Wochenbettwissen: Zu Hause ankommen – der erste Tag

Das Wochenbett beginnt nach der Geburt – und zwar dort, wo das Baby geboren wurde. Bei einer Hausgeburt ist man gleich an jenem Ort, an dem man sich wohl auch die nächsten Wochen primär aufhalten wird. Nach einer Geburtshausgeburt oder einer ambulanten Klinikgeburt geht die neugeborene Familie wenige Stunden nach der Geburt zusammen nach Hause, wenn es Mutter und Kind gut geht. Dort übernimmt die Hebamme die weitere Betreuung. Die Hebammenbetreuung ist in der Regel eine Voraussetzung, wenn Eltern ambulant nach Hause gehen möchten.

Die meisten Kinder werden in Deutschland in der Klinik geboren. Ein Großteil der Mütter entscheidet sich dafür, ein paar Tage auf der Wochenbettstation zu verbringen. Meist mindestens so lange, bis die U2 (die zweite Untersuchung des Babys nach der Geburt) möglich ist. Da diese Untersuchung zwischen dem dritten und dem zehnten Lebenstag stattfinden soll, ist der früheste Zeitpunkt dafür also 48 Stunden nach der Geburt.

Die durchschnittliche Verweildauer in der Klinik nach einer Geburt liegt also bei zwei bis drei Tagen. Auch nach einem Kaiserschnitt gehen die Frauen oft bereits am vierten Tag oder noch früher wieder nach Hause. Die Hintergründe für die zum Teil sehr kurze Verweildauer habe ich hier schon mal beschrieben.

Tipps für die ersten Stunden und Tage nach der Geburt

Der dritte Tag nach der Geburt ist eigentlich nicht der günstigste Zeitpunkt für den „Umzug“ von der Klinik ins häusliche Wochenbett. Denn der Hormonabfall nach der Geburt macht sich ebenso bemerkbar wie die körperlichen Veränderungen durch das Ingangkommen der Milchbildung. Stimmungsschwankungen, Müdigkeit und Erschöpfung sind jetzt fast immer deutlicher spürbar als in den Tagen zuvor. Natürlich haben die meisten Mütter auch das Bedürfnis, jetzt möglichst schnell nach Hause zu kommen und sich in den eigenen vier Wänden auszuruhen.

Damit das mit dem Ausruhen auch klappt, folgen jetzt ein paar Tipps für die ersten Stunden und Tage nach der Klinikentlassung. Natürlich gilt das auch für ambulante Geburten. Meine Erfahrung ist aber, dass es bei einer Heimkehr direkt nach der Geburt oft doch ein bisschen stressfreier zugeht bzw. die Mütter sich doch einfach noch ein bisschen mehr Erholung zugestehen.

