Mit allen Sinnen – darum ist Berührung für Babys so wichtig

Babys brauchen Nähe und Körperkontakt. Dies gibt ihnen Sicherheit. Und ein geborgenes Gefühl, aus dem heraus sie nach und nach ihre Erfahrungen auf diesem anfangs ganz neuen Planeten machen. In den ersten Jahren als Eltern mag man manchmal denken, dass das Kind an einem quasi festklebt. Dabei ist alles von Anfang an darauf ausgerichtet, dass sich das Baby zunehmend selbständiger durch die Welt bewegt.

Der elterliche Hafen, in dem das Baby Liebe, Mut und Zuversicht tankt, bleibt dabei immer wichtig. Durch Tragen, Halten und Kuscheln macht das Kind Berührungserfahrungen. Diese vertiefen einerseits die Bindung zu seinen Bezugspersonen vertiefen. Anderseits wirken sie sich auf die Gehirnentwicklung aus. 

Der Tastsinn ist bei der Geburt einer der am besten ausgebildeten Sinne des Babys. Er ermöglicht das Empfinden von Berührungen, das Wahrnehmen von Temperatur und Schmerz sowie die Verortung des eigenen Körpers im Raum (auch Raumlagesinn genannt). Schon dem Baby stehen dafür jeweils eigene Rezeptoren in der Haut zur Verfügung. Die so aufgenommenen Informationen werden an das Gehirn weitergegeben und dort ausgewertet und verarbeitet.

In jeder Gehirnhälfte, im „sensomotorischen Kortex“ in der Großhirnrinde, befindet sich eine Art Landkarte des Körpers mit seinen einzelnen Bereichen. Je nach Empfindlichkeit der Körperregion nehmen diese unterschiedlich viel Platz dort ein. Lippen, Zunge und Fingerspitzen etwa beanspruchen mehr Raum als größere, aber weniger empfindsame Körperteile wie der Rücken.

Achtsame Berührungen

Am Verhalten des eigenen Babys können wir unmittelbar erkennen, dass vor allem die Mundregion besonders empfindsam ist. Alle interessanten und neuen Dinge führt es nicht nur zufällig zum Mund. Dies passiert auch auch, weil die Berührungsempfindlichkeit dort viel ausgeprägter ist als an anderen Körperstellen. Über den Mund lernt unser Kind die für es neue Welt kennen. Es sammelt Informationen über die Gegenstände und ihre Beschaffenheit.

Selbst im Alter von fünf Jahren reagiert das Gesicht noch empfindsamer auf Berührungen als die Hände. Auch bei der Nahrungsaufnahme sind Babys darum in der sensiblen Mundregion leicht irritierbar. Das gestillte Kind wendet nach einer Wangenberührung beim Stillen den Kopf ab. Im Beikostalter ist es eine Irritation, wenn die fütternde Person den Löffel im Lippenbereich abstreift.

Auch ständiges Abwischen des Mundes beim Essen kann die Mahlzeit empfindlich stören und manche Kinder hören ganz auf zu essen. Auch für die Pflege des Babys bedeutet es, dass wir uns der höheren Empfindsamkeit einiger Regionen besonders bewusst sein sollten. Vor allem Mund- und Windelbereich gilt es sehr achtsam zu berühren.

Bild vom eigenen Körper

Die Landkarte des eigenen des Körpers im Gehirn wird schon während der Schwangerschaft ausgebildet. Jede Berührung, die der Fötus im Uterus erlebt, prägt sie. Nach der Geburt bildet sie sich weiter aus durch die Erfahrungen, die das Baby jetzt macht. Die Landkarte steht zudem in Wechselwirkung mit anderen Regionen des Gehirns. Sie regt diese durch ihre eigene Aktivität an. Vielfältige respektvolle Körperkontakte und liebevolle Berührungen helfen dem Baby daher nicht nur, sich ein Bild vom eigenen Körper zu machen und diesen besser zu verstehen. Sie stimulieren auch sonstige Entwicklungen des Gehirns sowie von kognitiven Fähigkeiten.

Ob Wickeln, Baden oder Körperpflege allgemein: Das Baby spürt die Berührung durch den Erwachsenen auf der Haut. Es nimmt wahr, ob die Hand warm oder kalt ist, ob sie stärkeren oder schwächeren Druck ausübt. Die Pflege kann mit einer sanften Streichelmassage verbunden wird. Dies bietet dem Baby die Möglichkeit, den eigenen Körper noch intensiver wahrzunehmen und die innere Landkarte weiter auszubauen.

Anregungen für Babymassagen

Eltern können hier ganz intuitiv berühren und an den Reaktionen des Babys lesen, was ihm angenehm ist. Das Abarbeiten vorgegebener Massagegriffe ist weder notwendig noch förderlich. Wenn die Konzentration nämlich zu sehr auf bestimmten Abläufen liegt, ist es schwer mit der Aufmerksamkeit bei seinem Kind zu bleiben. Berührungen in den vielen alltäglichen Momente nicht nur am Wickeltisch, sind wohltuend für Körper und Seele. Und sie sind gleichzeitig auch immer eine umfassende Lernerfahrung für das Baby. 

Unsere Hebamme Carolina Fink zeigt in diesem Video, wie wichtig der liebevolle Körperkontakt für dich und dein Baby ist. Sie gibt kluge Anregungen für eine schöne Babymassage – schaut mal rein:

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