Von der Magensonde zum Stillen nach Bedarf

Dies ist der 45. Beitrag in unserer Reihe „Stillen ist bunt“ (alle weiteren findet ihr gesammelt hier), in dem Hanna ihre persönliche Stillgeschichte teilt. Sie ist 35 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann Ralf und ihr knapp zweijährigen Tochter Karla im Südwesten Deutschlands. „Wir sind kürzlich von einer Großstadt an den Stadtrand einer kleineren Stadt gezogen, ganz klassisch in ein Häuschen mit Garten. Wesentlicher Punkt bei dieser Entscheidung war die nun vorhandene Nähe zu Karlas Großeltern. Wir sind sehr froh mit unserem ,neuen Leben‘ und sehen täglich, wie schön es für Karla ist, innerhalb der erweiterten Familie groß zu werden.“

Was hast du vor deiner Schwangerschaft über das Stillen gedacht bzw. welche Erfahrungen mit dem Thema gemacht?
Rückblickend bin ich fast überrascht, wie wenige Gedanken ich mir in der Schwangerschaft um das Stillen gemacht habe. Dass ich Stillen würde, war irgendwie klar, und ich ging auch ganz selbstverständlich davon aus, dass dies wohl klappen würde. Dabei hatte ich eigentlich keine konkreten Vorbilder oder Anhaltspunkte, die diesen Optimismus gerechtfertigt hätten. Weder hatte ich im Freundeskreis stillende Mütter, mit denen ich mich übers Stillen hätte austauschen können, noch hatte meine eigene Mutter von einer ausgedehnten, ungestörten Stillzeit mit mir zu berichten – dazu waren die Zeiten damals wohl einfach zu anders.

Wenn ich so recht darüber nachdenke, kann ich mich noch nicht einmal daran erinnern, bis dato stillende Mütter in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu haben. Im Kopf hatte ich als „lustige Anekdote“ die Tatsache, dass mein Mann selbst von seiner Mutter fast zweieinhalb Jahre lang gestillt wurde – ein Unding in den 80ern! Mir selbst waren auch keine aktuellen, so ausgedehnten Stillgeschichten bekannt. 

Wie hast du dich vor der Geburt über das Thema informiert? Gab es Wünsche und Vorstellungen in Bezug auf die vor euch liegende Stillzeit?
Meine Vorbereitungen für die Stillzeit bestanden im Nachhinein gesehen in einer kompletten Nebensächlichkeit, nämlich darin, mir ein Stillkissen zuzulegen. Ein paar Wochen lang empfand ich dieses dann fürs Stillen als hilfreich, danach diente es als Rausfallschutz für Karla in unserem Bett. 

Umstieg aufs Fläschchen?

Wie verlief der Stillstart und wie ging es dir und deinem Baby dabei? Welchen Einfluss hatte die Geburt auf eure ersten Stillmomente?
Die Geburt von Karla habe ich leider als nicht enden wollenden Albtraum empfunden. So froh ich war, dass unsere Tochter dann endlich da war – ich fühlte mich nach der Geburt einfach unendlich schockiert, „kaputt“ und wie taub. Dass Stillen klappte dann in den Stunden danach nicht. Karla setzte immer wieder an, kam aber irgendwie nicht zurecht. Sie setzte wieder ab, auch mit den eilig von der Krankenschwester applizierten Stillhütchen, so dass als nächste Maßnahme der Umstieg aufs Fläschchen im Raum stand. 

Ich weiß nicht, wie unsere Stillgeschichte weiter verlaufen wäre, wenn sich ab hier ein „normales“ Wochenbett mit gesundem Baby angeschlossen hätte. Ich denke, vermutlich hätten wir nach diesem problematischen Start durchaus unsere Schwierigkeiten gehabt, eine gute Stillbeziehung aufzubauen. Insbesondere, da ich sehr verunsichert war und mich von den rückblickend für uns so gar nicht passenden Ratschlägen unserer Nachsorgehebamme sehr hätte beeinflussen lassen. Doch dazu unten mehr. 

