Den Satz „Mein Baby will nicht essen“ bekommen viele Hebammen, Stillberater*innen oder Kinderärzt*innen häufig und recht bald nach Beginn der Beikosteinführung zu hören. Und natürlich ist es eine beängstigende Situation für Eltern, wenn das Baby nicht isst. Weil es eine elterliche Urangst anspricht – nämlich die, dass der eigene Nachwuchs verhungern könnte. Zum Glück ist in den allermeisten Fällen die Situation weit vom Verhungern entfernt, wenn sich Eltern mit der Sorge melden, dass ihr Baby nicht isst.
Was Eltern zumeist sehen: die gänzliche Ablehnung aller Beikostangebote. Oder dass nach einem von Babyseite durchaus begeisterten Start das Interesse an der festen Kost plötzlich nachlässt. Manchmal lässt sich auch beobachten, dass sich die zuvor recht breite Essensauswahl plötzlich einschränkt. Das Kind toleriert dann nur noch einige wenige Lebensmittel auf dem Teller. All diese Beobachtungen und Fragen und Sorgen dazu fallen unter die Kategorie „Mein Baby will nicht essen“.
Von guten Trinkern
In der Beratung ist meine erste Rückfrage als Hebamme dazu, wie denn das „nicht essende“ Baby trinkt – also die Muttermilch oder bei nicht gestillten Kindern eine Pre-Nahrung. In fast allen Fällen bestätigen die Eltern, dass die Versorgung mit der milchigen Nahrung weiterhin gut läuft. Auch ausreichende Ausscheidungen und eine adäquate Gewichtszunahme bestätigen die gesunde Entwicklung.
Oft sind die „schlechten“ Esser also weiterhin „gute“ Trinker. Sie decken ihren Bedarf über die Pre-Nahrung oder Muttermilch ab, wobei letztere mit ihrer exzellenten Zusammensetzung immer noch die Nährstoffbedürfnisse des Babys erfüllt. Von der Zusammensetzung her ist die Muttermilch jedem Pastinaken-Brei weit überlegen. Deshalb ist ja die Idee von Beikost zunächst auch nur, die Muttermilch zu ergänzen und eben nicht zu ersetzen.
Eisenversorgung im Blick behalten
Auch die Sorge bezüglich der Eisenversorgung ist in den meisten Fällen unbegründet. Allein bei recht langem ausschließlichen Stillen ist das ein zu beachtender Faktor. Hier empfiehlt sich immer eine kinderärztliche Abklärung, anstatt mehr Druck und Stress auf den kleinen Beiköstling auszuüben.
Anhand einer Blutuntersuchung lässt sich bestimmen, ob ein zu theraphierender Eisenmangel vorliegt. Nimmt das Kind das Angebot einer eisenreichen Lebensmittelauswahl vom Kind derzeit nicht an, ist eine entsprechende Supplementierung von Eisen hier der passende Weg. Die Eisenversorgung wird durch verschieden Aspekte wie dem Eisenstatus der Mutter in der Schwangerschaft, dem Geburtsgewicht oder dem Zeitpunkt der Abnabelung beeinflusst. Die bei der Geburt vorhandenen Reserven sehen also bei jedem Kind etwa unterschiedlich aus.
Der Eisengehalt von Muttermilch ist vergleichsweise gering, das Baby verwertet das enthaltene Eisen allerdings optimal. Die Absorption des Eisens aus der Muttermilch passt sich dem Füllstand der Eisenspeicher an. Somit lässt sich nicht pauschal sagen, wie lange ausschließliches Stillen in Bezug auf die Eisenversorgung für ein Baby ausreichend ist.
Der richtige Zeitpunkt
Ein wichtiger Aspekt bei der Beikosteinführung ist das richtige Timing. Die Beikostreifezeichen geben dabei die Orientierung für den Start. Doch selbst wenn der Beginn der Beikost-Saison recht viel versprechend verlief, kann sich dies plötzlich wieder ändern. Einfach weil das Timing nicht stimmt. Vielleicht bahnt sich gerade ein Infekt an oder ein neues Zähnchen drückt.
Größere Umstellungen wie Urlaub oder ein Wohnortwechsel können sich ebenfalls auf die Beikost-Begeisterung auswirken. Auch neue motorische Entwicklungsschritte bewirken manchmal, dass das Beikostinteresse nachlässt. Zeitgleich wird das vertraute Stillen oder Füttern der Pre-Nahrung in Sachen Essen bevorzugt. Und manchmal lässt sich auch kein einfacher Grund finden.
Was können Eltern nun also tun, wenn ihr Baby nicht essen will? Ich habe vier erste Ansätze, die häufig als Orientierung helfen:
- Blick aufs Kind: Isst es wirklich nichts oder steht nur gerade die feste Kost nicht so hoch im Kurs? Gewicht, Ausscheidungen und Entwicklung zeigen, ob das Kind gut gedeiht. Alle Sorgen diesbezüglich gilt es immer kinderärztlich abzuklären. Ebenso ist zu berücksichtigen, ob es Erkrankungen oder Besonderheiten gibt, die dem Kind das Essen erschweren und therapeutische Unterstützung erforderlich machen.
- Weiter anbieten: Natürlich nimmt das Kind weiter an der familiären Tafelrunde teil und bekommt altersangemessene Kost angeboten – immer ohne bestimmte Erwartungen. Vielleicht sind gedünstete Gemüsesticks statt Brei gerade passender oder auch umgedreht. Eltern können verschiedene Lebensmittel und Varianten ausprobieren, aber bitte ohne in falschen Aktionismus zu verfallen
- Weiter nach Bedarf stillen bzw. Pre anbieten: Immer wieder gibt es den Tipp, dass Babys schon essen werden, wenn man ihnen nicht die Brust oder die Flasche gibt. Davon ist dringend abzuraten, denn ein hungriges Baby muss sich auf die Versorgung mit Nahrung verlassen können. Gerade zu Beginn der Beikostzeit hat es noch gar nicht die Erfahrung gemacht, dass festes Essen auch Hunger stillen kann. Dementsprechend würde es auch sehr fassungslos reagieren, wenn ihm ein Broccoli-Röschen statt der Brust bei Hunger angeboten wird.
- Beratung und Unterstützung: Wie eingangs beschrieben sind die Sorgen rund um die Esssituation für Eltern oft sehr belastend. Der dadurch bedingte Stress kann sich auf das ganze Familiensystem auswirken. Beratung und Unterstützung durch kompetentes Fachpersonal ist deshalb eine gute Idee.
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