Im Geburtsvorbereitungskurs bleibt häufig nur wenig Zeit, das Thema Wochenfluss (Lochien) zu besprechen. Es ist aber wichtig, dass Mütter wissen, was nach einer Geburt in ihrem Körper passiert und was sie erwartet. So können die physiologischen Vorgänge entsprechend eingeordnet werden. Und es kann bei Abweichungen zeitnah gehandelt werden.
Nach der Geburt des Babys hat die Gebärmutter wieder viel Platz, um sich kräftig zusammenziehen. Das führt zur Ablösung des Mutterkuchens (Plazenta) von der Gebärmutterwand. An dieser Stelle bleibt zunächst eine Wundfläche zurück. Nach der Geburt des Mutterkuchens zieht sich die Gebärmutter weiterhin immer wieder zusammen. Diese Nachwehen sorgen für eine Verkleinerung der Wundfläche sowie das Zusammenziehen der Blutgefäße. Das Heilen der Wundfläche und auch der Umbau der Gebärmutterschleimhaut geht mit einer physiologischen Blutung einher. Das dabei abfließende Wundsekret nennt sich Wochenfluss, auch Lochien genannt. Wochenfluss besteht aber nicht nur aus Blut. Er enthält auch Lymphe, Gewebereste der Gebärmutterschleimhaut, Zervixschleim und auch Bakterien, die zur normalen Vaginalflora gehören und nicht pathologisch sind.
Gerade in den ersten 24 Stunden fließt der Wochenfluss meist reichlich. Die Gesamtmenge kann durchaus bis zu 300 Milliliter betragen. In den ersten Tagen können auch größere Blutgerinnsel (Koagel) abgehen. Das ist wichtig zu wissen. Nicht wenige Frauen sind sehr erschrocken, wenn ein größerer Blutklumpen plötzlich in die Toilette plumpst. Viele denken, dass dies womöglich noch ein Plazentarest ist. Doch es handelt sich in aller Regel um geronnenes Blut aus der Gebärmutter, das beim Aufstehen der Frau durch die Schwerkraft nach unten rutscht.
Wochenfluss gehört zur Geburt dazu
Nach zwei bis drei Tagen wird der Wochenfluss meist bereits deutlich weniger werden. Gegen Ende der ersten Wochen können die zunächst blutigen Lochien (Lochia rubra) schon wässriger und etwas rötlich-bräunlicher (Lochia fusca) sein. Nach und nach wird der Wochenfluss zunehmend immer weniger werden und in eine Art Ausfluss übergehen. In der dritten Woche ist dieser vielleicht schon eher gelblich (Lochia flava), um in der vierten Woche als weißlicher Ausfluss (Lochia alba) nach und nach schließlich ganz zu versiegen.
Dieser vierwöchige Verlauf ist aber nur eine schematische, ungefähre Orientierung. Tatsächlich ist die Bandbreite an Dauer, Aussehen, Farbe und Verlauf des Wochenflusses relativ groß. Bei manchen Frauen kann der Wochenfluss auch zwei Monate oder länger andauern, ohne dass dies pathologisch ist. Auch eine verkürzte Dauer des Wochenflusses kann im normalen Rahmen liegen, wenn nicht zusätzliche Symptome (siehe unten) auftreten.
Der Wochenfluss gehört also zu einer Geburt immer mit dazu. Er zeigt auch noch einmal gut, dass das Wochenbett eben kein normaler Alltag, sondern eine Zeit des Ankommens, Heilens und Regenerierens ist. Deshalb sollte er genau wie alle anderen körperlichen Veränderungen auch die entsprechende Beachtung finden. Hier einige Tipps zum Umgang mit dem Wochenfluss:
- Die Beurteilung des Wochenflusses gibt Auskunft über die Heilung in der Gebärmutter. Darum wird die Hebamme anfangs täglich nach dem Verlauf fragen und dich bitten, dich bei Abweichungen wie einer heftigen Blutung oder bei plötzlichem Stagnieren des Wochenflusses zu melden. Gleichzeitig wird sie den Höhenstand und die Festigkeit der Gebärmutter ertasten. Grob ist diese jeden Tag ungefähr einen Querfinger tiefer zu tasten – ausgehend vom Bauchnabel. Nach etwa zehn Tagen ist die Gebärmutter von außen meist nicht mehr tastbar.
Wochenfluss ist nicht infektiös
- Nach einem Kaiserschnitt verläuft die Rückbildung etwas anders. Wochenfluss hat einen typischen faden Geruch, ähnlich wie Menstruationsblut. Sollte plötzlich ein sehr unangenehmer Geruch auftreten, kann dies ein Hinweis auf eine Infektion sein. Auch plötzlich auftretendes Fieber oder ein typischer Stirnkopfschmerz können eine mögliche Entzündung der Gebärmutter (Endometritis puerperale) anzeigen. Diese muss umgehend antibiotisch behandelt werden. Da das Entzündungsrisiko bei einem (sekundären) Kaiserschnitt gegenüber der Spontangeburt signifikant erhöht ist, wird meist prophylaktisch ein Antibiotikum verabreicht, um eine Infektion der Gebärmutter zu verhindern. Der Wochenfluss selbst ist nicht infektiös. Allerdings ist er ein guter Nährboden für Keime, weshalb eine gute aber nicht übertriebene Hygiene im Umgang mit dem Wochenfluss wichtig ist.
