Muttermilch abpumpen nach Bedarf 

Für das Abpumpen von Muttermilch gibt es viele Gründe. Und es gibt verschiedene Wege, dies zu tun. Auch Pumpstillen ist Stillen. Egal, ob gepumpt wird, weil das Baby es (noch) nicht schafft, direkt an der Brust zu trinken oder weil die stillende Mutter gerade einfach nicht anwesend ist. Berufliche Abwesenheiten oder private Termine und Verabredungen ohne Baby sind mit etwas Planung auch für Stillende gut möglich. Es braucht in jedem Fall ein bisschen Wissen und etwas Vorbereitung, um Muttermilch für das Baby abzupumpen.

1. Gründe für das Abpumpen von Muttermilch

Muttermilch ist aus vielen Gründen die beste Nahrung für ein Baby. Sowohl die ideale Zusammensetzung der Nährstoffe als auch wichtige immunologische Faktoren in der Muttermilch unterstützen das Gedeihen und die Gesundheit des Kindes optimal.

Doch nicht immer ist es möglich, dass ein Baby von Geburt an gestillt werden kann aus ganz verschiedenen Gründen. Zu früh geborene oder kranke Babys profitieren sehr von der Ernährung mit Muttermilch. Aber genau diese schaffen vielleicht das direkte Saugen an der Brust noch nicht. Hier kann die Muttermilch anders gewonnen und verabreicht werden.

Die Muttermilch der ersten Tage (Kolostrum) ist besonders wertvoll, da die darin enthaltenen Bestandteile das Immunsystem und die Darmfunktion des Babys optimal unterstützen. Kolostrum schützt vor Infektionen und senkt das Risiko für eine Neugeborenengelbsucht.

Kolostrum gewinnen

Bei bestimmten Indikationen kann sogar bereits in der Schwangerschaft Muttermilch für das Baby gewonnen werden. So haben Neugeborene von Müttern mit Diabetes mellitus nach der Geburt ein erhöhtes Risiko für eine vorübergehende Unterzuckerung (Hypoglykämie). Deshalb sollten diese Babys am besten innerhalb der ersten 30 Lebensminuten Nahrung erhalten.

Doch nicht immer ist in diesem Zeitfenster schon bei allen Kindern die Stillbereitschaft da. Die Mutter kann dann frisches Kolostrum aus ihrer Brust per Hand entleeren und es dem Baby etwa mittels eines kleinen Schläuchleins auf einer Spritze direkt in den Mund träufeln. Falls das Handentleeren noch nicht klappt oder die gewonnene Muttermilchmenge nicht ausreicht, kann auch auf bereits in der Schwangerschaft gewonnenes und hygienisch aufbewahrtes (tiefgefrorenes) Kolostrum zurückgegriffen werden. Für dieses Vorgehen der präpartalen Kolostrumgewinnung ist immer eine fundierte Stillberatung und eine konkrete Absprache mit der Geburtsklinik erforderlich.

Auch bei Kindern mit bestimmten angeborenen Besonderheiten wie einer Lippen-Kiefer-Gaumensegel-Spalte (LKGS) ist das direkte Stillen manchmal nur schwer oder auch gar nicht möglich. Dennoch ist die Ernährung mit abgepumpter Muttermilch – also ein Pumpstillen – möglich. Und Nähe, Hautkontakt und Geborgenheit können alle Babys ganz unabhängig von der Ernährungsweise erfahren.

Milchbildung anregen und aufrechterhalten

Ein weiterer Grund, möglichst zeitnah mit dem Abpumpen zu beginnen, ist die Anregung der Milchbildung. Wenn das Anlegen alleine nicht ausreicht, um die Milchbildung ausreichend zu stimulieren, kann hier ergänzend abgepumpt werden. Natürlich immer in Kombination mit einer Stillberatung. Ursachenforschung und die Behebung von Still- und Anlegeschwierigkeiten sind ergänzend unbedingt erforderlich.

