Unser viertes Kind hat sich ja ein bisschen Zeit gelassen damit, eine für die Geburt günstige Position einzunehmen. So lag es in der 35. Schwangerschaftswoche immer noch quer in meinem Bauch. Das hat mich doch ein bisschen nervös gemacht. Warum das so war, möchte ich an dieser Stelle beschreiben. Und natürlich die Fakten zur Querlage.
Die meisten Kinder liegen in den letzten Schwangerschaftswochen mit dem Kopf nach unten. Einige liegen aber auch mit dem Po, was man als Steißlage bezeichnet. Ungefähr fünf Prozent aller Kinder werden dann aus Steißlage geboren. Auch hier unterscheidet man noch verschiedene Varianten, bei denen der Po aber auch die Füße vorangehen können. Für die Planung der Geburt ist dies auch von Bedeutung. Generell kann man aber sagen, dass es sich sowohl bei der Schädellage als auch bei der Steißlage um eine regelrechte Längslage handelt. Damit besteht immer die Möglichkeit, dass das Baby spontan auf vaginalem Wege geboren werden kann.
Bei der Querlage hingegen handelt es sich um eine Lageanomalie, bei der das Baby quer in der Gebärmutter liegt. Kopf und Steiß befinden sich auf gleicher Höhe. Sie sind seitlich quer zur Längsachse der Mutter zu tasten. Als Abweichung davon gibt es noch die Schräglage. Bei der liegt das Baby tatsächlich schräg in der Gebärmutter. Kopf und Po lassen sich zwar auch seitlich, aber auf unterschiedlicher Höhe tasten. Babys in Schräglage haben aber fast immer die Tendenz, sich spätestens mit Wehenbeginn doch noch in eine Längslage zu drehen, so dass dann Kopf oder Po unten liegen.
Gründe für eine Querlage
In den frühen Wochen der Schwangerschaft ist es ganz normal, dass Babys häufig quer im Bauch liegen. Es ist ja in der Regel auch noch genug Platz da. Bis zur 28. Schwangerschaftswoche sind noch gut zehn Prozent aller Kinder in Querlage. Bis zur 32. Schwangerschaftswoche bleiben es acht Prozent, zur 36. Schwangerschaftswoche nur noch drei Prozent. Zur 40. Schwangerschaftswoche sind es letztlich nur noch 0,3 bis 0,4 Prozent aller Kinder. Die Anzahl von Babys, die diese Position bis zum errechneten Termin beibehalten, ist also wirklich recht klein. Darum darf man als Schwangere zunächst einmal optimistisch sein, dass das Kind sich doch noch korrekt einstellt.
Ursachen für die Querlage sind häufig die schon etwas überdehnteren und nachgiebigeren Bauchdecken von Mehrgebärenden. Es ist alles bereits ein bisschen weicher und bietet dem Kind weniger Stabilität. Das Tragen eines stützenden Schwangerschaftsgürtels kann deshalb sinnvoll sein. Bei Frauen, die schon Kinder geboren haben, findet sich die Querlage drei Mal häufiger als bei Erstgebärenden. Wer vier oder mehr Geburten hatte, erlebt diese Lage statistisch betrachtet sogar zehn Mal häufiger. Weitere Gründe für eine Querlage können Fehlbildungen der Gebärmutter sein oder auch Myome darin, die das Platzangebot des Babys einschränken. Zu viel Fruchtwasser kann die Querlage ebenso begünstigen wie eine Placenta, die sehr tief oder direkt vor dem Muttermund liegt. Auch bei Mehrlingen wird die Querlage häufiger beobachtet.
Je nach Schwangerschaftsalter sieht man dem Bauch bereits von außen an, dass das Baby quer darin liegt. Dieser hat dann oft eine auffallend querovale Form. Die Gebärmutteroberkante ist meist tiefer zu tasten, als es eigentlich der Schwangerschaftswoche entsprechen würde. Beim Abtasten finden man keinen größeren Teil, der voran geht. Das kleine Becken fühlt sich „leer“ an. Stattdessen sind an den Seiten große runde Teile zu spüren. Mittels Ultraschall lässt sich die ganz genaue Lage des Babys im Bauch ermitteln.
Das Baby in Querlage zur Drehung bewegen
Wenn das Kind in Querlage liegt und die Fruchtblase springt, ist das Risiko erhöht, dass die Nabelschnur vorfallen könnte. Darum ist in dem Fall immer ein Liegendtransport angezeigt. Generell ist die Querlage eine Lage, aus der das Baby nicht spontan geboren werden kann. In dieser Situation ist immer ein Kaiserschnitt erforderlich. Allerdings kann gegebenenfalls bis Wehenbeginn abgewartet werden, ob sich das Baby noch dreht. Rund 80 Prozent der Kinder in Querlage drehen sich noch nach der 37. Schwangerschaftswoche in eine Längslage. Das individuelle Vorgehen wird hier mit der Geburtsklinik abgesprochen.
Durch bestimmte Maßnahmen kann das Baby angeregt werden, sich doch noch in eine günstigere Position zu begeben. Auf der englischsprachigen Seite Spinningbabies finden sich viele gute Anregungen, die in Absprache mit der betreuenden Hebamme oder dem Frauenarzt ausprobiert werden können. Die Kontaktaufnahme mit dem Kind ist ebenfalls immer ein wichtiger Aspekt, wenn sich ein Baby in nicht ganz so günstiger Position befindet. Es lohnt sich, dem Baby gut zuzureden, sich doch bitte günstiger im Bauch zu platzieren.
Auch Akupunktur und Moxen kann eine Option sein. Sie sollte vor der 37. Schwangerschaftswoche probiert werden, um das Baby zur Drehung zu bewegen. Die äußere Wendung, wie sie auch bei der Beckenendlage möglich ist, kann auch einem Kind in Querlage helfen, eine Schädellage einzunehmen. Diese wird gegebenenfalls in der Klinik immer unter Überwachung des Kindes durchgeführt. Allerdings dürfen keine Kontraindikationen wie etwa eine ungünstige Lage der Placenta vorliegen.
Das Baby in Querlage zur Drehung bewegen
Bei Mehrlingen wird die äußere Wendung manchmal auch noch unter der Geburt gemacht, wenn der zweite Zwilling in Querlage liegen sollte. Durch die Geburt des ersten Kindes entsteht so viel Platz in der Gebärmutter, dass das zweite Kind meist unkompliziert in die Längslage gebracht werden kann. Voraussetzung für dieses Vorgehen ist ein mit Mehrlingsgeburten erfahrenes Geburtshilfe-Team und der Ausschluss anderer Kontraindikationen. Die Geburtsplanung bei Zwillingen erfolgt ohnehin immer frühzeitig in der Klinik, die als Geburtsort von den Eltern ausgesucht wird.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass eine Querlage um den Geburtstermin herum sehr selten vorkommt. Wenn sich das Kind jedoch zum Zeitpunkt der Geburt immer noch in Querlage befindet, ist ein Kaiserschnitt unumgänglich, um die Gesundheit und das Leben des Kindes nicht zu gefährden. Um spontan geboren zu werden, muss sich ein Baby immer in einer Längslage befinden, was heißt, dass Kopf oder Po nach unten im Becken liegen. Übrigens hat sich unser Baby in der 36. Schwangerschaftswoche doch noch in eine „schöne Schädellage“ gedreht, womit einer Spontangeburt nichts mehr im Weg stand.
Weiterführende Literatur:
Die Geburtshilfe (Springer 2016) | Hebammenkunde (Hippokrates 2013) | Die Optimierung der Kindslage (Hippokrates 2001)
Schreibe einen Kommentar