Fragen an die Hebamme: Was ist eine Querlage?

Unser viertes Kind ließ sich Zeit, eine günstige Geburtsposition einzunehmen. So lag es in der 35. Schwangerschaftswoche immer noch quer in meinem Bauch. Das hat mich doch ein bisschen nervös gemacht. Warum das so war, möchte ich an dieser Stelle beschreiben. Und natürlich die Fakten zur Querlage.

Die meisten Kinder liegen in den letzten Schwangerschaftswochen mit dem Kopf nach unten. Einige liegen mit dem Po nach unten, was man Steißlage nennt. Beide Positionen sind regelrechte Längslagen. Damit besteht immer die Möglichkeit, dass das Baby spontan auf vaginalem Wege geboren werden kann.

Bei der Querlage hingegen handelt es sich um eine Lageanomalie, bei der das Baby quer im Uterus liegt. Kopf und Steiß sind auf gleicher Höhe. Sie sind seitlich quer zur Längsachse der Mutter zu tasten. 

Häufigkeit von Querlagen

Eine Abweichung davon ist die Schräglage, bei der das Baby schräg liegt, während Kopf und Po auf unterschiedlicher Höhe sind. Babys in Schräglage drehen sich meist mit Wehenbeginn in eine Längslage, sodass Kopf oder Po unten liegen. 

In den frühen Schwangerschaftswochen liegen Babys oft quer, da noch genug Platz ist. Bis zur 28. Woche sind noch etwa zehn Prozent aller Kinder in Querlage, bis zur 32. Woche acht Prozent, zur 36. Woche nur noch ein bis drei Prozent. Zur 40. Schwangerschaftswoche sind es letztlich nur noch bis zu 0,5 Prozent aller Kinder. Die Anzahl von Babys, die diese Position bis zum errechneten Termin beibehalten, ist also wirklich klein. Darum dürfen Schwangere zunächst einmal optimistisch sein, dass das Kind sich doch noch korrekt einstellt.

Gründe für eine Querlage

Häufige Ursachen für eine Querlage sind überdehnte und nachgiebigere Bauchdecken bei Mehrgebärenden. Es ist alles bereits ein bisschen weicher und bietet dem Kind weniger Stabilität.

Bei Menschen, die schon Kinder geboren haben, tritt die Querlage drei Mal häufiger auf als bei Erstgebärenden. Wer vier oder mehr Geburten hatte, erlebt diese Lage statistisch sogar zehn Mal häufiger. 

Weitere Gründe für eine Querlage können Fehlbildungen des Uterus oder Myome sein, die den Platz einschränken. Auch Fehlbildungen des Kindes, zu viel Fruchtwasser oder eine tief liegende Placenta können eine Querlage begünstigen. Bei Mehrlingen kommt die Querlage ebenfalls häufiger vor. 

Eine Querlage erkennen

Je nach Schwangerschaftswoche sieht man dem Bauch von außen an, dass das Baby quer liegt. Dieser hat dann oft eine auffallend querovale Form. Die Uterusoberkante ist meist tiefer zu tasten, als es eigentlich der Schwangerschaftswoche entsprechen würde. Beim Abtasten fehlt Richtung Becken ein größeres Teil, wo normalerweise Po oder Kopf tastbar sind. Stattdessen spürt man an den Seiten große runde Teile. Ein Ultraschall zeigt die genaue Lage des Babys. 

Liegt das Kind quer und die Fruchtblase springt, besteht ein erhöhtes Risiko für einen Nabelschnurvorfall, besonders wenn der Rücken des Babys am Rücken der Schwangeren liegt. In diesem Fall ist ein Liegendtransport notwendig. 

Generell kann ein Baby in Querlage nicht spontan geboren werden, ein Kaiserschnitt ist erforderlich. Man kann jedoch bis Wehenbeginn abwarten, ob sich das Baby noch dreht. Die meisten Kinder in Querlage drehen sich nach der 37. Woche in eine Längslage. Das Vorgehen wird mit der Geburtsklinik abgesprochen. 

Das Baby in Längslage bewegen

Bestimmte Maßnahmen können das Baby dazu bringen, eine günstigere Position einzunehmen. Auf der englischsprachigen Seite Spinning Babies finden sich viele hilfreiche Tipps, die in Absprache mit der betreuenden Hebamme oder dem Gynäkologen oder der Gynäkologin ausprobiert werden können. Die Kontaktaufnahme mit dem Kind spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, wenn sich ein Baby in nicht ganz so günstiger Position befindet.

Eine äußere Wendung, wie sie bei Beckenendlage möglich ist, kann auch einem Kind in Querlage helfen, eine Schädellage einzunehmen. Diese wird in der Klinik immer unter Überwachung des Kindes durchgeführt, sofern keine Kontraindikationen wie eine ungünstige Lage der Plazenta vorliegen. 

