Muttermilch to go

Seit über drei Wochen sind wir nun schon unterwegs. Mit dabei natürlich auch das mittlerweile vier Monate alte Baby. Und auch beim vierten Kind fällt mir wieder einmal auf, wie praktisch das Stillen auf Reisen ist. Denn das Thema Essen und Kinder wird unterwegs ja nicht gerade unkomplizierter. Da hat sich die eine Schwester das letzte Stück Apfel aus der Brotdose geschnappt und das Geschrei bei den anderen ist groß. Und kein Supermarkt in Sicht. Und der vom Baum am Straßenrand gepflückte Apfel ist noch zu sauer. Das Baby trinkt derweil genüsslich seine Muttermilch, die immer in ausreichender Menge verfügbar ist.

Der Gedanke zu dem Text kommt mir, als ich in einem netten Restaurant mit Meerblick sitze, aber die Stimmung minütlich sinkt. Denn auf das Essen warten wir nun schon bald eine Stunde. Und es ist eh fraglich, ob es den Kindern überhaupt schmecken wird. Das Baby hat währenddessen schon mindestens zwei mal gestillt. Immer dann nämlich, wenn es Hunger hat. Es bekommt sein Essen sofort „frisch auf den Tisch“.

Im Sommerurlaub fragt man sich zwischendurch, wie hoch das tägliche Eislimit sein darf und ob die Kinder auch noch genug „gesundes Zeug“ essen. Das Baby bekommt derweil mit jeder Stillmahlzeit seinen optimalen Nährstoffmix, der auch noch supergesund ist. Der Sohn, der beim Essen nicht warten kann, verbrennt sich an der noch zu heißen Kartoffelsuppe und das Geschrei beim Essen ist berechtigterweise groß. Das Baby indes schlürft an der Brust seine immer wohl temperierte Muttermilch.

Muttermilch to go bei gleich bleibendem Geschmack

Beim Spaziergang durch den einsamen Wald kippt die letzte Trinkflasche aus und natürlich ist genau jetzt der Durst riesengroß. Auch beim Baby, mit dem ich mich einfach auf einen Baumstamm setze und es stille. Abends haben wir haben ein Curry gekocht, dass zu Hause eigentlich von allen ganz gerne gegessen wird. Hier in Dänemark sind nur zwei Zutaten etwas abgeändert und schon wird es von zwei von drei Kindern als ungenießbar abgestempelt. Das Baby indessen ist mit seiner Muttermilch to go bei gleich bleibendem Geschmack sehr zufrieden.

Mitten in der Nacht wacht der Fünfjährige mit Riesendurst auf, weil die Pizza, die es am Abend am Hafen mit Meerblick gab, viel zu salzig war. Also muss einer aufstehen und etwas zu trinken finden. Auch das Baby neben mir hat nachts Durst. Ich drehe mich auf die Seite zu ihm, stille es und wir schlafen einfach weiter.

Was essentechnisch hier immer funktioniert, ist Obst. Noch bevor wir es liebevoll auf einem Obstteller drapieren könnten, ist es von den Kindern quasi schon aufgegessen. Da Dänemark allerdings nicht gerade zu den günstigsten Reiseländern auch in Bezug auf frische Lebensmittel gehört, geht ein Großteil des Urlaubsbudgets genau dafür drauf. Das Mutterfutter fürs Baby indessen kostet uns immerhin keine einzige Øre.

Es ist schon wirklich praktisch, dass eins von vier Kindern hier gerade in Sachen Essen so einfach glücklich zu machen ist. Darüber hinaus ist das Stillen noch Entspannung, Trost und Einschlafhilfe. Aber natürlich wird es auch irgendwann schön sein, wenn auch unser viertes Kind mit am Tisch sitzt und seinen ganz eigenen Geschmack entwickelt. Aber bis es soweit ist, genießen wir einfach weiterhin die schöne, innige und unkomplizierte ausschließliche Stillzeit. Auch und gerade unterwegs und auf Reisen.

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Kommentare

10 Antworten zu „Muttermilch to go“

  1. A
    Aless

    Gerade trauere ich der Zeit noch ab und an hinterher. Der zweite ist jetzt fast ein Jahr, und wenn mal wieder ein stressiger Tag war, und wir es verpeilt haben rechtzeitig Mittagessen zu kochen, reicht ihm mittlerweile die Brust nicht mehr aus, und er verlangt nach etwas „richtigem“…

  2. A
    Anna

    wegen meiner Großen…
    ; )

  3. A
    Anna

    Hi Anja,
    da werde ich schon etwas neidisch. Mein zweites Kind hat ab der 10. Woche nur noch Stillen in absoluter Ruhe akzeptiert. Bis er ca. 9 oder 10 Monate alt war. Das war echt schwierig teilweise. Auch Werner meiner Großen. Aber ich habe durchgehalten. Jetzt ist er 13 Monate alt und es geht überall.
    LG Anna

  4. D
    Doro

    Ich habe diese Packerei für die Fläschchen samt Zubereitung selbiger gehaßt. Irgendwann zwischen dem vierten und fünften Monat habe ich endgültig abgestillt und ganz auf Fläschchen umgestellt. Nachts einfach zur Seite drehen und im Halbschlaf stillen war mein Traum in dieser Zeit. Ich hatte allerdings eine schreiende Tochter an der Brust hängen, die unbedingt endlich das Fläschchen wollte.

