Vielleicht hattest du vor der Geburt schon eine konkretere Vorstellung, wie die Stillzeit mit deinem Baby aussehen wird. Und vielleicht ist genau es so oder ähnlich gekommen. Vielleicht läuft aber alles ganz anders als erwartet. Ihr musstet schon mehrere kleine oder große Hürden auf der Milchstraße bewältigen – oder seid gerade dabei. Oder du stillst gerade teilweise oder auch gar nicht mehr. Vielleicht ist das Pumpstillen – also das Abpumpen und Füttern von Muttermilch – momentan euer Weg. In jedem Fall gilt: Stillen ist bunt.

Dieser Satz spiegelt so gut die Wirklichkeit der Stillzeit wider. Denn jeder Stillweg ist anders. Und keiner ist besser oder schlechter. Doch manche Wege sind vielleicht leichter, andere schwerer. Stillen heißt nicht nur, das Baby sofort nach der Geburt anlegen zu können, sechs Monate ausschließlich und dann mit ergänzender Beikost bis zum zweiten Geburtstag oder darüber hinaus zu stillen. Und natürlich immer glücklich und entspannt dabei zu sein.

Zu viel Milch, zu wenig Milch

Stillen heißt auch manchmal, dass bange Tage auf der Intensivstation vergehen, bevor ein Baby überhaupt das erste Mal in die Nähe der Brustwarze seiner Mama kommt. Und weitere Wochen vergehen, bis es zum ersten Mal schafft, daran zu saugen. Stillen bedeutet auch manchmal das monatelange Abpumpen und Füttern mit der Flasche, weil es das Baby aus Gründen nicht schafft, direkt an der Brust zu trinken.

Stillen kann bedeuten, dass mehrere Kinder gleichzeitig stillen. Mal sind es Zwillinge oder Drillinge. Mal auch ein Neugeborenes und ein schon älteres Kind. Manche Stillende haben viel zu viel Muttermilch. Andere ringen um jeden Tropfen. Beides kann Probleme verursachen. 

Muttermilch auf vielen Wegen 

Manche Kinder werden an der Brust zugefüttert mit einem Brusternährungsset oder einer kleinen Spritze. Andere Kinder bekommen die Milch ihrer Mama aus einem kleinen Becher oder aus dem Fläschchen.

Mal endet die Stillzeit für die Mutter ungewollt vorzeitig, mal sehnt die Mutter das Ende herbei. Manche Kinder werden ein paar Tage, andere ein paar Monate oder auch Jahre gestillt. Manche Kinder kommen auf besonderem Wege in ihre Familie – so kann auch ein adoptiertes Baby gestillt werden. 

Babyernährung ist bunt

Und auch nicht (mehr) gestillte Kinder erfahren beim Füttern wesentlich mehr als nur das Anreichen von Nahrung. Denn Mahlzeiten – ob gestillt, gefüttert oder als Beikost angeboten – sind immer mehr als „nur“ Nahrungsaufnahme. Sie sind soziale Momente, echte und wichtige Beziehungsmomente.

Eltern nähren nicht nur das Kind, sondern blicken es an, geben Körperkontakt und reden mit ihm. Sie erklären ihrem Kind die Welt auch in der Art, wie sie die Nahrung anbieten und das Kind Essen erfahren lassen. Einem Kind wird Respekt vermittelt, indem es erlebt, dass seine Bedürfnisse Raum haben und es mitbestimmen darf.  Zuwendung und Liebe sind immer wichtige Aspekte bei der Ernährung eines Babys.

Emotionen gehören dazu

Zum Elternsein und auch besonders zum Stillen gehören ganz viele Emotionen. Und das sind nicht immer nur Dankbarkeit und Glücksseligkeit im Oxytocinrausch. Auch Angst, Schmerzen, Unsicherheit und Überforderung gehören mit dazu. Stillen ist bunt. Das sehe ich bei jeder Frau, die ich als Hebamme und Stillberaterin auf ihrem Weg begleitet habe.

Und bei den vielen Müttern, die mit ihren ganz unterschiedlichen Geschichten zu meiner Stillgruppe kamen. Diese Bandbreite liest und sieht man auch auf Blogs oder auf Social Media. Dass Stillen bunt ist, habe ich auch bei meinen vier Kindern erlebt. Keine Stillzeit war wie die andere.

Um die Vielfältigkeit der Stillzeit und der Ernährung von Babys zu zeigen, findest du auf dem Blog unter „Stillen ist bunt“ viele ganz verschiedene Erfahrungen von Eltern. Diese sind so individuell, wie es auch der Weg sein wird, den du mit deinem Kind gehst. 

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Kommentare

Eine Antwort zu „Stillen ist bunt“

  1. K
    Katrin

    Liebe Anja, ich bin immer wieder so froh über Deine tollen Texte, weil sie mir helfen, mich zu sortieren, mich bestätigen in dem, wie wir zu Hause stillen und mir einfach ein gutes Gefühl bereiten. Mein Kleiner ist jetzt 10,5 Monate alt und meine liebe Schwiegerfamilie, oder sagen wir mal, ein Teil davon, ist der Meinung, ich könnte doch jetzt mal endlich abstillen, es sei doch überflüssig, wenn er schon isst (mal mehr, mal weniger…), es könnte ihn ja vielleicht in seiner Entwicklung hemmen, ihn von mir abhängig machen und überhaupt sei er doch kräftig genug (also könnte ich ja wenigstens das nächtliche Stillen lassen…) Anstrengend ist das und macht mir ein blödes Gefühl. Aber wenn ich mich noch mal besonnen, mit dem Vater des Kleinen gesprochen und was von Dir gelesen habe, geht es wieder. Dann weiß ich, so, wir es handhaben, ist es richtig und gut. Bitte schreibe weiter, mir tut das richtig gut!

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