Auch kann es manchmal in der späteren Stillzeit zu einem sogenannten „Stillstreik“ kommen, der nicht selten fälschlicherweise als Abstillsignal verstanden wird. In der Regel ist es aber nur eine vorübergehende Irritation, weil etwa die Zähnchen drücken. Meist ist der Spuk nach ein paar Stunden vorbei. Manchmal dauert es ein paar Tage, bis das Baby wie gewohnt wieder an der Brust trinkt.

Mit einer Milchpumpe wird verhindert, dass es zum Milchstau kommt und es lässt sich die Milchbildung aufrechterhalten. Diese plötzlich auftretende und für die Stillende recht belastende Situation sollte auch fachlich gut von der Hebamme oder Stillberaterin begleitet werden.

Überproduktion von Muttermilch

Auch bei einer zu reichlichen Muttermilchproduktion kann eine Milchpumpe zum Einsatz kommen, aber wohl dosiert und ebenfalls mit guter Beratung. Das Konzept „Vollständiges Entleeren und Blockstillen“ kann helfen, die überreichliche Milchbildung (Hyperlaktation) und die damit verbundenen Probleme in den Griff zu bekommen.

Bei einer Milchproduktion, die weit über den Bedarf des eigenen Babys hinaus geht, kann das Zuviel an Muttermilch auch an Kliniken gespendet werden. Diese lassen es zu früh geborenen und kranken Kindern zukommen. Für die Muttermilchspende müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Weitere Informationen gibt’s direkt bei den Muttermilchbanken.

Das Thema Abpumpen wird aber auch bei einer ganz unkompliziert gestarteten und verlaufenden Stillbeziehung relevant. Zum Beispiel dann, wenn der Wiedereinstieg in den Beruf oder erste Termine ohne Baby anstehen. Denn eine temporäre mütterliche Abwesenheit ist natürlich kein Grund, gleich abstillen zu müssen. Wichtig ist, dass das Stillen möglichst unkompliziert läuft, bevor zusätzlich abgepumpt wird. Und dass diese Muttermilch dem Baby über einen anderen Weg gefüttert wird. Bei den meisten Stillpaaren hat sich im Laufe der sechs- bis achtwöchigen Wochenbettzeit alles gut eingespielt. Mögliche Anfangsschwierigkeiten sind meist behoben.

Abpumpen bei Abwesenheit der Mutter

Gerade am Anfang nimmt das Sich-Gedankenmachen oft mehr Zeit in Anspruch als dann später die Abwesenheit selbst. Wenn es zum Beispiel nur mal kurz eineinhalb Stunden zur Rückbildungsgymnastik geht, reicht es meist aus, wenn das Baby vorher und nach der Rückkehr der Mutter gestillt wird. 

Aber den meisten Müttern ist die Gewissheit lieber, dass das andere betreuende Elternteil für den Fall der Fälle etwas Muttermilch zur Verfügung hat, wenn die geplante Abwesenheit länger als eine Stunde dauert. Das Baby „wartet“ dann tatsächlich häufig, bis die Mutter zurück ist. Aber zu wissen, dass für den Fall der Fälle Muttermilch da ist, sorgt gerade anfangs für mehr Entspannung. Im Beikostalter sind die Möglichkeiten schon wieder anders.

Stillen bei Berufstätigkeit

Frauen, die im ersten Lebensjahr schon regelmäßig länger abwesend sind, benötigen vor allem ein entspanntes Setting, damit Job und Stillen nicht zur Doppelbelastung werden. Das Mutterschutzgesetz bezieht sich deshalb nicht allein auf die Schwangerschaft, sondern auch auf die Stillzeit.

So haben stillende Frauen laut Mutterschutzgesetz einen Anspruch auf Freistellung während ihrer Arbeitszeit für die zum Stillen erforderliche Zeit, mindestens jedoch zweimal täglich eine halbe Stunde oder einmal täglich eine Stunde. Leider ist die bezahlte Freistellung seit 2018 nur noch auf das erste Lebensjahr begrenzt.  