    Mir wird gerade wieder bewusst, wie schnell das am Anfang eines Lebens alles geht und wie kurz die Zeitfenster für Entscheidungen sind. Auch, dass wir als Partner sehr schnell eigentlich keine Wahl mehr hatten, als es anzunehmen und mit dem zu arbeiten was wir an Ressourcen und Möglichkeiten hatten. Und die waren im Nachhinein betrachtet gar nicht mal so klein, wie ich damals immer so dachte. Ich muss gerade an einen tollen Satz unserer Krabbelgruppenleiterin denken, mit der ich mal über das Thema geredet habe. „Jeder Tropfen Muttermilch hat gezählt und zählt noch. Und der Rest ist wie es nun mal ist.“ Und eine gute Bindung ist zum Glück nicht von einfacher Nahrungsaufnahme über die Brust abhängig.

    Ich wollte mich an dieser Stelle einfach mal bei Dir Anja bedanken, dass Du so undogmatisch, nett und pragmatisch in Deinen Texten zum Thema Stillen bist. Ich glaube, Dein Blog hat mir auch dabei geholfen, mit dem Stillthema meinen Frieden zu machen. Inzwischen schaue ich nicht mehr neidisch auf Mütter, die sich einfach kurz irgendwo hinsetzen und stillen. Ich freue mich mit ihnen und genieße es.
    Ich wünsche Euch weiter eine tolle Stillbeziehung und habt noch eine wunderschöne Zeit in Dänemark.

    Ganz liebe Grüße aus dem tiefen Süden Deutschlands.

    Doro

    1. A
      Anja

      Liebe Doro,

      danke für Deine lieben Worte 🙂 Und Du hast so recht. In meiner Stillberaterin IBCLC- Ausbildung hieß es immer „Stillen ist bunt“. Das trifft es auch gut- ob kurz oder lang, viel oder wenig oder auch gar nicht gestillt- Hauptsache geliebt. Und trotzdem ist es natürlich wichtig, dass jede Mutter und jedes Baby die Unterstützung bekommen sollten, die es für Ihren gemeinsamen Weg braucht- ganz egal ob gestillt oder mit dem Fläschchen gefüttert.

      Alles Liebe für Euch und herzliche Grüße, Anja

  5. L
    Leona

    Wie wird denn das Stillen in Dänemark aufgenommen?
    Wir waren gerade mit unserer auch vier Monate alten Nummer 3 in Frankreich unterwegs (den Großen natürlich auch )und die meisten waren erstaunt, dass ich noch (ausschließlich) stille und das Kind nur trage. Vom Familienbett waren viele dann regelrecht ersetzt. Aber gerade beim Stillen war der Konsens, dass es die Mütter doch so müde mache und mit der Flasche wäre alles viel einfacher. Ich hab mich wie bei den ersten beiden einfach nicht beirren lassen

    1. A
      Anja

      Liebe Leona,

      bisher nur positive Erfahrungen gemacht. Hier wird ja eh meist mehr gelächelt, wenn man mit Babys oder kleinen Kindern ankommt:) Aber ich habe das Gefühl, dass man hier mit Tragetuch mehr auffällt- die Dänen haben ja viel diese riesigen Kinderwagen mit den Monsterstrucks-Reifen 😉 In Frankreich wird ja generell weniger gestillt, auch weil die Frauen früh wieder arbeiten gehen. Aber schon verrückt, dass das Stillen eines vier (!!!) Monate alten Babys als befremdlich aufgenommen wird.
      Aber ich hoffe, sonst war der Urlaub trotzdem schön 🙂

      Liebe Grüße,

      Anja

  6. T
    The Rese

    Genaugenaigenau! Wir nutzen die Elternzeit beim jetzt 8wöchigen K3, um dem Winter zu entgehen und 2 Monate in Thailand abzuhängen. Dass K3 da noch nahezu voll gestillt wird und man da sicherlich ggf. 3 Reiskörner und ne Banane zum beikoststart findet, beruhigt mich ungemein….

    1. A
      Anja

      Das klingt toll!! Habt eine gute Zeit dort.

      Liebe Grüße, Anja

    2. E
      Esperanza

      Hi The Rese!
      Wo seid ihr denn genau in Thailand? Das klingt ja soo gut. Wir waren bis jetzt 2mal in Thailand allerdings noch ohne Kinder und sind jetzt am überlegen , dass wir auch für 2-3 monate wegfahren wenn die Kinder ca 3 und 5 sind.

      LG

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