Wie lief das Stillen im Wochenbett? Hattest du in dieser Zeit Unterstützung?
Tatsächlich wurde bei unserem Baby eine eigentlich sehr offensichtliche, jedoch recht seltene und lebensbedrohliche Fehlbildung weder bei der Geburt noch bei der U1 erkannt. Diese machte es unserer Tochter unmöglich, Nahrung aufzunehmen – ein „Zwangsfüttern“ mit der Flasche hätte sie in Lebensgefahr gebracht! So war ihr zweiter Lebenstag dann durch einen vermeidbaren Behandlungsfehler durch eine Ärztin sehr dramatisch. Mein Mann und ich fanden uns plötzlich alleine im Krankenzimmer wieder und verstanden die Welt nicht mehr, während unser Baby auf der Kinderintensivstation um sein Leben kämpfte und wir nichts tun konnten und zunächst auch nicht bei ihr sein konnten. 

Kolostrum so wertvoll wie Rohdiamanten

Unsere Kleine schaffte es, so wie sie im weiteren Verlauf noch einiges schaffen und selbst „Experten“ staunen lassen sollte. Im Hinblick auf ihre Ernährung war unsere „Rettung“ zu diesem Zeitpunkt eine Hebamme des Krankenhauses, die keine zehn Minuten später mit einer Milchpumpe im Raum stand und sehr bestimmt verkündete, ich müsse nun abpumpen. Tatsächlich sollte dies meine Aufgabe für die nächsten zweieinhalb Monate werden. Ich verstand die Zusammenhänge in diesem Moment zwar ehrlich gesagt überhaupt nicht, tat jedoch wie geheißen. Ich war verwundert über den Enthusiasmus, der den wenigen Tropfen Kolostrum entgegengebracht wurde – auf der Kinderintensiv wurden diese wie Rohdiamanten entgegengenommen und unserer Tochter sondiert.   

Unter anderem diese Reaktion motivierte mich sehr, alles daran zu setzen, den Milchfluss in Gang zu halten und meiner Tochter Muttermilch zukommen zu lassen. Nicht zuletzt hatte ich so das Gefühl, überhaupt irgendetwas für sie tun zu können in den Monaten, in denen sie in zwei Kliniken behandelt und operiert wurde. Ich schluckte also Bockshornkleekapseln und pumpte etwa alle drei Stunden ab, wobei ich rückblickend das Abpumpen im völligen Übermüdungszustand ungleich schwieriger finde, als übermüdet für ein neben mir liegendes Baby da zu sein. 

Meine Eltern reisten täglich an und versorgten meinen Mann und mich mit Essen und allem nötigten. Ein nicht selbstverständlicher Luxus, der es uns ermöglichte, bis auf wenige (aber sehr schmerzvolle) Stunden in der Nacht zum Teil gemeinsam, zum Teil im Wechsel immer bei unserer Tochter sein zu können. So konnten wir ihr trotz Klinikatmosphäre mit rund um die Uhr piependen Monitoren und zum Teil schmerzhaften Prozeduren so viel Nähe wie irgendwie möglich geben.

Alle vier Stunden per Magensonde ernährt

Im Abpumpraum der Klinik, einer „Welt“, die sonst wohl für mich für immer im Verborgenen geblieben wäre (und auf die man prinzipiell auch ziemlich gut verzichten kann!), haben sich dabei tröstende, unterstützende Gespräche und letztendlich sogar anhaltende Freundschaften mit anderen Mamas entwickelt.

Ohne ein Anlegen meiner Tochter reichte die Milch allerdings nicht immer und es musste ergänzend Anfangsmilch sondiert werden. Ich befand mich in Karlas ersten Lebenswochen in einem körperlich schlechten Allgemeinzustand. Ich war zudem mental angeschlagen, so dass ich sicher bin, dass es mir ohne diese Rundumversorgung sowie Zusprache durch meine Familie nicht möglich gewesen wäre, überhaupt weiter abzupumpen.  In der Kinderklinik sind die Vorgaben, wie viele Milliliter Milch ein Säugling eines bestimmten Alters und Gewichts zu sich nehmen muss, sehr genau festgelegt und werden ebenso genau dokumentiert. Dies ist im Hinblick auf die Versorgung kranker Kinder einerseits natürlich verständlich und oft medizinisch wichtig. Vermutlich spielen juristische Gründe auch eine große Rolle.

Es bedeutete in Karlas Fall zum Beispiel, dass sie, wenige Tage alt, alle vier Stunden mit einer gewissen Menge Milch per Magensonde ernährt wurde. Wir stellten jedoch bald fest, dass sie (natürlich!) schon viel früher vor Hunger schrie, andererseits aber die jeweils zugeführte Milchmenge viel zu groß für ihren kleinen Magen war und sie sie zum Teil wieder erbrach. Hier waren Verhandlungsversuche unsererseits über ein bedarfsgerechteres Vorgehen leider nur sehr begrenzt erfolgreich. Hinzu kamen von Seiten des Pflegepersonals von uns als übergriffig empfundene Belehrungen, man sorge dafür, einen Rhythmus zu etablieren, der auch für zu Hause essentiell sein. 