Weiterhin darf der Arbeitgeber eine stillende Frau keine Tätigkeiten ausüben lassen und sie keinen Arbeitsbedingungen aussetzen, die eine gesundheitliche Gefährdung mit sich bringen. Auch muss der Arbeitgeber für Schwangere und Stillende Ruheräume zur Verfügung stellen. Das ist auch zum Abpumpen wichtig, weil das keine Mutter gerne im Großraumbüro tun möchte.

Bei längeren beruflichen oder privaten Abwesenheiten sowie Dienstreisen, die mit einer Übernachtung verbunden sind, geht es nicht unbedingt darum, komplette Milchmengen für das Kind abzupumpen.

Hier hat das Abpumpen vor allem die Funktion zu verhindern, dass die Stillende mit einem Milchstau wiederkommt. Ob eine mehrtägige Abwesenheit mit zuvor zusätzlich zum Stillen abgepumpter Muttermilch oder mit Pre-Nahrung überbrückt wird, ist immer auf das Still-Setting und die individuelle Situation der Familie abzustimmen.

2. Zeitfenster und Pumpfrequenz

Der Zeitpunkt sowie die Häufigkeit des Abpumpens richten sich nach dem Anlass. Kann ein Baby nicht nach der Geburt angelegt werden, sollte möglichst bald das erste Kolostrum per Hand entleert werden. Und, wenn erforderlich, nach spätestens sechs Stunden mit dem Abpumpen begonnen werden. Für die Anregung und Aufrechterhaltung einer ausreichenden Milchbildung wird sich das Pumpschema danach richten, ob und wie oft und effektiv das Baby zeitgleich an der Brust trinkt.

Zum Aufbau einer ausreichenden Milchbildung ist in den ersten sieben bis zehn Tagen eine Pumpfrequenz von mindestens acht bis zehn Mal in 24 Stunden sinnvoll. Denn auch das Baby würde entsprechend häufig an der Brust trinken wollen. Hat sich eine gute Milchmenge etabliert, kann diese Frequenz wieder etwas zurückgefahren werden. Aber es muss dabei immer die Gesamtsituation im Blick behalten werden.

Ein Doppelpumpset reduziert nicht nur die Pumpzeiten, sondern fördert auch die Milchbildung, weil es die Prolaktinausschüttung erhöht. Deshalb sollte dies immer zum Einsatz kommen, wenn die Mutter pumpt, weil das Baby (noch) nicht an der Brust trinken kann und die Milchbildung aufgebaut bzw. erhöht werden soll.

Muttermilchvorrat anlegen

Bei der Festlegung der Pumpzeiten ist natürlich auch auf den Alltag der Mutter zu achten. Wenn zum Beispiel weitere Kinder zu versorgen sind, führt das zu anderen Bedingungen. Oft geben auch Abläufe in den Kliniken den Takt vor. Und letztlich reagiert jede Brust anders auf die Anregung der Milchbildung beim Abpumpen. Das ist auch wichtig zu wissen, wenn einfach nur „für den Hausgebrauch“ abgepumpt wird. Viele Frauen sind überrascht, wenn bei den ersten Pumpversuchen keine oder nur sehr wenig Muttermilch gewonnen wird. 

Gute Milchpumpen arbeiten mit einem dosierbaren Vakkum und  „imitieren“ das Saugmuster eines Babys, wobei auch dieses recht individuell ist. Das gut angelegte Kind direkt an der Brust hat natürlich immer noch die beste Expertise in Sachen Muttermilchgewinnung. Doch wie zum Stillen anfangs etwas Geduld und Übung gehören, sollte auch beim Pumpen etwas Zeit für die Gewöhnung bleiben. Wer einen kleinen Muttermilchvorrat für den nächsten Frisörtermin gewinnen möchte, fängt am besten nicht erst einen Tag vorher an, sondern schon ein paar Tage vorher. So lassen sich auch kleinere Mengen entsprechend sammeln.

Wenn die Rückkehr in den Berufsalltag ansteht, sollte man sich ein paar Wochen vorher mit dem Abpumpen vertraut machen. Und parallel über eine gute Logistik nachdenken. Außerdem ist es sinnvoll, das Baby mit der neuen Art des Fütterns vertraut zu machen. Das gilt natürlich explizit dann, wenn es bisher ausschließlich an der Brust getrunken hat.