- Wechsele regelmäßig (anfangs sechs bis acht Mal täglich) die Vorlagen. Wasche die Hände davor und danach mit Seife. Die meisten Frauen empfinden eine Spülung mit lauwarmen Wasser gerade nach dem Toilettengang als sehr angenehm. Benutze dafür ein vorhandenes Bidet oder stelle einfach ein entsprechendes Gefäß zum Schütten (Messbecher aus dem Küchenbedarf) neben die Toilette. Auch mit einer Po-Dusche lässt sich der Dammbereich gut spülen. Desinfektionsmaßnahmen sind im häuslichen Bereich nicht erforderlich. In der Klinik wiederum ist zum Beispiel das Desinfizieren der Hände oder gemeinschaftlich genutzer Toiletten und Bidets durchaus sinnvoll.
- Als Vorlagen eignen sich am besten unparfümierte Flockenwindeln bzw. Vlieswindeln. Diese finden sich meist im Windelregal oder bei den Binden in der Drogerie, sind aber auch in der Apotheke erhältlich. Nach circa drei bis vier Tagen eignen sich einfache Binden ohne Plastikfolien und Duftstoffe. Die Benutzung von Tampons ist in der Wochenbettzeit nicht empfohlen. Das Wundersekret kann damit nicht ungehindert abfließen. Im Krankenhaus gibt es meist Einmalnetzschlüpfer, die auch gewaschen und zu Hause weiter verwendet werden können. Ansonsten sind etwas größere, einfache und preiswerte Baumwoll-Slips empfehlenswert. Auf Kunstfasern sollte am besten ganz verzichtet werden. Achte auch darauf, dass die Slips nicht am Bauch drücken.
Den Wochenfluss fördern
- Lass immer wieder Luft an den Dammbereich, so dass auch Geburtsverletzungen besser heilen. Zum Schutz der Bettwäsche vor dem Wochenfluss kannst man eine Einmalunterlage (Wickelunterlage aus dem Drogeriemarkt) oder ein gut waschbares, doppelt gelegtes Handtuch unterlegen.
- Lege Dich zwei Mal am Tag für 20 bis 30 Minuten auf den Bauch. Dies fördert die Rückbildung und damit auch den Wochenfluss. Lege bei Bedarf etwas unter die stillende Brust, so dass Dich hier nichts drückt.
- Mit einem Wannenbad solltest Du die ersten Tage abwarten, vor allem, um nicht zu lange zu sitzen, was für den Beckenboden belastend ist. Auch die Naht einer möglichen Geburtsverletzung kann so zu sehr aufweichen. Generell darf aber auch ein Vollbad genommen werden, solange der Wochenfluss noch fließt. Da sich nur einige körpereigene Haut- und Darmbakterien darin befinden, sind Lochien nicht als infektiös anzusehen. Da aber durch den noch immer etwas geöffneten Gebärmutterhals Keime von außen leichter nach oben in die Gebärmutter wandern könnte, gilt das nur für das Bad in der heimischen Badewanne. Auf den Schwimmbadbesuch sollte verzichtet werden. Aber danach ist ohnehin den wenigstens Frauen so kurz nach der Geburt. Bei Fieber oder auffällig unangenehm riechendem Wochenfluss sollte nicht gebadet werden, da diese Symptome auf eine Infektion hinweisen können.
- Auch Sex ist nicht „verboten“, so lange der Wochenfluss noch läuft. Zu einem sehr frühen Zeitpunkt ist die Benutzung eines Kondoms empfohlen, gerade solange der Gebärmutterhals in den ersten Wochen noch etwas geöffnet ist. Allerdings sollte man beachten, dass die Wundheilung von Geburtsverletzungen gut acht bis zehn Tage dauert und eine Kaiserschnittnarbe rund drei Wochen für die erste Heilungsphase benötigt. Egal zu welchem Zeitpunkt nach der Geburt dieses Thema für euch wieder wichtig relevant wird: Achte als Frau darauf, wie es dir geht und sprecht gemeinsam darüber. Die Bedürfnisse sind hier sehr unterschiedlich. Das Thema Verhütung muss auf jeden Fall beachtet werden, da manche Frauen bereits im Wochenbett wieder fruchtbar sind. Auch Stillen ist als Verhütung (Laktationsamenorrhoe) nur unter bestimmten Voraussetzungen vergleichsweise relativ sicher.
Der Wochenfluss wird auch als „Spiegel der Wundheilung“ bezeichnet. Die Heilung und Rückbildung im Wochenbett ist oft eng mit dem eigenen Stressniveau verbunden. Häufig kommt es zu einem Stagnieren oder einem Stau des Wochenflusses ebenso wie zu einem Milchstau, wenn Mütter sich zu früh zu viel zumuten. Bei einem Stau können das Einnehmen der Bauchlage, Senfmehl-Fußbäder, aber vor allem Ruhe und Entlastung die Lochien wieder zum Fließen bringen. Manchmal liegen auch mechanische Ursachen vor wie eine stark nach hinten oder vorn geneigte Gebärmutter oder Eihautreste, die den Gebärmutterhals blockieren. Achte auch darauf, dass du regelmäßig Blase und Darm entleerst.
Im Wochenbett solltest du allen körperlichen Umstellungsprozessen genug Aufmerksamkeit schenken. Brust, Bauch und auch die Seele reagieren im Wochenbett besonders sensibel auf eine zu hohe Belastung. Lass es also bitte langsam angehen, damit alles im Fluss bleibt.
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