Stillverhalten: völlig natürlich

Wir hatten zu diesem Zeitpunkt Begriffe wie „Stillen nach Bedarf“ noch nicht gehört, genauso wenig wie ich bis dahin beispielsweise dieses Blog entdeckt hatte, das uns einige Monate später dann sehr helfen sollte, das Stillverhalten unserer Tochter als das, was es war, einordnen zu können: als völlig natürlich. Eins jedoch war meinem Mann und mir intuitiv völlig klar: Sobald wir zu Hause sein würden, würden wir alles anders machen und uns allein nach den Bedürfnissen unserer Tochter richten und ihr dann Nahrung (und alles andere!) geben, wenn sie es braucht.      

Mit circa eineinhalb Monaten lernte Karla aus der Flasche zu trinken – dies war für uns ein ganz besonderer Tag! Als es ihr dann nochmal etwas besser ging, wurde uns vorgeschlagen, doch zu versuchen, sie anzulegen. Das wollte ich eigentlich sehr gerne, zudem Karla all die Wochen weiterhin nach der Brust gesucht hatte. Allerdings fühlte ich mich schon im Vorfeld durch das Wiege-Prozedere vor und nach dem Stillen unter Druck gesetzt. Zudem hatten wir keine Ruhe und standen permanent unter Beobachtung tuschelnder Pflegerinnen. Ich hatte das Gefühl, dass es so nicht funktionieren könne und verkündete den erstaunten Anwesenden, erst zu Hause mit dem Stillen beginnen zu wollen (ich wusste, dass Karla kurz vor der Entlassung stand).  

Wer war bei Fragen oder Problemen in der Stillzeit für dich da? Wer oder was hat dir besonders gut bei etwaigen Schwierigkeiten geholfen?
Endlich zu Hause angekommen, waren wir eigentlich froh, dass unsere Nachsorgehebamme sofort zu Stelle und für uns da war. Ich hoffte, insbesondere im Hinblick aufs Neuland Stillen, von ihr den ein oder anderen guten Tipp zu bekommen. Leider fühlten wir uns mit keiner der als alternativlos vorgetragenen „Regeln“ wohl. Karla sollte frühestens nach zwei Stunden wieder stillen dürfen, dann exakt zehn Minuten links und zehn Minuten rechts, mit Stillhütchen. Dazwischen sollte es Tee geben, und wir sollten IMMER, aber wirklich IMMER, danach noch ein Fläschchen anbieten. Alles andere sei fahrlässig. Die auf dem Tisch stehende, gerade frisch von meinem Mann eingekaufte Kiste mit meinem Lieblingsobst und -gemüse vom Biobauern wurde zur Hälfte als stilluntauglich aussortiert. 

Das Stillen klappte

Allerdings waren wir zu diesem Zeitpunkt schon durch eine ziemlich harte Schule gegangen, was Ratschläge von allen möglichen Fachleuten anging – und hielten uns einfach an unser Gefühl. Bis auf die Stillhütchen, die ich aus irgendwelchen Gründen leider verwendete und wir dann erst nach zwei weiteren Monaten mit viel Ausprobieren loswerden sollten, und die dazu führten, dass beim Stillen unglaublich viel der von meiner Tochter „erarbeiteten“ Milch verloren ging, hielten wir uns an nichts davon. Und das Stillen klappte. Karla trank häufig, tags wie nachts. Sie wanderte schnell vom Beistellbett in unser Bett. Wir genossen beide das Kuscheln und holten Nähe nach, und Karla gedeihte.  

Manche Tage verbrachten wir gefühlt ausschließlich stillend auf dem Sofa. Ich glaube, vor allem aufgrund unserer Vorgeschichte war das aber okay für mich. Für meinen Mann, der uns, zurück von der Arbeit, meistens abends auf eben jenem Sofa vorfand, war genauso klar, dass er in dieser Zeit den Haushalt komplett übernahm. Weiterhin waren unsere Familien auch immer unterstützend da und mein gesamtes Umfeld hat die Wichtigkeit des Stillens für uns verstanden und unser Vorgehen nach Bedarf nie in Frage gestellt, sondern mir Häppchen dabei gereicht ;-).