Erste Pumpversuche planen

Für die ersten Pumpversuche ist ein Zeitfenster zwischen zwei Stillmahlzeiten zu einer Tageszeit ideal, zu der Mutter und Baby relativ entspannt sind. Alternativ kann auch nur eine Seite angelegt und an der anderen Brust abgepumpt werden. Das hängt auch davon ab, wie das individuelle Trinkmuster des Babys aussieht.

Eine Stillberatung ist auch zum Thema Abpumpen sinnvoll, um eben auf die ganz persönlichen Rahmenbedingungen einzugehen. Die Stillberatung durch eine Hebamme wird bis zum Ende der Stillzeit von den gesetzlichen Krankenkassen vergütet.

3. Wahl der passenden Milchpumpe 

Die Wahl der passenden Milchpumpe ist abhängig vom Anlass. Muttermilch kann auch gut von Hand gewonnen werden. Eine vorbereitende Brustmassage (Oxytocinmassage) fördert den Milchspendereflex und das Fließen der Milch. Die korrekte Technik sollte sich die Stillende von der Hebamme oder Stillberaterin zeigen lassen. Wichtig ist ein sanftes Vorgehen, das keine Schmerzen oder gar Quetschungen verursacht. Es geht nicht darum, die Brust „auszudrücken“, sondern den Milchfluss zu stimulieren.

Für den Dauergebrauch ist das Entleeren von Hand für die meisten Frauen und Situationen (auch zeitlich) zu aufwändig. Deshalb wird der Einsatz einer guten Milchpumpe empfohlen. Brustmassage und Handentleerung können aber gut mit dem Abpumpen kombiniert werden.

Für das ausschließliche Pumpen gerade zu Stillbeginn werden vor allem größere, elektrische Intervall-Milchpumpen (Klinikmilchpumpe) mit einem Doppelpumpset empfohlen. Diese in der Anschaffung sehr teuren Geräte werden in den Kliniken bereitgestellt und können für zu Hause in Apotheken gemietet werden. Die Kosten werden bei entsprechender Indikation von der Krankenkasse erstattet, wenn ein ärztliches Rezept vorliegt.

Erleichterung im Stillalltag

Für gelegentliche kürzere „mütterliche Abwesenheiten“ eignet sich auch eine Handmilchpumpe. Diese ist günstig in der Anschaffung, unkompliziert in der Handhabung, einfach zu reinigen und benötigt unterwegs nur wenig Platz. Die immer noch erhältlichen Kolbenmilchpumpen sowie Ballonpumpen (aus Glas mit einer Art Gummiball) entsprechen nicht mehr den Anforderungen in Bezug auf Handling und Hygiene. Eine gute Handpumpe lässt sich mit einer Hand bedienen. Allerdings ist das manuelle Pumpen schnell ermüdend und daher nur für gelegentliches Abpumpen eine gute Wahl.

Wesentlich komfortabler sind elektrische Milchpumpen. Diese erleichtern den Stillalltag, insbesondere wenn häufig oder auch täglich abgepumpt werden muss. Wenn mit der elektrischen Milchpumpe ein beidseitiges Abpumpen möglich ist, steigert dies die Zeitersparnis. Gerade bei regelmäßigem Gebrauch einer Milchpumpe ist das ein wichtiger Faktor.

Bei einer guten elektrischen Milchpumpe lassen sich Saugstärke (Vakuum) und Saugintervalle einstellen. In der Stimulationsphase sind die Zyklen kürzer – es wird also schneller gepumpt. In der sich anschließenden Abpumpphase sind die Zyklen langsamer. Es wird also seltener pro Minute gepumpt. Bei der Auswahl der passenden Milchpumpe sollte auch darauf geachtet werden, dass der Pumpaufsatz zur Größe der eigenen Brustwarze passt. 

