Mit Yoga den Kinderwunsch begleiten

Schlechte Laune vor den Tagen, Regelschmerzen. Es sind Beschwerden, die wirklich viele Frauen kennen. „Ah, sie hat wohl ihre Tage!“ – ein Satz, der oft verwendet wird, um die jeweils betroffene Frau zu beschreiben, als ob sie nicht ganz zurechnungsfähig wäre. Der Zyklus der Frau ist allerdings viel mehr als „diese nervigen Tage“, an denen man blutet, Tampons oder Ähnliches braucht und früher den Sportunterricht schwänzen konnte. Der Zyklus der Frau ist der Ursprung des Lebens an sich! Wow! 

In unserem Becken ist tatsächlich Urkraft, Leben entstehen und heranwachsen zu lassen. Zyklus für Zyklus aufs Neue. Aber was, wenn der Zyklus aus dem Lot ist? Wenn die Beckenkraft irgendwo hakelt? Wenn der Schmerz überwiegt – physisch, Monat für Monat. Und bzw. oder psychisch, weil man sich nichts mehr wünscht, als Mutter zu werden. Aber es einfach nicht so kommt, wie man es sich wünscht?

Sehr unglücklich und oft auch ganz schön einsam kann man sich dann fühlen, denn irgendwie betrifft es doch eine Art Tabu. Wenn man Kinderwägen auf der Straße sieht und weiß, man darf nicht neidisch sein, denn dass andere Kinder haben, macht das eigene Unglück, kein Kind zu haben, nicht größer. Und doch ist der Tag gelaufen, wenn mal wieder eine Freundin freudestrahlend verkündet, sie sei schwanger geworden. Ja, zum dritten Mal. Und: „Uuups, das ist ja gar nicht geplant gewesen.“

Jeder Zyklus wurde zum Kraftakt

Derweil hoffen die „Kinderwunsch-Frauen“ oft Monat für Monat. Sie unterziehen sich, meist gemeinsam mit ihrem Partner, aufwendigen Kinderwunschbehandlungen. Und mit dem Einsetzen der Regelblutung stürzt wieder und wieder eine Welt zusammen. Auch ich habe nach zwei Fehlgeburten auf dem Stuhl meiner Frauenärztin gesessen und versucht, noch höflich zu lächeln, als diese, wenig sensibel, meinte: „Ja, Sie werden ja nun auch nicht jünger. Jetzt wird es dann schon eng.“ Dann meinte sie auch noch: „Gehen Sie mal in ein Kinderwunschzentrum. Und fahren Sie ins Allgäu an den und den Ort, da werden viele schwanger. Und gehen Sie mal zum Luna Yoga.“

Gehört und richtig wahrgenommen habe ich damals, als rationale moderne Frau nur: „Gehen Sie mal in ein Kinderwunschzentrum!“ Da bin ich dann auch hin. Hab mich beraten lassen, Gentests und andere nicht so angenehme Untersuchungen und Eingriffe über mich ergehen lassen. Zyklusmonitoring mitgemacht, trotzdem nicht mehr schwanger geworden (was vorher ja immerhin zwei Mal relativ einfach geklappt hatte). Und bin schließlich bei Dingen wie IVF und ICSI (zunächst ohne Hormonbehandlung, so genante „natürliche“ IVF) gelandet. Funktioniert hat es bei mir nicht, ich wurde immer verzweifelter.

Jeder Zyklus wurde zum Kraftakt – wie ist der beste Weg? Jede Entscheidung für einen Weg (also es etwa in dem Monat mit natürlicher IVF zu probieren), war ja zugleich eine Entscheidung gegen andere Wege (Hormonbehandlung oder doch ganz natürlich?). Und das, wo es mit Ende Dreißig keine Monate „zu verschwenden“ gilt. Man googelt Statistiken, Laborwerte. Dreht durch und kann kaum noch atmen. Die Blutung wird zur Beerdigung. Die Partnerschaft muss viel tragen und aushalten. Man fühlt sich inkomplett, unzulänglich. Der Körper wird unheimlich. Er macht nicht, was er soll.

Pure Verzweiflung

Ich war verzweifelt und setzte mir eine Art Ultimatum: Ein paar Monate noch, dann würde ich doch eine hormonell getriggerte Kinderwunschbehandlung versuchen. Ich ging zu einer Ärztin für TCM, die mir Kräuter verschrieb und mich akupunktierte. Dadurch sollten meine Eizellen „trotz meines Alters“ (ich weiß gar nicht, wie oft ich das Wort „Alter“ hörte damals, ich fühlte mich URALT!) in ihrer Qualität verbessert werden. Und ich erinnerte mich plötzlich an den Satz: „Probieren Sie doch mal Luna Yoga!“ Jetzt traf der Satz bei mir schon auf die pure Verzweiflung, wie eine Ertrinkende klammerte ich mich an jeden Strohhalm, und da ich ohnehin schon seit vielen Jahren Hatha Yoga praktizierte, meldete ich mich zu einem Luna Yoga-Kurs mit Schwerpunkt Kinderwunsch an.