  • Frage konkret nach, wann die Entlassung realistisch ansteht. Sonst sitzt du morgens schon auf gepackten Koffern, obwohl ihr erst am Nachmittag gehen könnt. Oft hängt das nämlich von den Zeitkapazitäten der Kinderärzte ab, die die U2 beim Baby durchführen. Auch muss manchmal noch auf Entlassungspapiere gewartet werden. In diesem Fall kann nachgefragt werden, ob ihr diese Papiere vielleicht auch später abholen könnt.
  • Informiert eure Hebamme (wenn ihr noch eine gefunden habt) rechtzeitig und so früh wie möglich vor der Entlassung, da sie nur so einen Besuch am nächsten Tag oder bei Bedarf am Entlassungstag selbst ermöglichen kann.
  • Nimm dir bequeme, stillfreundliche Sachen für die Rückfahrt mit. Die Schwangerschaftssachen sind auch für die ersten Wochen nach der Geburt noch eine gute Wahl. Auch wenn man die Sachen vielleicht so langsam nicht mehr sehen kann. Und auch wenn einigen (eher wenigen) Frauen schon wenige Tage nach der Geburt die Vorschwangerschaftshosen wieder passen. Meist sitzen diese im Bauchbereich eher ungünstig, so dass zu viel Druck in diesem Bereich auf Gebärmutter und Beckenboden lastet. Und die anfangs doch eher großen Binden für den Wochenfluss brauchen ja auch noch etwas Platz.
  • Wenn kein eigenes Auto zur Verfügung steht, fragt bitte, ob euch jemand abholt. Für kürzere Strecken ist auch ein Taxi eine Option. Wenn ihr etwas weiter fahren müsst, ist das eigene oder geliehene Fahrzeug entspannter. Denn vielleicht müsst ihr unterwegs eine kleine Stillpause machen.
  • Wenn du eine Geburtsverletzung hast, kann ein Kissen das Sitzen bei einer längeren Autofahrt etwas angenehmer machen.
  • Fahrt auf direktem Weg nach Hause, auch wenn der Supermarkt oder was auch immer gerade auf dem Weg liegt. Mutter und Kind gehören ins Wochenbett und nicht ins Einkaufscenter. Selbst der Besuch in der Apotheke sollte besser vorab von anderen erledigt werden.
  • Sorgt also dafür, dass alles zu Hause da ist. Das gilt für die Wochenbettbinden ebenso wie für genug Essen und Trinken. Da an dem Entlassungstag eh schon mehr Trubel ist, gibt es am besten ein vorgekochtes Essen oder ihr bestellt etwas.
  • Das Tragen von Taschen oder Autobabyschalen solltest du anderen überlassen. Das Gewicht des Babys ist die Belastungsgrenze, damit der Beckenboden nicht überlastet wird.
  • Zu Hause angekommen solltest du alles stehen und liegen lassen und es dir im Wochenbett oder auf dem Wochensofa gemütlich machen. Auch der Entlassungstag ist ein Wochenbetttag. Ausruhen, Stillen und dein Baby kennenlernen sind auch heute die wichtigsten Aufgaben. Der Haushalt sollte also nicht von der Wöchnerin versorgt werden. Auch nicht ein bisschen.
  • Auch für das Baby ist der Entlassungstag voller neuer Sinneseindrücke und Reize. Das Verarbeiten kann sich durch vermehrtes Weinen bemerkbar machen. Andere Babys wiederum schlafen besonders viel an diesem Tag. Damit es in Bezug auf das Stillen keine Probleme gibt, kann eventuell ein Wecken erforderlich sein. Wenn Stillprobleme da sind und ihr keine Wochenbetthebamme habt, kümmert euch vorab um Unterstützung. Vielleicht findet sich noch eine Hebamme, die zumindest ein paar Hausbesuche machen kann. Vielleicht gibt es eine Stillberaterin, die kommen könnte. Eine Vorbereitung aufs Stillen ist bereits in der Schwangerschaft sinnvoll.
  • Die erste Nacht mit dem Baby zu Hause ist immer ein bisschen aufregend und oft schlafen beide Eltern nicht besonders viel. Nutzt darum die Schlafphasen am Tag, um ein bisschen „vorzuschlafen“. Je mehr Ruhe ihr habt, umso mehr könnte ihr euch dem Rhythmus des Kindes anpassen. Das macht gerade in der ersten Zeit vieles entspannter. Wenn schon Geschwisterkinder da sind, ist das wesentlich schwieriger.
  • Besuch und Termine sollten im Wochenbett auf eine Maß reduziert werden, was mit der Erholung und dem Ankommen in Einklang zu bringen ist. Gerade am Entlassungstag sollte keines von beiden stattfinden. Aber natürlich dürfen euch Nachbarn oder Freunde gerne ein gekochtes Essen vorbeibringen. Für Babybesuch ist aber heute kein guter Tag.
  • Der erste Tag zu Hause ist etwas Besonderes. Vielleicht möchtest du noch mal über die Geburt sprechen. Vielleicht wollt ihr darauf anstoßen. Vielleicht ist es auch einfach wunderbar, neben diesem neuen kleine Menschen zu liegen und zu staunen. Feiert den Moment auf eure persönliche Weise.

Manchmal ist der Start ins Leben für die Eltern und ihr Kind nicht so einfach. Und statt einem gemütlichem Wochenbett liegt vielleicht schon eine sorgenvolle Zeit in der Kinderklinik hinter euch. Eine Zeit, in der die Bedürfnisse der Mutter meist viel zu kurz kommen. Gerade dann ist ein entspanntes Ankommen zu Hause besonders wichtig, wenn ihr endlich aus dem Krankenhaus entlassen seid. Zelebriert das Wochenbett, auch wenn die Geburt schon einige Tage oder Wochen zurück liegt. Oft merken die Mütter erst jetzt, wie wenig Wochenbettruhe in diesem Kinderklinik-Ausnahmezustand möglich war.

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