Rascher Milchspendereflex

Die einstellbaren Milchpumpen-Programme versuchen das zu Beginn der Stillmahlzeit zügigere Saugmuster des Babys zu imitieren, um so  für einen rascheren Milchspendereflex zu sorgen. Natürlich kann keine Milchpumpe das komplexe Saug- und Trinkverhalten des Babys an der Brust wirklich konkret nachmachen. Es ist ein sehr komplexer Vorgang, bei dem die Mundmuskulatur des Kindes auf vielfältige Art aktiv ist.

Dennoch ist es sinnvoll, sich bei sämtlichen Stillhilfsmitteln soweit möglich am Original zu orientieren. Eine gute Milchpumpe kann den Stillalltag einfacher machen, egal aus welchen Gründen sie zum Einsatz kommt. Praktisch für unterwegs oder am Arbeitsplatz sind Milchpumpen, die auch kabellos betrieben werden können. Denn nicht immer befinden sich Steckdosen in der Nähe eines bequemen Abpumpplätzchens.

Mit speziell zu kaufenden oder auch selbst umgestalteten Still-Bustiers mit Öffnungen für den Pump-Trichter ist auch ein freihändiges Abpumpen möglich. Alle Teile einer Milchpumpe sollten leicht zu reinigen sein. Das Pumpsystem muss so konzipiert sein, dass keine Milch in die Schläuche gelangt.  Verschieden wählbare Stimulations- und Abpumpeinstellungen sorgen dafür, dass die Saugstufe individuell angenehm eingestellt werden.

4. Vorbereitung der Brust und Abpumpen

Ein entspanntes Setting ist eine gute Voraussetzung für das erfolgreiche Abpumpen, stellt aber oft eine Herausforderung da. Dennoch macht es sich in Bezug auf die Milchmenge meist bemerkbar, ob ich entspannt am Vormittag neben dem schlafenden Baby abpumpe. Oder es am späten Nachmittag versuche, wenn das Baby meist bedürftiger ist und die elterlichen Akkus leerer. Es lohnt sich also, ein gutes Zeitfenster zu finden, gerade wenn die Milch beim Abpumpen nicht so „sprudelt“.

Ein gemütlicher Abpumpplatz ist genauso wichtig wie eine bequeme Stillecke. Das gilt ganz besonders für Stillende, die häufig pumpen. Und auch für Situationen, in denen das Baby nicht in der Nähe ist, etwa am Arbeitsplatz. Wasch- und Toilettenbereiche sind keine guten Orte – es sei denn, es gibt dort einen extra eingerichteten Stillraum. Arbeitnehmerinnen sollten sich in keinem Fall damit abspeisen lassen, wenn der Arbeitgeber keinen geeigneten Raum zum Abpumpen zur Verfügung stellt.

Bilder oder auch Videos vom eigenen Baby lassen das Oxytocin und damit die Milch fließen. Auch ein nach dem Baby riechendes Kleidungsstück kann hilfreich sein. Vor dem Umgang mit der Pumpe ist Händewaschen wichtig. Desinfektionsmaßnahmen sind aber unter normalen häuslichen Bedingungen nicht erforderlich.

Entspannung für den Milchfluss

Wärme sorgt für Entspannung und kann den Milchfluss anregen. Dafür zum Beispiel einen angenehm feuchtwarmen Umschlag (Waschlappen mit warmem Wasser durchnässen und auswringen) für einen Moment aufgelegen. Eine kurze, sanfte Massage ohne Druck regt zusätzlich den Milchspendereflex an. Kreisende und streichende Bewegungen sowie das Lockern der Brust („Milchshake“) können nach einer konkreten Anleitung oder auch einfach nach Gefühl durchgeführt werden. 

Der Pumpaufsatz sollte so platziert werden, dass die Brustwarze mittig liegt. Es sollte nichts drücken oder sich unangenehm anfühlen. Dann kann die Pumpe angeschaltet werden. Es empfiehlt sich, mit einer niedrigen Stufe zu beginnen und die Saugintensität langsam zu steigern. Die Pumpzeit richtet sich nach dem Anlass und auch nach dem Milchfluss. Zur Stimulation und Aufrechterhaltung der Milchbildung ist eine bestimmte Mindestpumpzeit sinnvoll. Die sollte im Rahmen einer Stillberatung festgelegt werden. Um ein „Fläschchen für die Rückbildung“ abzupumpen, kann bei gutem Milchfluss auch eine kurze Pumpdauer ausreichen.