Ich wohnte damals im Süden Deutschlands, wo diese Yogarichtung schon sehr viel verbreiteter ist, ebenso wie in der Schweiz und Österreich. Ich erfuhr, dass Luna Yoga keineswegs nur für Frauen mit Kinderwunsch ist, sondern grundsätzlich für alle: groß, klein, dick, dünn, jung, alt, geübt, ungeübt, dehnbar, eingerostet, mutig, schüchtern und so weiter und so fort. Aber es ist von der Frau her gedacht – das herkömmliche Yoga ist nämlich vom Mann entwickelt. Es ist durchaus orientiert am Hatha Yoga, aber mit Besonderheiten. Luna Yoga wirkt sehr gut und harmonisierend bei allen möglichen Becken-Dingen wie Endometriose, Myomen, Zyklus- und Hormonbeschwerden aller Art. Manche Kurse sind daher nur für Frauen, um dem auch genügend Raum zu geben. Aber es gibt auch gemischte Kurse und Kinderkurse im Luna Yoga.

Aber zurück zum Kinderwunsch-Kurs, in dem ich landete. Dort wurde Yoga geübt. Und ich musste mir keine schlauen Sprüche anhören wie „Entspann dich mal, dann klappt es schon“. Oder auch: „Das Leben ohne Kinder ist doch auch toll.“ Oder: „Dafür bist du im Beruf unheimlich erfolgreich, bestimmt bist du einfach für was anderes bestimmt.“ Und: „Warst du schon hier? Versuch mal das…!“ Oder: „Hast du das oder das schon testen lassen? Vielleicht stimmt bei dir dies oder das nicht…“

Vertrauen in meinen Körper

Nein, es wurde einfach Yoga geübt. Das erste Mal in dieser Zeit des Kinderwunschs war der Fokus auf dem körperlichen Erfahren. Ich musste nicht denken, nicht grübeln, keine Laborwerte bis ins Kleinste analysieren. Es galt nicht, Eizell-Größen auf dem Ultraschall zu betrachten. Sprich: Der Körper musste keine festgelegten Normen erfüllen, sondern durfte sich einfach so wie er war am Üben erfreuen. Ich ging Woche für Woche in den Kurs, nach einiger Zeit kamen zu den Yoga-Übungen auch Yoga-Tänze hinzu, die bei Kinderwunsch unterstützend wirken können. Und plötzlich waren vier von acht Frauen aus dem Kurs schwanger.

Und jetzt war das Wunder, dass ich nicht neidisch war, wie es mir vorher immer ergangen war, oft schon, wenn ich nur einen Kinderwagen auf der Straße gesehen hatte. Sondern ich konnte einfach bei mir bleiben und mich mit den anderen Frauen freuen. Ich merkte, dass ich wieder Vertrauen in meinen Körper, in mein Becken, in meine Beckenkraft bekam, und zwar unabhängig davon, ob mein Becken schwanger wurde oder nicht.

Ich mochte meinen Körper langsam wieder. Die Regelblutung war nicht mein Feind. Nach circa drei Monaten wollte ich dann eine hormongestützte Kinderwunschbehandlung machen, eine ICSI mit hormoneller Stimulation zuvor. Ich hatte alles schon zuhause, die ganzen Medikamente, und doch hatte ich ein komisches Gefühl. Ich beschloss gemeinsam mit meinem Mann, es erst einen Monat später zu machen. Na und alle können sich jetzt denken, was passierte: Ich wurde schwanger. Einfach so! 

Weniger Abhängigkeit vom Wunsch

Unabhängig davon, dass diese Schwangerschaft alles andere als einfach war, habe ich ein ganz gesundes Kindchen geboren. Ich würde nun in keinem Fall sagen: Man geht zum Luna Yoga und dann ist alles geritzt – so funktioniert das nämlich nicht. Eher so, dass man dadurch wieder Kontakt zum eigenen Körper bekommt, Vertrauen in diesen, Lust sich zu bewegen. Man spürt wieder Kraft aus sich selbst – und weniger Abhängigkeit von diesem Wunsch, den man nicht kontrollieren kann. Denn das Leben ist ein Wunder. Und Wunder kann man nicht beherrschen. Sonst wären sie keine Wunder mehr! 

Weil mir Luna Yoga so viel Kraft und Freude gegeben hat, habe ich später selbst die Ausbildung zur Yoga-Lehrerin absolviert. Ziemlich aufwendig war das, über zwei Jahre, und doch eine der schönsten Sachen, die ich gemacht habe. Zuerst habe ich es nur für mich selbst gedacht, dann aber beschlossen, dass ich doch auch unterrichten will. Luna Yoga macht nämlich völlig unabhängig von einem Kinderwunsch einfach unheimlich Spaß. Ich wollte das weitergeben, gemeinsam üben, Frauen stärken, und nicht nur diese. Wer Lust hat, mit zu üben, kann das in Berlin Dienstagsabends um 20 Uhr in der Hebammenpraxis Prenzlauer Berg machen. Oder schreibt mir an katrin.luna.yoga@gmail.com, schaut hier nach oder guckt bei Instagram. Gerne gebe ich auch Einzelstunden oder Workshops zu Spezialthemen, im Sommer gibt es auch Yoga im Park für alle.

Dieser Text ist ein Gastbeitrag, der Eigenwerbung der Autorin für ihre eigenen Kursangebote enthält. Wir haben für diesen Beitrag keine Bezahlung erhalten.

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Kommentare

Eine Antwort zu „Mit Yoga den Kinderwunsch begleiten“

  1. T
    Theresa

    Ein sehr schöner Artikel. Wie du schon schreibst, man fühlt sich manchmal sehr alleine mit dem Kinderwunsch.

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