Besonderheiten bei Zwillingen

Bei Mehrlingen wird die äußere Wendung manchmal auch während der Geburt durchgeführt, wenn der zweite Zwilling in Querlage liegt. Durch die Geburt des ersten Kindes entsteht genug Platz in der Gebärmutter, um das zweite Kind in die Längslage zu bringen. Dieses Vorgehen wird individuell entschieden, so dass eine Querlage auch einen Kaiserschnitt notwendig machen kann. Die Geburtsplanung bei Zwillingen erfolgt ohnehin immer frühzeitig in der Klinik, die die Eltern als Geburtsort wählen.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass eine Querlage um den Geburtstermin herum sehr selten ist. Wenn sich das Kind jedoch zum Zeitpunkt der Geburt immer noch in Querlage befindet, ist ein Kaiserschnitt unumgänglich, da sich das Baby für eine Spontangeburt in Längslage befinden muss, um die Gesundheit des Kindes nicht zu gefährden. Übrigens hat sich unser Baby in der 36. Schwangerschaftswoche doch noch in eine „schöne Schädellage“ gedreht, womit einer Spontangeburt nichts mehr im Weg stand.

Weiterführende Literatur:

Value of routine ultrasound examination at 35-37 weeks’ gestation in diagnosis of non-cephalic presentation | Beckenendlage, Querlage, Nabelschnurvorfall: Schritt für Schritt | Regelwidrigkeiten des Geburtsmechanismus: Poleinstellungsanomalien, äußere Wendung, BEL

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Kommentare

7 Antworten zu „Fragen an die Hebamme: Was ist eine Querlage?“

  1. C
    Catharina

    Danke für den Artikel. Meine erste Tochter hat sich schon in der 25. Woche mit dem Kopf nach unten gedreht (ist dann allerdings dennoch ein Notkaiserschnitt geworden, weil die Kopfdrehung durchs Becken nicht klappen wollte). Meine zweite Tochter liegt bislang, 28. Woche in einer Mischung aus Querlage und Steißlage. Ehrlicherweise würde ich super gern natürlich entbinden, die Frage ist nur: Ist das mit vorhergehendem Kaiserschnitt möglich, falls sie sich nicht drehen sollte bis ET?

    1. A
      Anja

      Liebe Catharina,

      in der 28.SSW hat Dein Baby doch noch relativ viel Platz für diese Turnereien, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich passend dreht, doch recht hoch ist. Sehr wahrscheinlich wird sie die Querlage zugunsten einer Schädellage oder evt. einer Beckenendlage aufgeben, weil sich eben auch die Platzverhältnisse verändern. Aber auch mit einem voran gegangenen Kaiserschnitt ist eine Geburt aus Beckenendlage möglich. Dennoch muss natürlich immer individuell geschaut werden, wie die Ausgangsvoraussetzungen (Grund, Zeitpunkt und Art des vorausgegangene Kaiserschnitts, anamnestische Risiken…) sind. Deshalb ist die Geburtsplanung in einer Klinik, die die spontane Geburt nach Kaiserschnitt fördert, so wichtig. Dort wirst Du über die jeweiligen Optionen entsprechend aufgeklärt und dann natürlich auch bei der Geburt entsprechend begleitet. Wenn Du eine Hebamme hast, kannst Du Sie mal fragen, welche Kliniken in Deiner Region da in Frage kämen. Zusätzlich kann sie Dir vielleicht auch noch mal ein paar begünstigende (bzw.zu vermeidende) Haltungen zeigen, die Dein Baby unterstützen die passende Position zu finden.

      Alles Gute für Dich und liebe Grüße, Anja

  2. D
    Dr. Joachim Pömer

    Ein sehr wichtiger Kommemtar zur Querlage bei Geburtsbeginn.
    In aller Regel kann die Querlage auch bei Geburtsbeginn noch in Schädellage gedreht werden.
    Wir schaffen das in nahezu allen Fällen in denen eine Spontangeburt auch möglich wäre, also keine Plazenta praevia vorliegt.

    Die Sectio ist NICHT unumgänglich!

  3. H
    Hendrik

    Gibt es Belege (Studien!) dafür, dass Moxen oder Akupunktur hier helfen?

    1. A
      Anja

      Lieber Hendrik,

      es gibt eine Studie der Uniklinik Mannheim. Ich schau noch mal, ob man die im WWW findet. Dann gibt es noch diese Studie hier. Weitere Infos zu Studien gibt es noch hier.

      Liebe Grüße
      Anja

  4. A
    Anne

    Meine Tochter hat sich auch erst in der 36. SSW „richtig“ herum gedreht. Vorher hat sie zwei Tage lang dutzende Purzelbäume am Tag gemacht 🙂 ich fand es interessant wieviele Frauen nicht selber spüren wie ihr Kind liegt und ihre Hebamme oder den Gynäkologen benötigen. Doch der fand ich macht einen echt kirre, da ja im Mutterpass bei jedem Ultraschall die Lage eingetragen wird. Wenn das Kind in der 20. Woche quer liegt, sollte das ja nicht beunruhigen. Tut es dann aber doch kurz, wenn es da so offiziell in den Mutterpass eingetragen wird…

  5. P
    Pinkorange

    Mein zweiter Sohn lag in Querlage manchmal auch in Schräglage. Ich fand das für mich sehr unangenehm und habe viel mit ihm geredet. Dann hatte ich in ssw 36+0 einen Blasensprung. Also mit dem Krankenwagen in die Klinik. Mein Sohn lag so verkeilt im Bauch, dass die Ärzte selbst bei der sectio grosse Mühe hatten ihn heraus zu bekommen. Von dem Geschiebe und Gedrücke hatte mein Sohn einen blauen Fleck am Rücken. Querlage ist echt doof, aber jetzt liegt auf meiner Brust und schläft friedlich, was will ich mehr?

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