Diese Unterstützung ist es eigentlich, die mir beim Stillen im Allgemeinen und vor allem auch in den Phasen von wunden Brustwarzen durch Dauerstillen oder unsachgemäß eingesetzten ersten Zähnen am meisten geholfen hat, und die ich als sehr wertvoll und nicht selbstverständlich zu schätzen weiß. Rat einer Fachfrau hatte ich in solchen Zeiten eigentlich nicht, leider. Wir haben einfach immer weitergemacht. Und dann war jede schwierige Phase irgendwann wieder vorbei. 

Viel Essen gelangte nicht in ihren Magen

Wie verlief der Beikostbeginn? Welche Erwartungen gab es? Und wie hat sich das Stillen in dieser Zeit verändert?
Als Karla circa sechs Monate alt war, haben wir angefangen, ihr Brei und weiche Lebensmittel anzubieten. Sie mochte es sehr, mit uns am Tisch zu sitzen und mit dem Löffel zu spielen. Viel Essen gelangte dabei nicht in ihren Magen, und die Stillfrequenz war von dieser Neuerung auch nicht wirklich berührt. Und das sollte noch eine ganze Weile so bleiben. Auch mit etwa einem Jahr, als Karla gerne auch feste Nahrung zu sich nahm, hat sie noch sehr, sehr viel gestillt. Wenn wir sahen, wie andere Babys und Kleinkinder mit großem Appetit „reinhauten“ ins Essen, konnten wir nur staunen. Das passierte bei Karla nur sehr selten. 

Auch jetzt, mit 21 Monaten, isst sie nur sehr ausgewählte Dinge. Sie ist jedoch ein unglaublich fröhliches, ausgeglichenes und gesundes (wenn auch schlankes) Mädchen. Wir machen uns keine Sorgen in dieser Hinsicht und denken, es wird sich alles mit der Zeit finden. Im Moment stillt sie, wenn ich da bin, noch gerne circa zweimal tagsüber und einmal nachts – ich hätte nichts dagegen, das nächtliche Stillen auf den Morgen zu verlegen, habe zur Umsetzung des nächtlichen Abstillens aber bisher noch nicht die richtige Strategie gefunden. Vielleicht bedeutet dies aber auch, dass mein Leidensdruck in puncto Schlaf einfach nicht groß genug ist. Stehe ich tagsüber gerade nicht zur Verfügung, kommt Karla gut ohne Stillen zurecht.

Wie verlief der Abstillprozess bzw. welche Wünsche oder Vorstellungen hast du in Bezug auf diese Zeit?
Ich dachte ursprünglich, ab etwa dem ersten Geburtstag würde der Wunsch Karlas, zu stillen, doch sicher etwas nachlassen. Da wurde ich eines besseren belehrt! Gerade, wenn es ihr nicht gut geht, weil zum Beispiel neue Backenzähne kommen, stillte sie in den letzten Monaten wieder sehr viel. Und wir haben abgesehen davon den Eindruck, ihr geben diese Stillzeiten weiterhin viel Sicherheit und Geborgenheit. Erst kürzlich sagte mein Vater, wie unglaublich er es fände, wenn er beobachte, mit welch leuchtenden Augen Karla nach dem Stillen wieder voller Tatendrang und mit „aufgeladenen Akkus“ in die Welt hinaus tappe und fröhlich ihren Kleinkindschelmereien nachgehe. 

Stillen auf den privaten Raum verlegt

Ich würde mir wünschen, dass Karla irgendwann von sich aus weniger und dann gar nicht mehr das Bedürfnis hat, Stillen zu wollen. Aber ich sehe aktuell keinen Grund, diesen Prozess zu beschleunigen, da es mir auch gut damit geht. Allerdings kenne ich hier im Umkreis persönlich keine Mama mit Kleinkind gut jenseits der 18 Monate, die noch stillt. Und ich muss zugeben, dass wir das Stillen inzwischen auf den privaten Raum verlegt haben, da ich mich in der Öffentlichkeit nicht mehr so wohl dabei fühle – obgleich ich nie abschätzige Bemerkungen zum Stillen oder unangenehme Blicke wahrgenommen habe. 

Wir lieben unser Leben mit Karla und wollten immer eine große Familie haben. Dieser Traum war aufgrund der diversen Schwierigkeiten erst einmal in weite Ferne gerückt. Inzwischen fühlen wir uns – trotz aller nicht einfach wegzuredenden Bedenken – mutig genug, das Thema in naher Zukunft anzugehen. Welche Rolle dabei das weiter andauernde Stillen von unserem Stillkleinkind spielen wird und wie also unsere Stillgeschichte weitergehen wird, bleibt spannend. 

