richtige Entspannung in der Wehenpause

Jetzt kann ich mit meiner Fingerspitze ein kleines Stück haarige Runzeln spüren. Das Köpfchen! Irgendwie möchte ich wissen, dass alles in Ordnung ist und bitte die Hebamme zu untersuchen. Sie untersucht zum ersten Mal überhaupt und bestätigt, das alles gut ist. Nach der nächsten Wehe ist der Kopf schon in der Mitte der Vagina. Ich kann kaum richtig entspannen in der Wehenpause und versuche bewusst auszuatmen. Die Hebamme atmet mit mir mit. Dann setzt diese gewaltige Kraft wieder ein. Presswehe? Ich presse doch gar nicht! Ich versuche nichts anderes zu machen, als loszulassen, mich zu entspannen, während mein Körper kraftvoll in einem Zug das Köpfchen durch meine Vulva hindurch direkt in meine Hand drückt. „Plopp“, fühlt es sich an. „Hui“, geht es mir durch den Kopf, „jetzt ist das strengste schon vorbei! Wars das schon?“

Ich betaste das Köpfchen und finde nur glatte Haut. Bei der letzten Geburt habe ich in diesem Moment das Ohr gestreichelt. Wo ist hier das Gesicht? Kurz geht mir das Bild durch den Kopf von einem gesichtslosen runden Babykopf. „Wo ist das Gesicht?“, frage ich nun laut. „Das schaut nach unten, wie es sein soll“, beruhigt mich die Hebamme. Sie steht neben dem Pool, hat nicht mal die Hände im Wasser. Dann kommt schon die nächste Wehe. Mit meine Händen spüre ich, wie erst ein Arm, kurz danach ein zweiter ins Wasser fliegt. Ich greife, sehe mich ein Baby durchs Wasser hoch heben. „Baby, Baby!“, sage ich. Dann liegt es da, auf mir, schreit. Wahnsinn, da bist du! Ich habe dich geboren. Willkommen Kleines!

Es ist 17:30 Uhr. Die Hebamme fragt uns irgendetwas: „Wollt ihr sie…?“ Was, „sie“? Hat die Hebamme gesehen, was ich nicht gesehen habe? Wenn sie von „ihr“ spricht, möchte ich nun doch gleich nachschauen, ob es wirklich ein Mädchen ist. Ja, tatsächlich: Meine Tochter ist geboren.

Irgendwie ist es unbequem im großen Pool. Ich kann mich nicht ganz entspannen mit Baby auf dem Bauch im Wasser. Ich möchte raus. Die Nabelschnur ist nicht besonders lang. Ich kann das Baby nicht aus dem Arm geben und abnabeln möchte ich noch nicht. Ich halte also das Baby gut fest, mein Mann hält mich fest und wir klettern aus dem Pool auf die vorbereitete Matte. Nur nicht das Baby ins Wasser fallen lassen, denken wir alle. Dann liege ich da, mit meiner Babytocher auf meinem Bauch. Es ist eng, zwischen Pool und Kleiderschrank. Mein Mann kann gerade so daneben knien. Jetzt lasse ich gerne die Hebamme machen und sich um die Plazentageburt kümmern. Ich halte unser Kindlein, das auf meinem Bauch strampelt und schreit. Staunend. Im Hintergrund hören wir: „It’s a joy to get to know you.“

Der Soundtrack zur Geburt: Xavier Rudd: Follow the Sun / Deva Premal: Shima Shima / Shaina Noll: It’s a Joy to Get to Know You. Wer mag, auf Spotify ist die Playlist zu hören.

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