Umgekehrt fließt bei anderen Müttern die Milch eher zögerlich Tröpfchen für Tröpfchen beim Abpumpen. Es ist wichtig, sich nicht unter Leistungsdruck zu setzen. Vielleicht ist es hilfreich, einen kleinen Socken über die Flasche zu ziehen, um den Milchfluss nicht akribisch zu beobachten, was meist nur stresst. Positive Ablenkung durch den Fernseher oder ein Hörbuch kann auch helfen. 

Pausen beim Pumpen, in denen die Brust noch mal kurz massiert wird, sind eine andere Option. Genau wie das Stillen nach Bedarf auf die Individualität von jedem Stillpaar eingeht, gibt es auch beim Abpumpen nicht die eine Regel, die für alle Abpumpsituationen passt. Bei Schwierigkeiten und Fragen wird eine Stillberatung dabei helfen, den persönlich passendsten Weg zu finden.

5. Aufbewahren von abgepumpter Muttermilch

Ungekühlt lässt sich frisch abgepumpte Muttermilch bei Raumtemperatur (bis ca. 21 Grad) sechs bis acht Stunden aufbewahren. Danach sollte sie umgehend verfüttert werden. Direkt nach dem Abpumpen im Kühlschrank gelagerte Muttermilch kann dort bis zu drei Tage bei einer Temperatur von rund vier Grad verwahrt werden. Sie darf aber nicht in der Kühlschranktür gelagert werden, weil dort die Temperatur schwankt. Tiefgefroren (bei mindestens minus 17 Grad) ist Muttermilch mehrere Monate haltbar. Die Muttermilch sollte hier mit Datum und Uhrzeit beschriftet werden.

Es können auch mehrere Pumpmahlzeiten in einem Behältnis aufbewahrt werden. Dafür ist es aber wichtig, dass die frische noch körperwarme Muttermilch zunächst abkühlt, bevor sie zu älterer, bereits aufbewahrter Milch gegeben wird. Muttermilch kann direkt im verschlossenen Fläschchen oder in speziellen Muttermilchgefrierbeuteln eingefroren werden. 

6. Reinigung der Milchpumpe

Die Milchpumpe am besten immer direkt nach dem Gebrauch auseinanderbauen und die Muttermilch mit einem Deckel verschlossen bzw. in ein geeignetes Gefäß zum Füttern oder zur Aufbewahrung umfüllen. Bis auf die Pumpe, das Netzteil und den Schlauch werden alle Teile mit warmem Wasser und einem milden Geschirrspülmittel gründlich gereinigt. Dafür verwendete Reinigungsbürsten bitte ausschließlich zu diesem Zweck einsetzten.

Anschließend wird alles unter kaltem Wasser abgespült und auf einem sauberen Geschirrtuch zum Trocknen hingelegt. Spezielle Abtropfgestelle für Flaschen sind hier hilfreich. Alternativ können die Teile auch in der Geschirrspülmaschine bei mindestens 65 Grad gereinigt werden. Die gereinigten Teile sollten bis zum nächsten Einsatz sauber und trocken aufbewahrt werden.

Dies alles gilt für normale Abpumpsituationen zu Hause. Wenn für ein zu früh geborenes oder ein krankes Kind in der Klinik abgepumpt wird, gelten meist zusätzliche Hygienemaßnahmen. Auch bei einer Pilzerkrankung der Brust (Soor) oder des Babys kann das zusätzliche Sterilisieren der benutzen Teile in einem Topf mit kochendem Wasser (für ca. fünf Minuten) oder in einem speziellen Sterilisator sinnvoll sein. Alle zum Abpumpen und zum Füttern von Muttermilch verwendeten Hilfsmittel sollten regelmäßig auf ihren Zustand überprüft und defekte oder poröse Teile ausgetauscht werden.