Was war oder ist das Schönste für Dich am Stillen?
Ich genieße die innigen Momente beim Stillen und sehe, wie gut Karla diese Auszeiten und der Körperkontakt tun. Ich denke, dass das Stillen eine tolle (aber sicher nicht die einzige!) Möglichkeit darstellt, ein Baby und Kleinkind durch Nähe und Geborgenheit stark zu machen.  

Weiterer Stillzeit gelassen entgegen sehen

Was war am schwersten oder belastendsten für dich in der Stillzeit?
Tatsächlich habe ich eine „Nebensache“ beim Stillen zeitweise als belastend da schmerzhaft empfunden: Karla entwickelte irgendwann den starken Drang, beim Trinken an einer Seite gleichzeitig mit den Händen die jeweils andere Brustwarze zu betasten und damit zu spielen. Es hat sich als überraschend schwierig herausgestellt, ihr klar zu machen, dass ich dies nicht möchte. Und wenn sie besonders müde ist, kommt es weiterhin vor, dass sie sich über unsere diesbezügliche Abmachung hinwegsetzen möchte. Hier würden mich die Erfahrungen und als gut befundene Strategien anderer Mütter sehr interessieren!

Was würdest du in einer weiteren Stillzeit anders machen? Was ist deine wichtigste Erkenntnis in Bezug auf das Stillen, die du anderen Müttern weitergeben würdest?
Mit den Erfahrungen, die ich bisher in Bezug aufs Stillen machen durfte, würde ich einer weiteren Stillzeit (im Gegensatz zu einer weiteren Schwangerschaft und Geburt!) sehr gelassen entgegen sehen. Nicht weil ich denke, über Stillprobleme „erhaben“ zu sein. Sondern im Gegenteil, weil ich weiß, wie schwierig und anstrengend Stillen zeitweise sein kann, und dass es normal aber nicht unüberwindlich ist, wenn Probleme auftauchen. Bei einem „nächsten Mal“ würde ich, falls irgendwie möglich, im Vorfeld versuchen, eine Nachsorgehebamme zu finden (ich weiß, schwierig!), die Stillen nach Bedarf begleitet und unterstützt und die mir bei Problemen eine Ansprechpartnerin sein kann. 

Es hätte mir in der ersten Zeit mit Karla geholfen zu wissen, dass auch holprige Anfänge in eine gute Stillbeziehung münden können. Dass Babys also oft auch noch zu einem späteren Zeitpunkt stillen lernen können – unser Anfang ist dabei gar nicht einzigartig. Jede Frühchenmama zum Beispiel hat sicherlich eine besondere Geschichte von der ersten Zeit mit Baby zu erzählen. Durch Karlas Krankheit haben wir von vielen, und vielfältigen, mutmachenden Starts (mit und ohne Muttermilch) ins Leben erfahren dürfen.   

Hört auf eure Intuition!

Zukünftigen Müttern, die gerne stillen möchten, würde ich vor allem zwei Dinge ans Herz legen: Besprecht vorher mit dem Partner oder sogar der erweiterten Familie, dass Stillen anstrengend und zweitweise ein Vollzeitjob sein kann. Schaut dabei, wie ihr nicht verschiebbare Dinge im Haushalt vorab organisieren und, vor allem in den ersten Wochen, eine gute Ernährung für euch mittels Versorgung durch den Partner oder die Familie gewährleisten könnt.   

Ansonsten: Hört auf eure Intuition! (Das war erst wirklich schwierig für uns!) Wenn sich etwas, was euch andere raten, irgendwie in Bezug auf euer Baby und euch nicht richtig anfühlt, dann passt es wahrscheinlich einfach für euch nicht. Ihr seid letztendlich die Fachleute für euer Kind. 

(Update Dezember 2019): Abgestillt hat sich unsere Tochter selbst gleich zu Beginn der zweiten Schwangerschaft. Vermutlich wusste sie sogar als erste von uns allen Bescheid. Die Milch hat ihr einfach nicht mehr geschmeckt. Wir hatten ein paar schwierige Tage, in denen wir ganz viel gekuschelt haben, als Ersatz sozusagen, dann war das Thema durch. Auch als das Geschwisterchen dann da war und gestillt wurde, hatte sie kein Bedürfnis, nochmal probeweise „anzudocken“. 

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