7. Aufbewahrte Muttermilch erwärmen

Frische körperwarme Muttermilch hat eine Temperatur von rund 37 Grad. Diese Temperatur mögen Babys am liebsten. Meist ist es aber auch kein Problem, wenn die Milch ein paar Grad kühler ist, wenn sie kurze Zeit bei Raumtemperatur steht.

Bereits gekühlte oder tiefgefrorene Milch hingegen muss entsprechend erwärmt werden. Das sollte möglichst schonend geschehen, damit die wertvollen Inhaltsstoffe der Muttermilch erhalten bleiben. Darum ist ein das Auftauen im Kühlschrank oder bei Raumtemperatur am geeignetsten. Durch vorsichtiges Schwenken verteilen sich die Bestandteile der Muttermilch gleichmäßig. 

Die Muttermilch kann in einem Wasserbad auf Trinktemperatur (max. 37 Grad) erwärmt werden. Kochendes Wasser oder die Benutzung einer Mikrowelle kann die wertvollen Inhaltsstoffe der Muttermilch zerstören. Zudem besteht die Gefahr, dass sich Hitzenester bilden und sich das Baby beim Trinken verbrüht. Am besten nur in kleinen Mengen aufwärmen, da bereits erwärmte Milch nicht weiter aufbewahrt und verfüttert werden darf, wenn das Kind diese Menge doch nicht benötigt.

8. Füttern von abgepumpter Muttermilch

Gerade in der Lernphase des Stillens gilt es sorgfältig abzuwägen, auf welche Weise zugefüttert wird, wenn dies tatsächlich notwendig oder von den Eltern gewünscht ist. Denn besonders in dieser Zeit hat ein Zufüttern oft nachteilige Auswirkungen auf das Stillen. Zum einen kann die Zufütterung das Prinzip von Angebot und Nachfrage durcheinander bringen. Das gilt besonders dann, wenn nicht mit abgepumpter Muttermilch, sondern mit Pre-Nahrung zugefüttert wird.

Zudem kann die doch sehr andere Saugtechnik an einem Fläschchen dazu führen, dass das Baby irritiert ist und nicht mehr adäquat an der Brust trinkt. Während manche Babys früh problemlos zwischen Flasche und Brust hin und her wechseln, führt es bei anderen zu großen Anlegeschwierigkeiten.

Da man das vorab nie weiß, empfehlen sich für die erste Zeit andere Zufütteroptionen wie die Becherfütterung („Cup Feeding“) oder das direkte Zufüttern mittels einer Spritze und einem dünnen Schlauch (oder alternativ mit einem Brusternährungsset). Diese Methoden sollten sich Eltern immer von Fachpersonal zeigen lassen.

Gute Hilfsmittel erleichtern den Stillalltag

Für spätere und unkomplizierte Zufüttersituationen kann ein Fläschchen verwendet werden, das einen möglichst weichen symetrischen Sauger sowie eine breite Lippenauflage hat. Manche Stillkinder haben Schwierigkeiten, das Fläschchen anzunehmen. Dann kann auch hier die Becherfütterung probiert werden. Kinder im Beikostalter, die schon mit etwas Unterstützung Wasser aus dem Trinkbecher trinken, können auch abgepumpte Muttermilch auf diesem Wege bekommen. 

Wie ein Baby bedürfnisorientiert mit dem Fläschchen gefüttert wird, habe ich hier aufgeschrieben. Wie für alle Schritte der Babyernährung brauchen Eltern vor allem den Blick für die individuellen Bedürfnisse ihres Kindes. Und auch immer wieder ausreichend Geduld.

Gute Hilfsmittel erleichtern also den Stillalltag. Wie schon geschrieben: Eine Milchpumpe ist kein Baby und ein Sauger keine Brust. Aber dennoch helfen gute Produkte dabei, dass bestimmte Lebensumstände und wichtige elterliche Bedürfnisse kein Grund zum Abstillen werden.

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